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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Plänen, wie ihr richtig schien.
    »Sie sehen also«, schloß sie, »daß die meisten von uns in ein paar Stunden an Bord eines Flußbootes sind, während Claude und ich uns in der Nähe der Torburg verbergen und auf den Tag warten, wo wir unsern Doppelstreich gegen die Tanu-Sklavenherren führen. Und jetzt steht es Ihnen frei, uns zu verlassen, mein Freund. Nehmen Sie mit sich die tiefempfundene Dankbarkeit unserer Gesellschaft - und der gesamten freien Menschheit! Berichten Sie König Yeochee, was wir zu vollbringen hoffen! Und sagen Sie ihm für mich ... Lebewohl.«
    Der kleine Mann zappelte in ihrem mentalen Griff und zerknautschte seinen spitzen roten Hut in den Händen. Sein fremdes Bewußtsein, selbst dann schwer zu lesen, wenn er es öffnete, war jetzt völlig abgeschirmt. Die Bilder, die durch die Beinahe-Schwärze flackerten, waren von widersprüchlichen Emotionen gefärbt.
    »Sie machen sich Sorgen«, sagte Madame leise.
    »Angélique ...« Worte und Gedanken des Gnoms verwirrten sich: Furcht Liebe Loyalität Mißtrauen Hoffnung Zweifel Schmerz.
    »Lieber kleiner Freund, was ist?«
    »Warnen Sie Ihre Leute!« platzte Fitharn heraus. »Sagen Sie ihnen, sie dürfen keinem Lebewesen zu sehr trauen! Selbst wenn sie Erfolg haben, sollen sie sich an meine Warnung erinnern!«
    Für einen letzten Augenblick sah sein Gesicht zu ihr empor. Dann verschwand er in der Nacht.

8
    Die Goldring-Lady und ihr Haushofmeister verweilten vor der Auslage des Firvulag-Juweliers, während das übrige Gefolge, Leibwächter und Mägde, die Menge der Jahrmarktbesucher daran hinderte, sich zu nahe heranzudrängen.
    »Ob das da passend wäre, Claudius?« fragte die Frau. »Oder ist es vielleicht so groß, daß es vulgär wirkt?«
    Der alte Grauring blickte angewidert auf den Bernstein-Briefbeschwerer, den der Helfer des Juweliers auf einem Samtkissen darbot. »Es sind«, erklärte der Haushofmeister, »Insekten darin.«
    »Aber sie beweisen die Echtheit des Stücks!« protestierte der Juwelier. »Vor Hunderten von Millionen Jahren sind sie im Augenblick ihrer Paarung eingefangen worden! Die beiden Insekten, ein männliches und ein weibliches, innerhalb dieses schimmernden Steins auf ewig in ihrer hochzeitlichen Umarmung vereint! Ist das nicht umwerfend, Erhabene Dame? Rührt es dein Herz nicht?«
    Die Dame sah ihren Haushofmeister schief an. »Findest du es rührend, mon vieux?«
    Die Beredsamkeit des Juweliers steigerte sich. »Es stammt aus den dunkelsten Tiefen von Fennoskandia, von den verhexten Ufern des Schwarzen Sees! Wir Firvulag wagen nicht, diesen Bernstein zu sammeln, meine Dame. Wir erhalten ihn ...« - er hielt dRamatisch inne - »von Heulern!«
    »Tana sei uns gnädig!« flüsterte die Goldring-Dame, die Augen weit aufgerissen. »Ihr handelt also tatsächlich mit den Wilden! Sag mir, guter Juwelier ... sind diese Heuler wirklich so gräßlich anzusehen, wie das Gerücht behauptet?«
    »Einen zu sehen«, versicherte der Kunsthandwerker ihr mit feierlichem Gesicht, »bedeutet, wahnsinnig zu werden.«
    Die Dame warf ihrem silberhaarigen Haushofmeister einen ironischen Blick zu. »Das habe ich vermutet. Ah, ja.«
    Der Gehilfe des Juweliers wagte zu bemerken: »Manche glauben, daß die Heuler in diesem Jahr - wegen der Unruhe, verstehst du - so verwegen waren, nach Süden zu kommen!«
    Die Lady quietschte entsetzt auf.
    Ihr Captal, ein riesiger Mann mit einem Gesicht wie abgestepptes Korduanleder, klatschte mit der Hand gegen das Heft seines Schwertes. »Nur heran, Feind! Hüte dich, wenn du versuchst, unsere edle Herrin zu ängstigen!«
    »Oh, es stimmt, was Galucholl sagt, wackerer Captal«, fiel der Juwelier schnell ein. »Und laß mich dir versichern, daß wir vom Echten Volk deswegen genauso alarmiert sind wie ihr. Te allein weiß, was die häßlichen Teufel wollen. Aber wir werden aufpassen, daß sie sich während der Spiele nicht bei uns einschleichen.«
    Die Frau erschauerte in lustvoller Angst. »Wie aufregend!
    Wie fürchterlich! Wir werden den Bernstein kaufen, Juwelier. Ich bin ganz entzückt von den sich auf ewig liebenden Insekten. Bezahle ihn, Claudius!«
    Brummelnd entnahm der Haushofmeister seiner Gürtelbörse Münzen. Dann fiel sein Auge auf ein Tablett mit Ringen, und er begann zu lächeln. »Ich glaube, davon nehmen wir auch zwei. Wickle sie uns ein.«
    »Aber, Sir!« protestierte der Firvulag. »Die geschnitzten Jett-Ringe haben eine bestimmte symbolische Bedeutung, die dir vielleicht nicht bekannt ist

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