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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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uns, glaube ich, einem Angelpunkt in der Geschichte dieser Exilwelt. Der Angriff auf Finiah war bloß die Ouvertüre. Und wenn ein Machtkampf bevorsteht, ist es dann kein vernünftiger Gedanke, daß wir Menschen alle Zusammenhalten sollten?«
    Er nahm einen Zigarrenabschneider aus der Schublade und benutzte ihn geschickt an der Zigarre. Dann schob er, immer noch lächelnd, das silbrige kleine Instrument Aiken Drum zu.
    Aiken nahm den Zigarrenabschneider und Gomnols unausgesprochenen Gedanken gleichzeitig in Empfang. Er sah sich das Ding an und entdeckte die ins Metall eingeprägten Buchstaben: SOLINGEN - INOX-STAHL.

11
    Gert kam mit finsterem Gesicht zurück in das Passagierabteil. »Hansi glaubt, wir geraten bald in die zweite Serie von Stromschnellen. Setzt den Skipper lieber wieder zusammen.«
    Amerie beugte sich Über eine auf dem Rücken liegende Gestalt. »Wir arbeiten gerade an ihm. Noch fünf Minuten.« Häuptling Burke hielt den einen Arm fest und Felice den anderen. Uwe und Basil standen bereit, die Beine zu packen. »Jetzt«, sagte die Nonne. Sie spritzte dem Bewußtlosen das Stimulanz in die Schläfe und machte gleich eine zweite Injektion fertig. Der kleine Monitor, der auf die Stirn des Mannes geklebt war, begann auf allen vier Quadranten die Farbe zu verändern.
    Blutunterlaufene haselnußbraune Augen öffneten sich ruckartig. Von den geschwollenen Lippen kam ein Krächzen. »Gott... ah, Gott!« Und nun schrie er. Es war ein Laut bitterer Hoffnungslosigkeit und physischer Qual. Sein Körper wölbte sich krampfhaft mit so Übermenschlicher Gewalt, daß die vier Leute ihre ganze Kraft brauchten, ihn auf dem Deck festzuhalten.
    »Ahh! Was habt ihr gemeine Bande mir angetan? Was habt ihr gemacht? Ihr habt ihn abgenommen, ihr verdammten Affen! Das habt ihr getan. Er ist weg! Weg ...«
    Tränen rannen Über die stoppligen Furchen seiner Wangen. Der Bootsmann heulte wie ein Tier. Amerie behielt den Stirn-Monitor im Auge. Sie war weiß vor Zorn Über das, was sie tun mußten. Die einstmals so adrette grüne Jacke des dünnen grauhaarigen Mannes war jetzt von den Foltern, die er bei seinen Entführern erlitten hatte, befleckt mit Erbrochenem und Blut und Staub. Um seinen sonnengebräunten Hals zog sich ein Ring blassen Fleisches, wo der graue Ring gesessen hatte.
    Sie befanden sich seit zwei Tagen auf dem Fluß, und dies war das sechste Mal, daß sie den Bootsmann ins Bewußtsein zurückriefen. Gert und Hansi konnten das Boot auf den glatten Strecken der Rhône steuern, aber in gefährlichen Gewässern brauchten sie die Hilfe des Skippers - und jedes Mal, wenn sie ihn aufweckten, wurde sein Schreien schlimmer. Nur ein paar unter den in Finiah gemachten Gefangenen, denen der Ring abgenommen worden war, hatten so schwere Entzugssymptome gezeigt wie dieser Mann, und jene Menschen hatten während der ersten und schmerzhaftesten Zeit schwere Beruhigungsmittel bekommen.
    Aber den Rhône-Schiffer konnten sie nicht schlafen lassen.
    »Um Gottes willen«, sagte Häuptling Burke, »hauen Sie dem armen Meschuggenen die Nadel rein!«
    Amerie widersprach: »Er hat die erste Injektion noch nicht richtig absorbiert. Wollen Sie, daß er uns unter den Händen stirbt? Es hängt jetzt an einem Haar. Sehen Sie sich den Körperfunktionsmonitor an ... Felice! Dring in seinen Geist ein!«
    Die Schreie erstarben zu einem Gurgeln. Die Nonne drehte den Kopf ihres Patienten, so daß er dünnen Schleim aushusten konnte. Felices Augen verschleierten sich; Schweiß trat auf ihre Stirn. Die Aufregung des Bootsmannes milderte sich unter der Droge und dem Druck der koerziblen Macht Felices. Von neuem wechselten die Farben auf dem Stirn-Monitor.
    »Gut«, sagte Amerie. Sie gab ihm das Sedativum und danach eine sorgfältig zusammengestellte Mischung eines Euphorikums mit einem Aufputschmittel. Der Skipper schien sich zu entspannen.
    »Komm heraus, wenn du denkst, die Medikamente beginnen zu wirken«, sagte die Nonne zu Felice.
    »Himmel, was für ein Aufstand.« Die Athletin ließ den schlaffen Arm los, den sie umklammert hatte. Burke und Basil zogen den benommenen Bootsmann auf die Füße.
    Uwe fragte leise: »Wird er es aushalten? Wie sieht er von innen aus, Baby?«
    »Ich kann nichts weiter tun, als den Mann zu koerzieren«, erwiderte Felice. »im Redigieren bin ich nicht gut. Er braucht eine erstklassige Überholung, und dazu bin ich nicht imstande. Ich glaube, er steuert das Boot jetzt nach dem Sitz seiner Hosen. Wenn er noch nicht völlig

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