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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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eines geschundenen Zentauren mit bloßliegenden Muskeln und Sehnen und Blutgefäßen focht, um seine Gegner mit Entsetzen zu schlagen, und sogar der alte Pallol Einauge, der Firvulag-Schlachtenmeister, hatte sein zwanzig Jahre langes Schmollen abgebrochen und war zurückgekehrt.
    Schätzungsweise lagerten bereits 50000 der Kleinen Leute auf der Ebene - fast zwei Drittel der gesamten Firvulag-Bevölkerung. Etwa die Hälfte davon waren Kämpfer, und sie Übertrafen die Tanu-Ritter und ihre menschlichen Hilfskräfte im Verhältnis von rund zwei zu eins. Beinahe die gesamte Kavallerie des Vielfarbenen Landes würde gegen diese Konzentration des Feindes eingesetzt werden müssen.
    Firvulag-Händler bedrängten Katlinel, als sie zwischen den Lagerfeuern und den fröhlichen Gruppen von Schmausenden und Tanzenden hindurchritt. Man bot ihr auf beiden Seiten Schmuck und Kostbarkeiten an, denn in diesem Handwerk zeichneten sich die Firvulag vor allem aus. Auch Verkäufer von Süßigkeiten und Salznüssen und starkem Apfelwein und seltsamen angereicherten Weinen waren da. Doch Katlinel widerstand ihrem Betteln. Erst als sie das Ende der langen Straße erreicht hatte und ziellos zwischen den viereckigen schwarzen Zelten des bescheideneren Volkes dahinritt, unterlag sie schließlich der Versuchung in Gestalt eines koboldhaften kleinen Mädchens mit dicken blonden Zöpfen und einem niedlichen scharlachroten Spitzhut. Es bot Flakons aus geschnitztem Myrthenholz an, die mit einem wundervollen Parfüm, destilliert aus Waldblumen, gefüllt waren.
    »Danke, Lady!« Die winzige Verkäuferin nahm die Bezahlung mit einem Knicks entgegen. »Bei uns heißt es, daß die Dame Hesperis einen Duft verströmt, dem selbst der unwilligste Jüngling nicht zu widerstehen vermag.«
    Katlinel lachte. »Ich werde daran denken, das Parfüm mit Vorsicht zu tragen.«
    »Also, ich habe gehört«, war die kecke Antwort, »daß einige von euren Tanu-Herren alle Hilfe brauchen, die sie bekommen können.«
    »Das werden wir bei den Spielen sehen.« Damit ritt Katlinel lächelnd weiter.
    Sie geriet in ein Gebiet, das mit Speise- und Trinkzelten Überfüllt war, und da setzte sich ein anderes Chaliko an ihre Seite. Ein betrunkener Oger taumelte nach draußen und faßte die Zügel ihres Tieres. Doch der Reiter des anderen Chalikos griff ein, noch ehe Katlinel eine schützende Illusion spinnen konnte. Ein mentaler Bolzen schleuderte den Firvulag-Lümmel in die Arme seiner grölenden Kumpane. Sie zerrten ihn mit einer flüchtigen Entschuldigung wegen der Belästigung weg.
    »Ich stehe in deiner Schuld, Erhabener Lord.« Katlinel neigte den Kopf vor ihrem Retter.
    Er war schön, groß und breitschultrig, und er trug eine eng anschließende Kappe unter einem Visierhelm, der mit einer kleinen goldenen Krone geschmückt war. Die Kappe versteckte Haar und Kehle und fiel als ein sehr kurzes Cape Über seine Schultern, und an den Rändern war es festoniert und mit Juwelen besetzt. Strümpfe und Wams waren dunkelviolett.
    »Es war mir ein Vergnügen, Erhabene Dame. Ich fürchte, einige meiner Landsleute feiern verfrüht und mit allzu großer Begeisterung.«
    Sie ritten zusammen weiter, und Katlinel betrachtete ihn mit unverhohlener Überraschung. »Du setzt mich in Erstaunen, Lord. Da dein Hals bedeckt ist, hielt ich dich irrtümlich für einen meines eigenen Volkes.«
    »Und welches ist das?« fragte er, und seine gebildete Stimme hatte eine ganz schwache Spur von Spott.
    Katlinel errötete und faßte die Zügel fester, bereit, ihr Chaliko von dem Emporkömmling wegzutreiben. Doch der Mann streckte die Hand aus, und das Tier stand still.
    »Verzeih mir meine impertinenz, Lady. Das war ungehörig. Aber offensichtlich stammt deine Schönheit von menschlichem ebenso wie von Tanu-Blut her. Und dein silbernes und grünes Gewand verrät mir, daß du - ebenso wie ich - zu den Illusionsspinnern gehörst und eine von seltener Macht bist. Du bist mit Recht Über mein unhöfliches Geschwätz ärgerlich, aber wenn du das vergessen und statt dessen an den kleinen Dienst denken willst, den ich dir habe erweisen dürfen, können wir vielleicht für ein paar Augenblicke länger miteinander reiten und uns unterhalten. Ich habe große Wißbegierde, was dein Volk angeht.«
    »Und außerdem eine kluge Zunge, Firvulag-Lord! ... Nun gut, du darfst für kurze Zeit mit mir reiten. Ich bin Katlinel mit dem Beinamen die Dunkeläugige, und ich sitze an der Hohen Tafel auf dem allerniedrigsten Stuhl,

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