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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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das schon so? Angélique -warum hast du es mir nicht erzählt?«
    »Ich habe Ameries Medikamente genommen. Was hätte ich sonst tun sollen? Du wärest für nichts und wieder nichts verängstigt worden. Sprich nicht mehr davon! Es ist Zeit zu gehen. Und bald wird es keine Rolle mehr spielen.«
    »Gottverdammt nochmal, wir werden entkommen!« behauptete er mit rauher Stimme.
    Sie trat zurück, und er entfernte die obere Lage Steine von der Granitmauer und genug aus dem Zentrum der Barrikade, daß sie sich beide hindurchquetschen konnten. Eine unterspülte Akazie legte sich draußen wie ein Vorhang vor die Öffnung. Dahinter war der tiefe, ausgetrocknete Wasserlauf, in dem Anglique vor vier Jahren den ersten Unterschlupf in der Pliozän-Welt gefunden hatte.
    Es war Claudes Idee gewesen, sich hier zu verstecken, nicht einmal einen Kilometer von dem Ort des Zeitportals entfernt. Unter dem Schutz ihrer Illusion der Unsichtbarkeit waren sie vor sechs Tagen in den mondlosen Stunden hergekommen und hatten sich in der Wand des Steilufers eingegraben. Dazu brauchten sie nur das Loch zu vergrößern, das die Wurzeln des umgestürzten Baums bereits gerissen hatten. Dann bauten sie eine Mauer mit Steinen aus dem Flußbett. Des Nachts wagten sie sich von Zeit zu Zeit hinaus, wenn Angéliques metapsychische Sinne ihnen sagten, daß es gefahrlos sei. Das Loch war zu einer Kammer vergrößert worden, in der man fast stehen konnte, drei Meter lang und zwei tief. Es hatte ihnen dort gefallen.
    Als sie zum letzten Mal ins Freie krochen, hörte Claude Angélique halb scherzend zum Abschied murmeln: »Adieu, petite grotte d'amour.«
    Er sagte: »Zwei alte Spinnen in ihrem Loch, meinst du wohl. Aber du hast mich nicht aufgefressen, ma vieille! Trotzdem - es ist ganz gut, daß unsere Zeit kurz bemessen war.«
    >>Sie war lang genug«, antwortete sie, und ihre Gedanken waren ganz Lächeln. »Nur glaube ich, jetzt haben wir beide den Punkt des plus qu'il n'en faut erreicht ... mehr als genug.«
    Sie gab ihm den Bernstein mit der Botschaft, die sie unterschrieben hatte. Dann bedeckte sie ihn und sich mit ihrem mentalen Mantel. Sie kletterten die steile Wand hinauf. Die Savannen-Ebehe lag etwa vier Meter höher als das Flußbett. Von der Burg aus hätte man ihr Versteck nur dann fernwahrnehmen können, wenn ein mächtiger Metapsychiker bewußt nach ihnen gesucht und auf ihre Illusion besonders achtgegeben hätte. Sie hatten nur ein kurzes Stück zu gehen und nur Augenblicke zu warten, um die selbstgestellte Aufgabe zu erfüllen. Und dann - zurück in das Versteck, wo sie das Beste hoffen wollten, falls Alarm gegeben wurde ...
    Letzte Nacht - oder vielmehr früh an diesem Morgen - hatten sie herauszufinden versucht, was aus den Saboteuren geworden war. Madame hatte sich angestrengt, mit den Ohren ihres Geistes Über die vielen Kilometer hinweg, die sie von der Balearischen Halbinsel trennten, etwas aufzufangen ... Aber das ferne Gemurmel ließ sich einfach nicht fein abstimmen. Sie konnte nichts hören und wagte nicht zu rufen. Und deshalb hatten sie beide einfach für ihre Freunde gebetet, sich von neuem geliebt und geschlafen. Angélique erstickte ihr Husten in den Decken. Ihr mentaler Wecker meldete sich zur vorbestimmten Zeit.
    So unsichtbar wie der Morgenwind näherten sie sich der Menschenansammlung in der Nähe des Zeitportals. Im Osten war der Himmel jetzt grünlich-gelb. Der Tag würde heiß werden. (Aber ihre Höhle war kühl gewesen, und sie hatten reichlich Wasser und Essen und weiche Dekamol-Betten gehabt, und so waren die kurzen Tage mühelos vergangen. Er hatte ihr von Gen und sie ihm von Théo erzählt, und dann hatten sie sich gegenseitig erforscht, wie es nur die weisen Alten können, die Glücklichen, die immer noch stark und empfänglich für die Gefahr sind - denn das Nebennierenmark, das das Adrenalin produziert, birgt das große Geheimnis alter Liebender, aber nur für die Tapferen.)
    Sie waren beinahe am Portal. Es war beinahe Zeit.
    ... Und die Welt um sie wurde plötzlich schwarz.
    Beide schrien laut auf. Der Schall pflanzte sich nicht fort. Sie schienen noch auf festem Boden zu stehen, doch Überall ringsum war Dunkelheit ... bis ein nadelspitzengroßes Licht erschien, das zu einer Sonne, zu einem glühenden Gesicht, zum Gesicht Apollos anschwoll.
    »Ich bin Nodonn.«
    Nun ist es aus, sagte Claude zu sich selbst. Und nun wird sie mit ihrem Schuldgefühl sterben.
    Eine Stimme sprach laut. Sie wußten, daß niemand außer

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