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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Manifestation der Kräfte geweiht - wonach sich die Feinde trennten, ein letztes Festmahl veranstalteten und die Götter anriefen. Bei Sonnenaufgang würden dann die Feindseligkeiten beginnen. In der Praxis waren die großen Hauptleute schon seit Hunderten (oder sogar Tausenden) von Jahren ausgewählt und traten jetzt nur vor, um sich der Herausforderung von Usurpatoren ihres Privilegs zu stellen. Erfolgte sie, konnten beide Parteien ihre metapsychischen Kräfte an Ort und Stelle beweisen und von der Kampfgesellschaft ihrer jeweiligen Rasse beurteilen lassen. Den amtierenden Champions stand außerdem das Recht zu, sich mit den Herausforderungen zu jeder Zeit während der Hohen Mêlée sowohl mit Waffen als auch mit Metafunktionen zu duellieren.
    Als Verlierer des ganzen vorjährigen Wettstreits präsentierten die Firvulag ihre Hauptleute zuerst. Die königliche Plattform war zu einer viel größeren Estrade der Herausforderung erweitert worden. Die beiden Könige und die nicht-kämpfenden Adligen thronten ein gutes Stück außer Reichweite jedes mentalen Irrläufers. Von den Rivalen erwartete man, daß sie ihre Psychoenergie aufeinander beschränkten -aber es hatte auch schon Unfälle gegeben, und deshalb stellte sich eine Truppe von Schirmbeschwörern aus der PK-Gilde rings um die Bühne auf und schützte die Menge mit einer unsichtbaren Mauer. Dann nannte der Tanu-Marschall des Sports die Firvulag-Großen, die einfach vortraten und sich, wenn keine Herausforderung aus den unteren Dienstgraden kam, tinter dem Applaus der versammelten drei Rassen zurückzogen.
    Die Vorstellung der Firvulag-Führer erfolgte schnell, beinahe oberflächlich. Medor, Ayfa, Galbor Rotmütze, Skathe, Nukalavee der Hautlose, Tetrol Knochenzermalmer, Bles Vierzahn, Betularn von der Weißen Hand und schließlich Sharn-Mes erhielten alle Beifall und blieben ohne Herausforderung. Zuletzt nannte König Yeochee den Firvulag-Schlachtenmeister. Es war ein gewaltiger, aber allgemein erwarteter Bruch mit der Tradition der zurückliegenden unglücklichen Jahre. Denn es war nicht Sharn der Jüngere, der die undankbare Aufgabe während der letzten zwanzig Wettstreits erfüllt hatte - sondern Pallol Einauge selbst.
    Der jähzornige alte Einwanderer, gigantisch mit seiner vollen Obsidian-Rüstung und dem monströsen Helmschmuck, stieg unter tumultuarischem Beifallsgeschrei zur Estrade der Herausforderung empor. Es gab viele - Tanu und Firvulag ebenso wie Menschen -, die niemals eine Manifestation seiner Kräfte gesehen hatten. Andere scherzten jetzt, wo er nach langer Abwesenheit zum Wettstreit zurückgekehrt war, seine Fähigkeiten seien vom Brachliegen sicher verkümmert. Keiner wagte, ihn herauszufordem. Aber da er den Regeln nach als Neuling galt, war er verpflichtet, seine primäre Metafunktion vor allen Versammelten zu demonstrieren.
    Pallol stand mit weit gespreizten Beinen, die dornenbesetzten Arme ausgebreitet. Er bog sich nach hinten, so daß er direkt in die hochstehende Sonne zu blicken schien. Sein Visier blieb geschlossen, aber die ehrfürchtig schweigenden Zuschauer wußten trotzdem, daß es nicht ein Auge verbarg, sondern zwei. Das rechte war normal und hatte eine tiefrote Iris. Das linke war von unergründlicher Farbe und für gewöhnlich von einer Klappe bedeckt, jetzt jedoch zweifellos nackt und fürchterlich.
    Am Himmel entstanden Wolken, heraufbeschworen von der schrecklichen kreativen Kraft des alten Oger. Sie waren dick und dunkel und niedrig, und unnatürlich rötliche Blitze zuckten in ihren Tiefen. Das Monster in seiner schwarzen Rüstung stand unbeweglich. Das Helmvisier öffnete sich langsam von selbst.
    Purpurne Zwillingsentladungen schossen aus den Wolken in Pallols gepanzerte Handflächen und erzeugten markerschütternden Donner. Aus dem Schlund des Helms fuhr ein ununterbrochener scharlachroter Strahl himmelwärts und bohrte sich einen Tunnel durch die Wolke wie eine Kanonenkugel durch eine Schneebank. Die Sonne illuminierte Pallols Auge. Das Visier schloß sich. Der Himmel wurde blau.
    »Slitshal, Pallol!« riefen die Kämpfer der Firvulag. »Slitshal, Pallol Schlachtenmeister! Slitshal!«
    König Yeochee erhob sich von seinem Thron und rief laut: »Wir bestätigen Pallol Einauge als Schlachtenmeister, der unsere Rassenehre in diesem Großen Wettstreit verteidigen soll!«
    Damit endete die Firvulag-Manifestation der Kräfte, und die Tanu schickten sich an, die Estrade der Herausforderung zu besteigen. An dem Punkt des

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