Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
Protokolls hatten in früheren Jahren viele der Kleinen Leute unter den Zuschauern die Neigung gezeigt, unhöflich zu verschwinden, denn zu dieser Zeit des Tages waren sie nicht nur entsetzlich hungrig, sie verschmorten auch in ihren Rüstungen oder der schweren Kleidung unter der Mittelmeersonne. Aber diesmal blieben die Firvulag an ihren Plätzen. Gerüchtweise war verlautet, es werde zu einer weite Kreise ziehenden Umwälzung der Tanu-Hierarchie kommen, und den Spaß wollte sich keiner der Kleinen Leute entgehen lassen.
    Es begann recht zahm damit, daß die Tanu-Großen niedrigsten Ranges sich zur Akklamation zeigten. Bleyn, der psychokinetische Mischling, wurde nicht herausgefordert, und nach ihm kam Alberonn Gedankenfresser, ein weiteres Halbblut, der sich seinen Sitz an der Hohen Tafel durch kreative Meisterschaft in der Schlacht verdient hatte. Und darauf traten Lady Bunone Kriegslehrerin in ihrer silbergrünen Rüstung mit dem Habichtschnabelhelm vor und Tagan, Lord der Schwerter. Diese beiden waren vor allem verantwortlich für die Ausbildung der Grauring-Krieger, und die Menschen und Mischlinge in der Menge jubelten ihnen mit höchster Lautstärke zu.
    Nach den Kampfspezialisten war die Reihe an den Gilden-Präsidenten. Altem Brauch zufolge durften sie einen Vertreter in den Kampf schicken, wenn sie keine Neigung verspürten, sich persönlich auf dem Schlachtfeld zu betätigen. Doch einer Herausforderung mußte sich jeder in einer Manifestation der Kräfte selbst stellen.
    Der Marschall des Sports kündigte an: »der Präsident der Gilde der Redakteure, Dionket Lord-Heiler!«
    Ungerüstet und mit leeren Händen bestieg die hagere Gestalt in einer einfachen Scharlach und weißen Robe die Estrade.
    »Gibt es eine Herausforderung?«
    Es gab keine. Dionket winkte, und ein hochgewachsener Krieger, der eine rubinfarbene Rüstung trug, kam und stellte sich neben ihn. »Ich beauftrage Lord Culluket, des Königs Inquisitor, als Zweiter Redakteur die Ehre unserer Gilde im Großen Wettstreit zu verteidigen.« Die beiden zogen sich unter Applaus von Tanu und Menschen zurück. Die Firvulag summten spöttisch.
    »der Präsident der Gilde der Psychokinetiker, Nodonn Lord von Goriah!«
    Der Rosig-Goldene trat vor, nicht um Anspruch auf die Führerschaft als Lord-Psychokinetiker zu erheben, sondern um auf eine Herausforderung zu warten. Es wurde natürlich keine ausgesprochen, und so ernannte er seinen Bruder Kuhal Erderschütterer als Vertreter, denn er selbst mußte sich seiner Aufgabe als Schlachtenmeister widmen. Als die beiden die Stufen hinabstiegen, war der Tanu-Beifall lauter, der menschliche entschieden gedämpft und das Summen der Firvulag bösartiger.
    »der Präsident der Gilde der Koerzierer, Sebi-Gomnol Lord-Koerzierer!«
    Die lärmende Menge verstummte mit einem Schlag.
    König Thagdal erhob sich in seiner flammenden Diamantenrüstung von seinem Thron. »Da unser lieber Sohn Sebi-Gomnol in Tanas Frieden eingegangen ist, erklären wir das Präsidentenamt der Koerzierer-Gilde für vakant und fordern Bewerber auf, sich in dieser Manifestation der Kräfte zu bewähren!«
    Imidol, der Saphir-Titan, bestieg die Estrade unter tosendem Beifall der Tanu. Dann nahte sich eine weitere hohe Gestalt, deren blaue Rüstung und behelmter Kopf von einem Kapuzenmantel aus dunkelbronzenem Brokat verhüllt waren. Der Marschall des Sports räusperte sich.
    »Ehrfurchtgebietender König und Vater! Edle Kampfgesellschaft der Tanu! Hier vor euch stehen Lord Imidol ...«
    Jubelrufe und Hohngeschrei.
    »... und Leyr der Verbannte, Vorgänger Semi-Gomnols als Präsident der Koerzierer-Gilde.«
    Aufkeuchen und Buh-Rufe waren von Tanu wie von Firvulag zu hören, als der bronzene Mantel niedersank. Der abgesetzte Lord-Koerzierer stand würdevoll neben seinem finsterblickenden jungen Rivalen.
    Lange Zeit blieb Thagdal stumm. Er hatte natürlich gewußt, was im Gange war. Und vor Tausenden von Jahren auf dem fernen Duat hatte ein anderer abgesetzter und exilierter Großer gewagt, ein Comeback zu versuchen, deshalb gab es einen Präzedenzfall. Er wandte sich an die beiden: »Wollt ihr hier und jetzt eine Manifestation, oder wollt ihr ein Duell?«
    Und Imidol antwortete, wie es sein Recht als Mitglied der Hohen Tafel war. »Wir wollen uns in der Hohen Mêlée in dem Augenblick, den die Göttin wählen mag, bis zum Tod duellieren.«
    Die Tanu-Zuschauer klatschten steif, während die Kleinen Leute buhten und kreischten, weil sie den Feind in

Weitere Kostenlose Bücher