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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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du machst weiter. Finde irgendwo die Kraft! In einem anderen Raum, einer anderen Zeit? Wen kümmert es, woher die Kraft kommt? Du mußt sie nur fokussieren. Sprenge! Spreng noch einmal! Noch einmal! Und jetzt so nahe daran. Und jetzt ... jetzt ... ja. Du bist durch!
    Durch?
    Lachen. Sieh, Felicia Tonans, unwissendes Kind, Schleuderin von mentalen Bitzen! Sieh, was du getan hast! Du hast alles versaut!
    Du hast den Einschnitt auf deinem Weg westwärts seichter und seichter und dadurch schwächer werden lassen. Und jetzt wird der Durchbruch, wenn er kommt, zu einer lächerlichen Antiklimax. Die Rinne liegt kaum einen Meter unter dem natürlichen Meeresniveau. Der Atlantik tritt schüchtern ein, tröpfelt Über den rauhen heißen Boden deiner inkompetenten Spalte. Es ist viele Millionen Jahre her, daß das Wasser in dieser Richtung geflossen ist, auf das Leere Meer zu. Der Weg ist ihm fremd ...
    »Felice, um Gottes willen! Das ist Pfuscherei - das Wasser sickert nur so eben! Begradige dies verdammte Gefälle!«
    Sie sank in sich zusammen, die Hände immer noch um die Seile geklammert. Die Schutzblase wurde dünn. Hitze stieg rings um sie auf. Mit ihr kam ein Geruch nach Steinstaub und geschmolzenen Mineralen.
    »Müde. So müde, Steinie.«
    »Mach weiter! der Fels darunter ist entlang der Hauptverwerfung ganz durchlöchert. Los, los, schlag zu, sag ich dir! der Fels wird unter dem Wasserdruck reißen, wenn du den Einschnitt nur tief genug machst. Siehst du das denn nicht mit deiner blöden Röntgenstrahlen-Vision?«
    Sie antwortete nicht, beschimpfte ihn nicht einmal, schwankte nur mit geschlossenen Augen ein bißchen. Ihre kleinen nackten schmutzigen Füße versuchten, an der gepolsterten Reling der Gondel Halt zu finden.
    Er brüllte sie an: »Tu es, du allmächtige Trine! Du kannst jetzt nicht aufhören! Gott - du hast gesagt, du würdest es schaffen!« Die Gondel schaukelte unter der Heftigkeit seines Zorns, seiner Furcht, seiner Scham.
    Felice nickte langsam. Irgendwo mochte sie die Kraft finden, die sie brauchte.
    Ruf sie! Such sie! Such sie unter diesen infantilen, unzusammenhängenden Lebensfunken, die den Geist der Pliozän-Erde darstellen. Die Zwei-in-Einer (jetzt merkwürdigerweise getrennt) lehnen dich ab, wie du es dir gedacht hast. Und der Viele-in-Allem soviel weiter weg, der dir auf dem Fluß Rhône schon einmal geholfen hat, hält sich jetzt zurück und versucht, dir andere Wege zu zeigen. Aber du hast gewählt, und es muß sein, und es gibt eine einzige andere Quelle der Energie, so hell, so wach, die sich nicht von dir abkehren wird. Ja, hier ist eine bessere Einheit für dich, hier ist Kraft, die dich nach Höhe und Tiefe und Breite mindestens bis zum Ende im Überfluß füllt. Also nimmst du sie an. Die Energie kommt. Du bündelst sie mit deiner kreativen Meta-
    Funktion, formst, komprimierst, wandelst um. Und dann schleuderst du sie hinab ...
    Da der metapsychische Schirm nicht mehr vorhanden war, wurde der Ballon von der vollen Wucht der Schockwelle getroffen und weit nach oben und zur Seite geschleudert. Ein lauter Aufschrei kam von Stein und von jemand anders. Die Körper in der Gondel flogen hilflos wie Puppen umher, krachten gegen Dekamol-Oberflächen, gegen schmerzendes menschliches Fleisch und Bein.
    Taub geworden, kämpften Stein und Sukey in dem wild schaukelnden Korb. Keiner konnte dem anderen helfen. Die widerstandsfähige Hülle blähte sich, berührte den heißen Grill des Generators, prallte jedoch unversengt ab und begann zu kreiseln. In einer Spirale aufsteigend, löste sich der Ballon endlich von der Sturmzelle ionisierter Turbulenz. Was eine verzerrte, knatternde rote Blase gewesen war, glättete und rundete sich. Der Ballon segelte durch hohe dünne Luft und senkte sich langsam auf gleichbleibende Höhe nieder.
    Stein wagte es, sich zu erheben, hinauszublicken.
    Unten floß der Wasserfall des westlichen Ozeans.
    Der ganze Rauch und Staub strömte Über den Atlantik und machte es Stein leicht, zu sehen, was sie getan hatten. Der Riß im Isthmus verbreiterte sich vor seinen Augen. Braune und gelbe Felsen zu beiden Seiten schienen im Druck der Strömung wie Zucker zu schmelzen. im Osten ergoß sich der Katarakt auf einer fast zehn Kilometer breiten Front in das Leere Meer. Eine gräulich-braune Nebeldecke aus schwebendem Staub, der die Wassertröpfchen verschlammte, verbarg den Boden des Alborän-Beckens.
    Stein hörte Sukeys Stimme. Sie mühte sich auf die Füße und stellte sich

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