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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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schweren Klauen der Reittiere auf den Hügel sich Überlappender schwarzer Schilde niedersausten, zerstreuten sich die Fußsoldaten und schlüpften unter die großen Tiere. Sie schlitzten ungepanzerte Bäuche mit Dolchen auf und schwangen Äxte gegen die verwundbaren Beinsehnen der Chalikos.
    »Ich will verdammt sein!« rief Pallol aus.
    Die Grauring-Truppe löste sich auf. Tiere mit zerschnittenen Flechsen und tödlichen Wunden warfen ihre Reiter ab und taumelten schreiend und Über ihre hervorquellenden Eingeweide stolpernd umher, bis sie starben. Es galt nun noch, mit den sattellosen Menschen fertigzuwerden. Doch beim Nahkampf waren die Kleinen Leute durch ihre größere Zahl im Vorteil, obwohl die Grauen oft körperlich stärker waren und von ihren barinertragenden Offizieren gezwungen wurden, bis zum Tod zu kämpfen. Visionen von fechtenden Kobolden und anderen Geistern und Gespenstern kamen und gingen inmitten des Getümmels. Der Äther pulsierte vor schrecklichen mentalen Projektionen. Dem menschlichen Goldring-Offizier im Blau der Koerzierer gelang es, ein halbes Dutzend Firvulag niederzustrecken und zu Tode zu hacken, bevor er unter einem Gewirr von verstümmelten Leichen verschwand. Es war offenkundig, wer jetzt die Oberhand hatte.
    »Dieses Bauchaufschlitz-Manöver ist nicht schlecht«, mußte Pallol zugeben.
    »Die Menschen wandten es in Finiah an«, sagte Sharn. »Es wurde von einem Metallwerker der Geringen eingeführt, der während des Kampfes eine Führerrolle Übernahm. Später erzählte er, die Taktik sei Tradition bei der ethnischen Gruppe, von der er abstammt. Und stell dir vor, das Durchschneiden der Flechsen war der Vorschlag einer Heiligen bei den Geringen. Sie hatte gesehen, wie die schreckliche Morigel es tat, als sie Epone ermordete.«
    »Morigel? der Rabe? Oh, du meinst dies menschliche Ungeheuer Felice.« Pallol schüttelte seinen furchterregenden Raubtierkopf. »Te sei Dank, die ist nicht mehr dabei! Es geht das Gerücht, sie sei den Klauen des Schönen Cull entronnen und in einer großen Kugel aus kochendheißem Blut davongeflogen. Blödes abergläubisches Gewäsch! Aber wohin sie auch gegangen sein mag, ich hoffe, daß sie dort bleibt!«
    Die Firvulag hatten inzwischen die letzten Kavalleristen abgeschlachtet und hoben nun ihre Lanzen, auf denen dreißig abgeschlagene Köpfe noch mit federgeschmückten Bronzehelmen steckten. Ein Kopf mit einem Helm aus blauem Glas und zerzausten goldenen Federn wurde auf die Spitze seiner eigenen Standarte gespießt. Das Visier war offen, und die toten Augen schienen leicht erstaunt auf das blutbefleckte azurblaue Banner niederzublicken.
    Die Phalanx der Kleinen Leute eilte auf die versammelten Anführer zu. »Manifestiere, Schlachtenmeister!« heulten die Zwerge und umtanzten Pallol und Sharn. »Manifestiere - wie in der guten alten Zeit!«
    »Männer ... ich bin stolz auf euch!« krächzte der Dämonen-Otter und schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. »Verlaßt euch darauf, ich werde für euch manifestieren!«
    Er hob den Opal-Deckel von seinem Auge und sengte alles Fleisch von den schwankenden Köpfen. Die weißen Schädel flogen hoch und kreisten wie ein Meteorenschwarm dicht Über den Speerspitzen der jubelnden Krieger. Dann schossen sie nieder und landeten so auf der Seitenlinie, daß sie eine Pyramide bildeten, aus der das geschändete Emblem hervorstach. Jeder einzelne Schädel war jetzt mit schimmerndem Gold Überzogen und brauchte von den Trophäenmachern nur noch aufgesammelt zu werden.
    »Slitshal, Pallol!« brüllte die Phalax. Ihre frischgereinigten Waffen schwingend, stürzten sie davon, um den Feind von neuem zu stellen.
    In einem Durcheinander von Gliedmaßen lagen zwei Firvulag-Leichen und ein menschliches Wesen, das nur so tat, als sei es tot, und dabei betete, es möge bis zum Sonnenuntergang unentdeckt bleiben und dann desertieren können.
    Mit großer Vorsicht tastete Raimo Häkkinen wieder die Region seines hochaufragenden Rumpfes ab. Wieder war da nichts als das gedämpfte Ping, als der glasplattierte Handschuh gegen den Schuppenpanzer Über seinem Hintern stieß. Verdammt! Schon wieder vergessen. Er hatte keine Hüfttasche. Er hatte keine Flasche mit gutem alten Hudson's Bay Demerara. Nicht einmal Wasser. Oberhaupt nichts zu trinken, wenn einer keinen Geschmack an Blut hatte. Aus dem Ventilierungsschlitz in dem Visier seines rosa Glashelms kam ein schwaches Schluchzen. Es blieb in dem Kampfgetümmel rings um ihn ungehört

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