Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
füllte. In wenigen Minuten hatte er völlig die Orientierung verloren. Er hatte keinen Anhaltspunkt, der ihm den Weg zur Küste gezeigt hätte, keine sichere Fluchtroute.
    »Was soll ich nur tun?« wimmerte er.
    Bis zum Sonnenuntergang am Leben bleiben, erinnerte etwas ihn, denn dann gab es eine Pause von drei Stunden, während das Feld von Verwundeten und Toten gesäubert wurde. Wenn es ihm gelang, sich bis dahin zu verstecken ...
    Er stolperte Über die beiden enthaupteten Firvulag und hielt in seiner ziellosen Flucht inne. Auf der Ebene gab es keine natürliche Deckung - also warum nicht? immer noch in dichte Staubwolken eingehüllt, warf er sich nieder und grub sich zwischen ihre dunkeltropfenden Glieder ein. Dann zog er sein Bewußtsein in diesen unzulänglichen kleinen Zufluchtsort zurück, den Aiken ihn zu benutzen gelehrt hatte, als die Frauen ihn an den Rand des Wahnsinns trieben. Falls nicht jemand einen Gedanken direkt auf ihn richtete, war er sicher. Fast alle Empfindungen, fast alle Schmerzen hörten auf. Raimo Häkkinen wartete.
    Die Sonne stieg hoch, erhitzte die Weiße Silberebene und erzeugte Luftströme, die die Staubdecke hoben. Die Krieger beider Seiten erneuerten die Feindseligkeiten. Große Heldentaten wurden von Tanu wie von Firvulag verrichtet, aber die Grauring-Truppen wurden von den neuen Taktiken der Kleinen Leute dezimiert, was die Tanu in eine potentiell gefährliche Lage brachte.
    Raimo lag unbeweglich, obwohl ein paar Scharmützel nur ein paar Meter von ihm entfernt stattfanden. Er litt unter Krämpfen und Hitze und Durst. Fliegen ließen sich nieder, um ein Festmahl an dem Blut zu halten und ihre Eier in totes Fleisch zu legen, und einige von ihnen krochen in seinen Helm. Für einen Augenblick aus seiner Betäubung erwachend, benutzte er die Fetzen seiner psychokinetischen Kraft dazu, sie an den Innenwänden zu zerquetschen. Von Zeit zu Zeit suchte er delirierend nach Schnaps. Der Helm-Federbusch in Fuchsienrot und Gelb gab ihm ein bißchen Schatten, aber trotzdem briet er in seiner Schale aus rosa Glas bis zum späten Nachmittag, als die Sonne sich endlich senkte und das Rückgrat von Aven als Silhouette vor blutrotem Licht erscheinen ließ, bevor sie verschwand.
    Ein einzelnes Hom blies einen silbrigen Ton, der in seinem Gehirn widerhallte.
    Der Schlachtenlärm verebbte. Herrlich kühler Wind strich Über das Salz. Die Armeen zogen sich zurück.
    Bald, Raimo, sagte er zu sich selbst. Bald - wenn es ein bißchen dunkler ist.
    Er war jetzt hellwach, lag jedoch immer noch bewegungslos. Unglücklicherweise hatte er sich an einer Stelle versteckt, die gefährlich nahe an dem riesigen Tanu-Lager war. Redakteure und Fernwahrnehmer auf Missionen der Barmherzigkeit schwärmten auf der stillen Ebene aus und leiteten Träger zu den verwundeten Tanu- und Menschenrittem. Und da waren noch andere, Anführer auf frischen Chalikos, die die Ergebnisse er ersten Tageslicht-Aktion zählten. Wenn einer von denen ihn entdeckte ...
    Er versuchte, jede Gedankenprojektion zu unterdrücken, völlig in dem kleinen Zufluchtsort seines Gehirns zusammenzuschrumpfen. Ich bin ein totes Ding laßt mich in Ruhe ich bin tot geht an mir vorbei ignoriert mich geht weg geht weg ...
    »Oh, du bist es!«
    Die Stimme erklang in seinem Gehirn und seinen Ohren. Er weigerte sich, die Augen zu öffnen.
    Lachen. »Komm schon, psychokinetischer Bruder! Du siehst nicht danach aus, als seist du so schwer verwundet!« Die Firvulag-Körper, diese kostbaren, ihn schützenden Leichen, veränderten die Lage. Raimo rutschte langsam auf das Salz hinunter, aber irgendwer hielt seinen Kopf und zwang ihn, durch das offene Visier seines Helms zu blicken.
    Zwei Tanu-Frauen - eine in Purpur, eine im Rot und Silber der Redakteure. Hinter ihnen ein Paar gleichmütiger bloßhalsiger Männer mit einer Bahre. Die steif gewordenen Firvulag-Leichen lagen wie weggeworfene kopflose Puppen neben ihm.
    »Er ist Überhaupt nicht verwundet, Schwester«, sagte die Fernwahrnehmerin. Ihr Gesicht mit den tiefliegenden Augen war grimmig und von der Kapuze ihres Mantels beschattet.
    »Das stimmt«, bestätigte die Redakteurin. »Auch sein Verstand ist vom Feind nicht berührt worden. Er ist ein Simulant. Eine Memme!«
    Panikerfüllt krabbelte Raimo auf die Füße. Die verkrampften Muskeln in seinen Beinen verweigerten ihm den Dienst. Er fiel - und dann floß die volle Kraft der Tanu-Koerzierung von beiden Frauen in seinen Ring und hielt ihn in Bann. Er stand

Weitere Kostenlose Bücher