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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Edelleute vorbei auf den Tisch zu. Der Anthropologe versuchte unauffällig unter den Gesichtern in der Menge zu forschen. Doch es waren so viele auf beiden Seiten des Saals, und viel zu viele menschliche Frauen hatten kastanienbraunes Haar ...
    »der würdige Doktor der Anthropologie Bryan Grenfell.«
    ... Und dann nannte der arbiter bibendi seinen Namen, und er trat vor und vollführte eine kurze Ehrenbezeugung in der üblichen Art des Milieus. Dabei war er sich bewußt, daß die Leute an der Hohen Tafel sich vorbeugten und ihn und seine Gefährtin mit einem Interesse musterten, das sie bei den vier anderen Ehrengästen nicht gezeigt hatten. Offenbar schloß die Hof-Etikette es nicht ein, daß die Persönlichkeiten ihm vorgestellt wurden, aber im Augenblick war er nur wenig neugierig auf die glitzernden Gestalten. Mercy war nicht unter ihnen.
    Bryan trat zurück, und als letzte von allen kam Elizabeth, blaß und erschöpft wirkend, an die Reihe.
    »Die Erhabene Lady Elizabeth Orme, Großmeister-Fernsprecherin und Großmeister-Redakteurin des Galaktischen Milieus.«
    Hölle und Teufel! wunderte sich Bryan.
    Die stehenden Gäste hoben die Arme. Erstaunlicherweise erhoben sich auch die Hohen Persönlichkeiten von ihren Thronen und schlossen sich dem Salut an. Alle Anwesenden fielen in den dreifachen Ruf ein:
    »Slonshal! Slonshal! Slonshal!«
    Bryan standen die Haare im Nacken zu Berge. Also das mußte eine linguistische Übereinstimmung sein.
    Die in der Mitte postierte männliche Persönlichkeit gab durch eine kurze Drehung des Handgelenks ein Zeichen. Von irgendwoher kam ein Klirren, als werde eine Kette geschüttelt. Es wurde still.
    »Laßt uns essen und trinken und fröhlich sein!« intonierte die männliche Persönlichkeit. Er war ein herrliches Exemplar an Tanu-Männlichkeit und trug eine weiße Robe ohne jeden Schmuck. Sein langes blondes Haar und sein wallender Bart waren mit äußerster Sorgfalt in Zöpfe und dünne Löckchen gelegt. Sein Gesicht hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit dem maskenähnlichen heraldischen Emblem, und Bryan sagte sich, dies müsse Thagdal, Hochkönig der Tanu, sein.
    Das lebende Bild zerbrach in einen Konfetti-Wirbel, als sich die Gäste auf ihre Sitze fallenließen oder hierhin und dahin liefen, um sich gegenseitig zu begrüßen. Menschliche Diener und Rama-Kellner begannen, die Tische mit Essen und Trinken zu beladen. Die sechs Ehrengäste saßen auf niedrigen Sofas gegenÜber den Hohen Persönlichkeiten, und alle Formalität ging Über Bord, als die Tanu-Aristokraten ihre Neugier befriedigten, indem sie die Zeitreisenden mit Fragen bestürmten.
    Bryan fand sich von einer beeindruckenden Frau in Weiß angeredet, die zur rechten Hand des Königs saß. Herrliches rotes Haar quoll unter einer engsitzenden Kappe aus Goldstoff mit abstehenden juwelenbesetzten Flügeln hervor. »Ich bin Nontusvel, Mutter der Heerschar und Frau des Thagdal. Pro forma bin ich Ihre Lady, Bryan. Ich heiße Sie in unserem Vielfarbenen Land und in unserer Gesellschaft herzlich willkommen. Aber ... was sehe ich? Verwirrung in Ihnen? Vielleicht sogar Furcht? Ich möchte sie Ihnen nehmen, wenn ich darf.«
    Die Kraft ihres Urmutter-Lächelns war unwiderstehlich und zupfte an seinem Gedächtnis wie ein geschickter Lautenspieler. Ein halbdunkler Kontrollraum hoch oben im Turm eines Chateau und ein Gesicht voll süßer Wehmut. Tränen beim Lied eines Troubadours. Und als diese Saite angeschlagen worden war, folgten andere nach. Apfelblüten, Nachtigallen, Mond, aufstehendes Fleisch, Wärme, kastanienbraunes Haar, und Augen von der Farbe des Meeres, so verträumt. Und dann das dissonante Arpeggio. Aber wohin, Gaston, wohin ist sie gegangen durch das verdammte Zeitportal ins Exil? Hier gehe ich, Monsieur le Chat, in den tiefen Keller ...
    Bryans Festgewand hatte Innentaschen. Ohne es zu wollen, fuhr er mit der Hand in die Tasche Über seiner Brust und reichte Königin Nontusvel den Durofilm. Sie betrachtete Mercys Porträt. »Sie sind ihr nach hier gefolgt, Bryan.«

     
    »Ja.« Die Dame, die vorüberkam. In Ewigkeit.
    Nontusvels metapsychische Fühler webten Trost und Ablenkung. »Aber Ihre Mercy ist in Sicherheit, Bryan! Erfolgreich in unsere Gemeinschaft integriert. Und so glücklich! Es war, als sei sie für den Ring geboren. Als habe sie sich unterbewußt immer gesehnt, zu uns zu gehören, und uns Über den Abgrund von sechs Millionen Jahren hinweg gesucht.«
    Die Augen der Königin waren so hell wie Saphire,

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