Der goldene Ring
beiden hatten. Aber ich bin sentimental. Die Liebe muß triumphieren!«
»Weißt du, worÜber du sprichst?« Steins Stimme klang ruhig. Die eine schinkengroße Faust schloß sich um den Knauf seines Bronzeschwerts.
Aiken hüpfte zu ihm. Skandinavische blaue Augen Überbrückten eine Kluft von fünfzig Zentimetern, als sie dem Blick des Unheilstifters begegneten. Elizabeth nahm eine elektronische Entladung wahr, die eine im intimen Modus genau ausgerichtete Kommunikation bedeutete. Sie konnte sie nicht entziffern, aber Sukey mußte sie ebenso gut verstanden haben wie ihr riesiger Mann.
Die Hintergrundmusik verstummte. Ein Trupp Fanfarenbläser erschien im Bogeneingang der Festhalle und schmetterte ein Signal. Die Banner an den Glasinstrumenten zeigten das Motiv des Männerkopfes. Der Schmetterlingsschwarm von Gästen wanderte paarweise hinein, und ein größeres Orchester begann einen Marsch zu spielen.
Bryan fing den Blick eines menschlichen Höflings ein, der das Tor ihres Abteils öffnete. »Wagner?«
Der Grauring nickte. »Zweifellos, werter Doktor. Es ist der Wunsch unserer gnädigen Lady Eadone, Ihnen ein heimatliches Gefühl zu vermitteln, insofern dies Überhaupt möglich ist. Die Tanu lieben menschliche Musik sehr. Die Veranstalter werden auch in Anbetracht Ihres ringlosen Zustands Ihre Sprache benutzen. Wenn es Ihnen recht ist, können Sie noch heute abend mit Ihrer wissenschaftlichen Analyse unserer Gesellschaft beginnen.«
Ich habe damit begonnen, als ich durch das verdammte Zeitportal kam, dachte Bryan. Aber er antwortete dem Mann nur mit einem Nicken.
Aiken fragte den Grauen: »Was machen wir jetzt, Kleiner? Wir möchten doch keinen faux pas vor den Augen der Honoratioren begehen.«
Der Höfling antwortete: »Die Allerhöchsten Persönlichkeiten sitzen an ihrer eigenen Tafel. Ihr werdet ihnen kurz vorgestellt, und dann beginnt das Essen. Die Hof-Etikette ist in dieser Gesellschaft ganz informell. Benehmt euch einfach mit normaler Höflichkeit.«
Sie warteten, bis die letzten der privilegierten Bürger Muriahs jeweils zu zweit den Saal betreten hatten. Dann war es Zeit für ihren eigenen Einzug.
Aiken schwenkte seinen goldenen Hut und verbeugte sich spöttisch vor Raimo. »Sollen wir, Liebling?«
»Zum Teufel, warum nicht?« der Waldarbeiter lachte.
»Wenn diese Party so ähnlich ist wie die letzte, werden sich uns die Damen drinnen anschließen!«
»Diese Party«, erklärte Aiken, »wird der letzten in gar nichts ähnlich sein. Aber du wirst dich großartig amüsieren, Ray. Das garantiere ich dir.«
»Und wie ist es mit uns anderen?« fragte Stein. Er hatte den Helm unter den Arm gesteckt. Er und Sukey folgten Raimo und Aiken.
»Macht euch euren Spaß selber, Mann«, sagte Aiken Drum. Er stolzierte durch das Spalier der Fanfarenbläser in den Saal.
Wortlos bot Bryan seinen Arm Elizabeth, aber er dachte mit keinem Gedanken mehr an die Fernsprecherin und ihr Schicksal. Während sie zu Musik aus dem Tannhäuser dahinschritten, fühlte er nur den Druck seiner fixen Idee: Mercy würde da sein, in Sicherheit durch ihren Silberring. Nicht gefangen, nicht sich wehrend, sondern geborgen in der Elfenfamilie, die die Glücklichen unter den Gefangenen bezauberte.
Wenn sie nur glücklich ist ...
Sie kamen in einen großen Raum mit Deckenbalken und Holztäfelung, dessen Beleuchtung aus schlichtem Feuer in Metallgefäßen bestand. Die funkelnden kleinen Meta-Lampen waren ebenfalls in Gebrauch, aber nur zur Dekoration auf merkwürdigen Wandbehängen und metallenen Skulpturen entlang der Wände. Die Festtafel hatte die Form eines umgekehrten U. Mehrere hundert Gäste standen entlang der beiden Schenkel an ihren Plätzen. Hinten im Raum befand sich die lokale Version der Hohen Tafel. In Wirklichkeit war sie etwas niedriger als die Tische in Längsrichtung, damit die dort sitzenden Würdenträger von den Gästen besser gesehen werden konnten. Die Wand hinter den Hohen Persönlichkeiten zeigte eine riesige Reproduktion des Männerkopf-Motivs, aus Gold gefertigt und tief eingelassen in ein kompliziertes Mosaik aus den kristallinen Meta-Lampen. Draperien aus dünnem metallischen Gewebe rahmten das ganze Emblem ein und vereinigten sich zu einem Baldachin Über der Reihe von zwanzig Thronen. Hinter jedem Gast stand ein livrierter Diener. Den Persönlichkeiten wartete eine Doppelreihe von Dienern auf, die reicher gekleidet waren als die für die unteren Ränge.
Bryan und Elizabeth gingen an Reihen lächelnder
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