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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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leuchtend von einem inneren Licht, und sie schienen keine Pupillen zu haben.
    »Darf ich sie besuchen?« fragte er demütig.
    »Sie ist in Goriah, in der Gegend, die Sie einst die Bretagne nennen werden. Aber sie wird bald in unsere Stadt der Weißen Silberebene zurückkehren, und dann soll sie Ihnen von ihrem Leben bei uns erzählen. Und wollen Sie uns im Tausch für diese Wiedervereinigung willig dienen? Wollen Sie uns helfen, das Wissen zu erlangen, das wir benötigen, die Einsicht, von der unser Überleben als Rasse abhängen mag?«
    »Ich will tun, was ich kann, Hohe Dame. Meine Ausbildung bezog sich auf die Analyse von Kulturen sowie die Wertung des Zusammenpralls verschiedener Kulturen und die dabei auftretenden Spannungen. Ich gestehe, daß ich nicht völlig begreife, was Sie von mir wollen, aber ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    Nontusvel nickte mit ihrem geflügelten goldenen Haupt und lächelte. Der Hochkönig wandte sich von Elizabeth ab und sagte zu dem Anthropologen: »Mein lieber Sohn Ogmol wird Ihnen helfen, Ihre Forschungen zu koordinieren. Sehen Sie ihn? Er ist der temperamentvolle Bursche an dem Tisch rechts in dem türkis- und silberfarbenen Gewand, der die Weinkanne auf dem Kopf balanciert, der Witzbold. Da! Jetzt hat er es ... Nun ja, auch ein Gelehrter hat das Recht zu feiern. Sie werden seine seriösere Seite morgen kennenlernen. Er wird Ihr Führer sein. Ihr Assistent, verdammt! Und gemeinsam werdet ihr Sinn und Verstand in unser Durcheinander bringen, bevor der Große Wettstreit beginnt, oder ich bin der hodenlose Sohn eines Heuler-Maultiers!«
    Er wieherte laut, und der eingeschüchterte Bryan konnte an nichts anderes mehr als an einen besonders virilen Geist der diesjährigen Weihnacht aus Dickens' >Weihnachtslied in Prosa< denken, das er als Kind im Drei-D gesehen hatte.
    »Wenn ich fragen darf, König Thagdal - worauf gründet sich Ihre Herrschaft?«
    Thagdal und Nontusvel lachten beide schrecklich, der König so sehr, daß er husten mußte. Worauf die Königin einen großen goldenen Pokal ergriff und ihren Gatten mit einem Schluck Honigwein beruhigte. Dann erklärte der König: »Das gefällt mir, Bryan! Fangen Sie oben mit den Inhabern der Autorität an, und fangen Sie jetzt an! Nun, die Sache ist ganz einfach, Junge. Ich habe natürlich sehr starke Metafunktionen, und in der Schlacht bin ich ein As. Aber meine am höchsten geschätzte Eigenschaft ist - Fruchtbarkeit! Mehr als die Hälfte der Anwesenden in diesem Saal sind meine Kinder und Enkel und Urenkel. Ganz zu schweigen von den abwesenden Lieben - wie, Nonnie?«
    Die Königin lächelte mühsam. Sie versicherte Bryan: »Mein Herr und Gemahl ist der Vater von elftausendundachtund-fünfzig - und niemals ein Firvulag und niemals ein Schwarzring dazwischen. Sein Keimplasma hat nicht seinesgleichen, und aus diesem Grund ist er unser Hochkönig.«
    Bryan versuchte, seine nächste Frage taktvoll zu formulieren. »Und Sie, edle Dame, haben gewiß eine ähnlich bemerkenswerte Geschichte der Reproduktion.«
    »Zweihundertundzweiundvierzig Kinder!« trompetete Thagdal. »Ein Rekord unter den königlichen Gattinnen. Und darunter so vielseitige Talente wie Nodonn und Velteyn und imidol und Culluket! Und die hohen Damen Riganone und Clana und Dectar - ganz zu schweigen von der lieben Anéar! Keine von meinen anderen Frauen, nicht einmal die beweinte Lady Boanda, hat solche Schätze erzeugt.«
    Jetzt mischte sich Elizabeth ins Gespräch. Sie sagte leise: »Bryan, du mußt dir von Seiner Majestät unbedingt Über die anderen Mütter seiner Kinder erzählen lassen.«
    »Ganz einfach.« Thagdal strahlte. »Teilt den Reichtum! Zeugt den optimalen Phänotyp, wie der verrückte Greggy sagen würde. Jede Gold- und Silberdame tanzt die erste Runde mit dem Alten.«
    Elizabeth setzte hinzu: »Und wenn sie von dem König geschwängert worden sind, dürfen sie Ehefrauen oder Mätressen anderer Tanu-Adliger werden und Kinder von anderen Männern bekommen. Ist das nicht interessant?«
    »Sehr«, antwortete Bryan schwach. »Aber dieser ... äh ... genetische Plan kann doch nicht seit Beginn des Aufenthalts Ihrer Rasse auf dem Planeten Erde in Kraft gewesen sein.«
    Thagdal strich sich den Bart. Seine buschigen blonden Brauen rückten zusammen. »Nein. Anfangs standen die Dinge etwas anders - im Dunklen Zeitalter sozusagen. Wir waren damals nicht allzu viele, und ich mußte um mein königliches Recht kämpfen, wenn die Dame nicht willig war. Doch natürlich

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