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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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einem Stroh-Sombrero schwenkte grinsend einen Spieß mit kleinen, frisch gerösteten Vögeln. »Barbecue-Lerchen, Hohe Lords? Meine eigene Texas-Chili-Soße!«
    »Popcorn«, krächzte eine verrunzelte alte Frau an dem nächsten Stand. »Neue tetraploide Ernte. Jedes Korn ein kleiner Imbiß.«
    »Heute nur noch ein paar Perigord-Trüffeln übrig, Herr.«
    »Rosenöl! Orangenwasser, um Ihre Schläfen zu kühlen! Nur für Sie, Herr - eine seltene Flasche 4711!«
    Ogmol verzog das Gesicht. »Es ist eine Fälschung. Man müßte etwas gegen diese Burschen unternehmen ... Aber wie ich sagte, mit einem Ring ...«
    »Die einzigen Arbeitsbedingungen, die ich akzeptiere, sind die, die mir vollständige Freiheit lassen.« Bryan blieb guter Laune. Ogmol machte eine resignierende Handbewegung und ging zu einem Gebäude auf der schattigen Seite des Platzes voraus. Ein Schild kennzeichnete es als BÄCKEREI -KLEINFUSS - CAFÉ.
    Die Menge der Marktbesucher teilte sich ehrerbietig vor ihnen. Auf der blumengeschmückten Terrasse vor der Bäckerei waren Tische aufgestellt. Ein Rama in einem rot und weiß gewürfelten Wappenmantel trottete herbei, verbeugte sich und führte sie zu einem Tisch, wo sich Ogmol in einen Rohrstuhl fallen ließ.
    »Dies Herumlaufen in der Tageshitze! Ich hoffe, für eine Weile können wir uns weniger anstrengenden Forschungsarbeiten widmen, Bryan. Ich habe immer noch einen kleinen Kater von der Party gestern. Mir ist rätselhaft, wie Sie es fertigbringen, so munter auszusehen.«
    Das Rama brachte schnell zwei Tassen Kaffee und ein großes Tablett mit Backwaren. Bryan suchte sich ein Stück aus.
    »Nun, dagegen gibt es Pillen. Unsere Rasse mußte lange Zeit darauf warten, aber schließlich entwickelten wir gerade im letzten Jahr eine Sofortkur gegen Nachwirkungen Übermäßigen Alkoholgenusses. Winzige Pillchen. Ich hatte eine ansehnliche Menge in meinen Rucksack gepackt. Zu schade, daß ich nicht daran gedacht habe, mir heute morgen welche einzustecken.«
    »Sehen Sie wohl!« stöhnte Ogmol. »Genau das meine ich ja. Trügen Sie einen Ring, wüßten Sie, wie ich leide, ohne daß ich es Ihnen in vielen Worten zu erklären hätte.« Er stürzte den Kaffee in einem langen Zug hinunter, und das Rama füllte die Tasse neu. »Und ebenso wären Sie imstande, den Ramas Ihre Wünsche bekanntzugeben. Haben Sie gesehen? Dieser kleine Bursche hätte Ihre Tasse beinahe nachgefüllt, obwohl Sie noch nicht ausgetrunken hatten - aber bei mir würde er das nie tun. Eine verbale Kommunikation mit Ramas ist nur in engen Grenzen möglich, wissen Sie. Gerade >komm her< und >geh weg< und so in dieser Art. Personen ohne Ring müssen bei den kleinen Affen die Zeichensprache benutzen -und außer bei den einfachsten Befehlen kann das sehr mühsam sein.«
    Bryan nickte nur und aß seinen Kuchen. Er war köstlich und erinnerte ihn an Wien. Kein Wunder, daß der Innenraum der Bäckerei Kleinfuß gedrängt voll von Käufern war. »Nach dem, was ich gehört habe, kann der goldene Ring nicht mehr entfernt werden, wenn er einmal angelegt worden ist. Und außerdem habe ich erfahren, daß bei manchen Charakteren durch das Tragen des Dings ernsthafte psychische Störungen auftreten. Sie werden verstehen, warum ich meine geistige Gesundheit nicht riskieren möchte, Ogmol. Mein ringloser Zustand wird bestimmt kein Hindernis für meine Forschungen sein. Ich bin im Milieu ein kompetenter Arbeiter ohne Meta-Fähigkeiten gewesen, und das war auch bei den meisten meiner Kollegen der Fall. Für eine gültige Analyse ist nichts weiter erforderlich als zuverlässiges Quellenmaterial.«
    Der Tanu wandte den Blick ab. »Nun - ja. Wir werden unser Bestes tun, Ihnen das zu besorgen. Mein Ehrfurchtgebietender Vater hat den ausdrücklichen Befehl dazu gegeben.«
    Bryan versuchte, taktvoll zu sein. »Einige meiner Befragungen werden wohl wunde Stellen berühren. Das kann ich bei einer Studie wie dieser nicht ändern. Schon meine oberflächlichen Beobachtungen beginnen, ein Muster starker Spannungen zu enthüllen, die durch den Zusammenstoß der menschlichen und der Tanu-Kultur entstanden sind.«
    »Genau das ist es, was mein Vater untersucht haben möchte, Bryan. Aber die Befragungen könnten soviel - würdiger auf mentaler Ebene durchgeführt werden. Worte sind so schwerfällig.« Er stürzte die zweite Tasse Kaffee hinunter, kniff die Augen zusammen und drückte die Fingerspitzen beider Hände an seinen goldenen Halsreif. Viele der männlichen Fremden hatten

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