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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Gesichter von transzendenter Schönheit, aber Ogmols war erfrischend unhübsch. Sein Nasenrücken trug einen Höcker, und seine Lippen zwischen dem kurzgeschnittenen Bart, der lohfarbenem Plüsch ähnelte, waren zu dick und zu rot. Ähnlichkeit mit dem König hatten nur seine tiefliegenden, jadegrünen Augen - jetzt jämmerlich von roten Äderchen durchschossen. Der Hitze wegen trug er eine kurze, ärmellose Robe in Zyanblau und Silber, die Symbole der Kreator-Gilde. Seine Arme und Beine waren mit drahtigem braunen Haar bewachsen.
    »der Katzenjammer ist nicht wegzupsychen.« Ogmol klopfte sich mit den Knöcheln gegen die Stirn. »Zwetschgenwasser fordert seine Rache. Sie werden mir doch eine Pille oder zwei für künftigen Gebrauch ablassen, nicht wahr, alter Junge?«
    »Natürlich. Und ich werde versuchen, bei meinen Befragungen so rücksichtsvoll wie möglich vorzugehen. Auf die Weise mag es ein bißchen länger dauern, aber wir schaffen es schon.«
    »Bei mir können Sie so geradeaus fragen, wie Sie möchten.« Ogmol lachte verlegen. »Auf meine Empfindlichkeit kann keine Rücksicht genommen werden.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Ich habe die Aufgabe, Ihnen zu assistieren. Was mir eine Ehre ist. Und meine Haut ist als die eines Halbbluts nicht ganz so dünn wie die der ... äh ... reinrassigen Fraktion.«
    »Ihre Mutter war ein Mensch?«
    Ogmol winkte dem Rama ab und lehnte sich zurück. »Sie war eine Silberne. Eine Bildhauerin von der Wessex-Welt. Sie hat mir ihre latente Kreativität vererbt, aber sie war emotional zu labil, um im Vielfarbenen Land lange am Leben zu bleiben. Ich bin ihr einziger Nachkomme.«
    »Wollen Sie sagen, es gibt ein emstzunehmendes Vorurteil gegen Personen mit gemischtem Erbgut?«
    »Es existiert.« Ogmol runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf. »Aber - verdammte Worte! - die Geringschätzung, mit der die Alten uns betrachten, ist stark gefärbt von anderen Emotionen. Unsere Körper sind nicht so fein geformt wie ihre, aber wir sind kräftiger. Die meisten Reinblütigen können nicht schwimmen, aber wir haben keine Schwierigkeiten im Wasser. Mischlinge sind fruchtbarer, ungeachtet der Tatsache, daß die reinen Tanu eine stärkere Libido haben. Und bei uns ist die Wahrscheinlichkeit Geringer, daß wir Firvulag oder Schwarzringe zeugen.« Wieder stieß er das verlegene kleine Lachen aus. »Sie sehen, Bryan, wir Mischlinge sind in Wirklichkeit eine Verbesserung des ursprünglichen Modells. Das ist es, was so unerträglich ist.«
    »Hm«, machte der Anthropologe, um Zeit zu gewinnen.
    »Wie Sie sehen, ist mein Körper, oberflächlich betrachtet, dem eines Reinblütigen sehr ähnlich: helles Haar, helle Haut, die typischen lichtempfindlichen Augen, langer Torso, schlanke Gliedmaßen. Aber die starke Körperbehaarung ist ein menschliches Erbe, und das Gleiche gilt für mein robusteres Skelett und meine Muskulatur. Nur eine Minderheit der reinblütigen Männer verkörpert diesen Typ ... Der König und seine Kampf-Champions. In der Heimat-Galaxis der Tanu war ein heroischer Körperbau fast ein Anachronismus. Eine Erinnerung an die primitiven Anfäge der Rasse.«
    »Aber gerade das Erbgut«, bemerkte Bryan, »das die exilierte Gruppe wiederbeleben sollte. Interessant.«
    Das Rama kam mit einer großen Serviette gelaufen, die Ogmol dazu benutzte, sich die Stirn zu wischen. Es war wirklich ein Jammer, dachte Bryan, daß er sein Aldetox im Palast gelassen hatte.
    »Können Sie nicht verstehen, Bryan, wie schwer es- für die Alten ist, die Tatsache zu akzeptieren, daß menschliche Gene das Überleben der Rasse auf der Erde optimieren? Die Reinblütigen empfinden die Lebenskraft der Mischlinge als Herabsetzung. Die Alten sind sehr stolz. Es ist unlogisch - aber sie scheinen vor uns Angst zu haben.«
    »Diese Einstellung war nicht einmal in meiner eigenen Ära unüblich«, gestand Bryan. Er schluckte den letzten Krümel Kuchen hinunter und trank seine Tasse leer. »Sie sagten, wir könnten Lord Gomnols Institut besuchen. Sollen wir jetzt hingehen?«
    Ogmol grinste und befingerte seinen Ring. »Sehen Sie? Noch ein Vorteil. Geben Sie mir eine Minute Zeit!«
    Der Rama-Kellner stand passiv neben dem Tisch, ein Affenkind mit intelligenten, traurigen Augen. Während Ogmol seinen telepathischen Anruf machte, fischte Bryan in einer Tasche nach dem hiesigen Münzgeld, das man ihm gegeben hatte, und hielt dem Rama eine Zufallsauswahl hin. Feierlich ergriffen die hominiden Finger zwei Silberstücke.

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