Der goldene Ring
Bekanntschaft erneuern. Du erinnerst dich doch an Bryan Grenfell, nicht wahr, liebste Rosmar?«
»Wie könnte ich ihn je vergessen?« gab Mercy zurück. Sie beugte sich zärtlich vor und küßte den Anthropologen auf die Lippen. Dann sah sie ihren leuchtenden Lord schelmisch an. »Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, mein Dämonenliebhaber. Bryan und ich sind alte, alte Freunde.«
»Genießt einander!« sagte der Schlachtenmeister.
Er öffnete das Törchen und stieg die Stufen zur Arena hinab. Die Menge im Stadion und der stürmische Himmel donnerten ihm gemeinsam ihren Beifall entgegen.
Aiken, der von der anderen Seite des Stadions aus zusah, fragte den Lord der Schwerter: »Wer ist dieser schönarschige Erzengel?«
»Das wirst du in Kürze herausfinden! Wie ich hörte, hat er aus den Sümpfen von Laar etwas Besonderes für deine Prüfung mitgebracht.« Tagan stieg aus dem Graben an der Seitenlinie und ging dem Tanu-Champion entgegen. Die Kämpfe waren in dem Aufruhr bei Nodonns Erscheinen zum Stillstand gekommen.
Stein, der sich von seiner Glasrüstung befreit hatte und das gebratene Bein irgendeines großen Hühnervogels abnagte, rief von dem Steig herunter, der zu den Kabinen führte. »He, Junge! Hier möchte dich jemand sprechen. Dein alter Kumpel aus British Columbia.«
Reimo Häkkinen ließ sich vorsichtig in den Graben gleiten. Seine hellen Augen flitzten hierhin und dahin. Keiner der menschlichen und Tanu-Krieger zollte ihm irgendwelche Aufmerksamkeit, aber trotzdem sprach er in ängstlichem Flüsterton. »Nur eine Minute Eurer Zeit, Lord Aiken. Das ist alles ...«
Dem kleinen Mann verschlug es fast die Sprache. »Was soll dieser Scheiß mit dem Lord? Ich bin es, Holzhacker - dein guter alter Kamerad!«
Aiken schickte schnell eine Sonde hinter blutdurchschossene mongolische Augen ... und fand Chaos. In diesem Sumpf aus Müdigkeit und Angst, der Raimos Verstand darstellte, war kaum ein vernünftiger Gedanke zu entdecken. Irgendwie hatte der Silberring die persönlichen Teufel des früheren Waldarbeiters aktiviert. Seine Erfahrungen während der vergangenen zwei Wochen zusammen mit dem Durcheinander in seinem Innern hatten ihn an den Rand des Gehirnversagens getrieben.
»Die Frauen, Aik! Die gottverdammten männerfressenden Tanu-Huren! Sie haben mich ausgequetscht wie eine Zitrone!«
Stein schlug sich auf einen mächtigen Schenkel und brüllte vor grausamem Gelächter.
Raimo ließ nur den Kopf hängen. Er sah aus, als habe er zehn Kilo Gewicht verloren. Das früher so arrogante finnische Gesicht war verkniffen und fleckig, das blonde Haar hing verschwitzt unter der schmucken Mütze hervor, und der kräftige Körper war eingeschrumpft in einem Kostüm, das mit Puffärmeln, Pluderhosen und Hosenlatz die Mode der italienischen Renaissance nachahmte. Raimo achtete gar nicht auf den Hohn des Wikingers, sondern hob die gefalteten Hände und fiel vor dem Tunichtgut Aiken auf die Knie.
»Um der Liebe Gottes willen, Aik - hilf mir! Du kannst es! Ich habe gehört, daß du diese ganze verdammte Stadt dazu gebracht hast, dir aus der Hand zu fressen.«
Das Redigieren war nicht Aikens starke Seite, aber er stürzte sich hinein und tat sein Bestes für die taumelnde Psyche. Einige der Tanu-Teilnehmer an den Spielen starrten schon neugierig her, deshalb zog Aiken seinen Freund in den Korridor hinaus. Stein, seinen Knochen benagend, schlenderte hinterher.
»Sie haben mich von einer zur anderen weitergereicht«, berichtete Raimo. »Alle die, die keine Kinder haben - und davon gibt es viele! Sie probieren alle Silberringe aus - die Grauen auch, wenn ihnen ihr Äußeres gefällt. Aber wenn sich herausstellt, daß man sie nicht geschwängert hat, hören sie auf, nett zu sein, und amüsieren sich damit, daß sie ... daß sie ... Jesus, Aik! Weißt du, was sie einem Mann antun können, der diesen furchtbaren Ring trägt?«
Aiken sah es. Er bewegte sich rasch durch die subkortikalen Strukturen des gedemütigten, gequälten Gehirns, stellte Schmelzschaltkreise ab und baute einen zeitweiligen lindernden Effekt ein, der - ein wenig - helfen würde. Wenn es ganz schlimm wurde, konnte sich Raimo darin zurückziehen und bei geistiger Gesundheit bleiben. Das zuckende Gesicht des früheren Holzfachmanns beruhigte sich. Er flehte: »Sorg dafür, daß sie mich nicht kriegen, Aik! Wir waren Freunde. Laß es nicht zu, daß mich die Tanu-Huren zu Tode vögeln.«
Vom anderen Ende des langen Gangs klang ein plötzlicher
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