Der goldene Ring
gleichzeitig:
»Phobosuchus, komm heraus!«
Ein Drache raste in die Arena. Dann blieb er in der Mitte des Feldes stehen, öffnete die Kiefer und gab ein Zischen wie eine ausbrechende Fumarole von sich.
Die Zuschauer antworteten mit Schreien lustvollen Entsetzens und frenetischem Applaus für die Neuheit, dergleichen man in der Arena von Muriah noch nie gesehen hatte. Phobosuchus war ein monströses Krokodil. Sein Schädel maß zwei Meter in der Länge, und die Zähne in dem bläulichgrauen Maul glichen großen Bananen. In der Ruhehaltung hockte Phobosuchus, der Aikens sich näherndem schwarzen Kampf-Chaliko mit einem hämischen katzenähnlichen Auge entgegensah, mit gekrümmten Beinen auf dem Sand. Der Körper war mindestens fünfzehn Meter lang, der Rücken mit kammartigen knochigen Schuppen gepanzert. Der Schlachtenmeister war auf den Einfall gekommen, die natürlichen hellgrünen und schwarzen Streifen des Tiers mit aufgemalten Mustern in seinen eigenen heraldischen Farben Rosenrot und Gold zu ergänzen.
Gereizt von dem Gekreisch der Menge, dem hellen Licht und dem schmerzhaften mentalen Stachel, mit dem Nodonns koerzible Fähigkeit ihn soeben aufgescheucht hatte, sah sich Phobosuchus um, wen er verschlingen könne. Er peitschte mit seinem Zackenschwanz umher und entließ einen giftigen Moschusschwall aus seinen Kloakendrüsen. Dann hob er seinen mächtigen Körper hoch vom Boden ab und rannte in kurzem Galopp auf das wahrscheinlichste Ziel zu.
Der >schottische< Pionier-Planet Dalriada, wo Aiken Drum aufgewachsen war, besaß weder einheimische Krokodile, noch hatten die Ökologie-Ingenieure dies besondere Reptil für eine passende Ergänzung der lokalen Lebensformen gehalten. Und so hatte Aiken wirklich nicht die nebelhafteste Ahnung, welche Art von Kreatur da zum Angriff auf ihn ansetzte. Er entschied, es müsse ein Drache sein. Ein Drache, der laufen konnte wie ein Rennpferd und sich im Zustand wahnsinniger Wut befand. Die Etikette der Arena schrieb vor, daß er dem heranstürmenden Monster mit kühner Entschlossenheit entgegentrat. Er faßte seine Lanze fest und drückte seinem Reittier die gespornten Fersen in die breiten Schultern ...
... und vergaß ganz, es unter geistiger Kontrolle zu halten. Das schwarze Chaliko stieß einen gellenden Angstschrei aus und warf ihn ab. Es rannte um sein Leben an die andere Seite der Arena, während sich der junge Mann in der goldenen Glasrüstung hochrappelte, seine Lanze aufnahm und Fersengeld gab. Phobosuchus nahm erfreut die Verfolgung auf.
Nach einem kurzen Intervall entsetzten Schweigens begannen die Zuschauer ein begeistertes Freudengebrüll. Der Himmel verstärkte den Lärm durch ein fanfarenartiges Donnergetöse, das das Krokodil dazu inspirierte, seine Antwort hinaufzubrüllen. Das tat es mit geschlossenem Mund, und es jagte Aiken die eine Seite der Arena hinauf und die andere herunter. Clowns, Schiedsrichter, Tierbändiger, Mistschaufler, Tanu-Ritter in dornigen Juwelenrüstungen und würdige Funktionäre fielen Übereinander und sprangen oder levitierten sich in die vordersten Sitzreihen, um dem rasenden Monster zu entfliehen.
Als Aiken sich der Treppe zu der königlichen Loge näherte, wo Nodonn, Tagan und die anderen Beobachter hohen Ranges wie eine Sammlung von großen Schachfiguren aus Edelsteinen standen, änderte er plötzlich den Kurs. Er strebte in einer flachen Kurve auf den Mittelpunkt der Arena zu. Phobosuchus, zwei oder drei Meter hinter ihm, ging schon ein bißchen die Luft aus. Aiken stieß den Schaft seiner Lanze vor sich tief in den Sand und vollführte Hand Über Hand einen Stabhochsprung, der ihn wie ein goldenes Geschoß in weitem Bogen durch die Luft trug. Er landete eine Monsterlänge seitlich von Phobosuchus. Das Ungetüm zögerte, und dann scheute es vor der Lanze mit dem Banner, die, fest in der Erde steckend, immer noch bebte.
Phobosuchus legte sich mit dem Bauch auf den Boden, schwang sein fürchterliches Maul nach dem goldenen Männchen, das um seine Flanke tanzte. Aiken schoß zum hinteren Ende des großen Krokodils, bevor es seinen massigen Körper verlagern konnte, und hatte endlich seinen blinden Fleck erreicht. Leicht wie ein Herbstblatt rannte er Über den zackigen, bemalten Rückenkamm des Tiers und hielt seine Balance wie auf einem im Wasser rollenden Baumstamm, während das Reptil sich in dem Bemühen, zu entdecken, was diese eigentümliche Beute jetzt vorhabe, drehte und wand.
Plötzlich erstarrte das Krokodil. Die
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