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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Menge holte Atem wie ein Mann. Aiken warf sich flach auf den bunten Panzer und hielt sich mit aller Kraft an zwei Schuppen fest. Phobosuchus explodierte in einen Anfall von Bocken und Schlenkern, wild entschlossen, das menschliche Ungeziefer von seinem Rücken zu schleudern. Seine Kiefer klappten mit dem Geräusch brechender Baumstämme; er bäumte sich auf und verrenkte sich und warf seinen Drei-Tonnen-Körper mit der Behendigkeit eines Basilisken herum, wobei er vergeblich versuchte, Aiken mit dem schwarzen Krummsäbeln an seinen Füßen von seinem Rücken zu fegen. Der Schwanz des Reptils wirbelte Staubwolken auf, die eine Weile den Drachen wie sein goldenes Anhängsel verbargen. Doch als das Untier schließlich eine Verschnaufpause einlegte, lag Aiken immer noch zwischen zwei Schuppenreihen gleich hinter den Schultern.
    Phobosuchus ließ sich erneut auf seinen Bauch nieder und zischte erbittert. Als sich das Maul, ungefähr so lang wie Aikens Körper, schloß, sprang der kleine Mann plötzlich auf die Füße, rannte den Hals hinauf, zwischen den Augen hindurch und Über den ganzen liegenden Schädel. Von der Spitze der Schnauze sprang er ab. Das Ungeheuer sah in einer Art betäubter Faszination zu, wie Aiken nach seiner Lanze sprintete und sie aus dem Boden riß. Gr kehrte um und nahm den gleichen Wahnsinnsweg Über den Kopf des Reptils zurück bis auf die Schultern. Das purpurne Banner flatterte in Fetzen Über seinem staubigen Goldhelm.
    »Tod! Tod!« trompetete die Menge.
    Phobosuchus brüllte verzweifelt. Die Kiefer öffneten sich, und der große Schädel kippte nach hinten und legte sich schräg Über Aiken wie eine alptraumhafte Zugbrücke. Die Lanze zum Stoß bereit, blickte der kleine Mann in die auf dem Kopf stehenden Augen des Drachens. Aikens Fernwahrnehmung zeigte ihm den Schädelbau unter der dicken, bemalten Haut - die beiden Scheitelbein-Öffnungen hinter den Augenhöhlen..
    Aiken wählte das rechte Fenster, stieß seine Lanze hinein, sprang augenblicklich vom Rücken des Tiers und zog sich in sichere Entfernung zurück. Noch einmal verfiel Phobosuchus in einen Paroxysmus des Umherschlagens, und das dauerte einige Zeit an, weil Drachen nicht leicht sterben. Aber endlich lag der große Körper zuckend im Staub, und Aiken pflückte die zerbrochene Lanze mit ihrem verdorbenen Banner aus dem blutenden Gehirn. Sehr langsam ging er auf die königliche Treppe zu.
    Dort erwartete König Thagdal ihn. Und die Königin, lächelnd, und ein Stück neben ihr der Schlachtenmeister, erhaben und glorreich. Und da war auch eine hohe, gebückte Gestalt in einer pflaumenfarbenen Robe, die seine staubige Rüstung mit einer Handbewegung säuberte und ihm ein neues Banner, violette Federn und einen Mantel wie der sternenbesetzte purpurn-schwarze Abendhimmel gab, den er vor dem Angesicht des Königs tragen konnte.
    Dreimal mußte der Marschall rufen: »Bitte Ruhe für die Akkolade Seiner Ehrfurchtgebietenden Majestät!« Endlich schwiegen die Zuschauer still.
    Der Lord der Schwerter trat an die Seite des Souveräns und reichte ihm eine Scheide, aus der Thagdal ein Amethyst-Schwert zog. Die Klinge in der einen und das goldene Heft in der anderen Hand haltend, hielt der König die Waffe vor das Gesicht des strahlenden Jünglings.
    »Wir gewähren dir diese unsere Akkolade und bitten dich, für immer unser treuer Ritter zu sein. Welchen Namen wählst du für deine Initiierung in die edle Kampfgesellschaft der Tanu?«
    Mayvars mentale Stimme durchdrang die Arena mit ihrem gedämpften Klang.
    Er darf seinen Namen nicht wählen. Ich werde ihm schon zur richtigen Zeit einen Namen geben. Aber diese Zeit ist nicht jetzt.
    Der königliche Mund wurde schmal, und die blonden Fransen von Thagdals Bart zuckten. »Ich beuge mich meiner ehrwürdigen Schwester, deiner Patronin und Lady. Du wirst deinen menschlichen Namen behalten, bis die Zeit, die sie ... vorhersieht, gekommen ist. Empfange nun dies Schwert, Lord Aiken Drum, und trage es in meinem Dienst auf dem Delbaeth-Feldzug.«
    Grinsend nahm der Kasper die Vitredur-Klinge in Empfang. Der Lord der Schwerter befestigte Scheide und Wehrgehenk, und die Menge rief: »Slonshal!«
    Oben in der königlichen Loge hing Lord Greg-Donnet Über dem Geländer, jubelte und verstreute Eigelb-Krumen. »Guter Junge! Guter Junge! Fein gemacht!« Er wandte sich an den Handwerksmeister, der der Zeremonie unten mit steinerner Selbstbeherrschung zusah. »Jetzt wissen wir, daß der Bursche ebenso tapfer

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