Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
persönlich gefüttert. Ich kann Ihnen versichern, dass der Geschmack absolut angemessen sein wird.«
    »Bisschen wie Steak, was?«
    Der Opium-Khan lächelt und hebt eine dünne Augenbraue.
    »Steak. Ja. Und vielleicht ein kleiner Zusatz aus den Wäldern, Commander Banister. Man weiß nie, welches Aroma sich durchsetzt.«
    »’N eiskalter Bastard is der, das steht ma fest«, sagt Flagpole in Edie Banisters Kammer, nachdem Songbird das Zeichen gegeben hat, dass die Luft rein ist. »Die Welt wär echt besser dran ohne den. Krieg’n wir aber keine Chance, was, Gräfin?«
    »Commander«, mahnt Songbird und wirft der summenden Leuchtspirale in der Zimmerecke einen Blick zu. Edie ist sich nicht sicher, ob so ein Ding womöglich nicht nur als Insektenfalle, sondern auch als Mikrofon dient, und hat keine Lust es herauszufinden, indem sie als Spion enttarnt wird. Besser gesagt, als Spionin in feindlicher Mission: Dass Commander James für den Geheimdienst arbeitet, ist sowieso offenkundig. Doch in dieser Welt scheinen die Menschen so etwas als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. So als würde es einem nichts ausmachen, wenn der Nebenmann eine Waffe bei sich trägt, solange er sie zu Boden richtet.
    »Ay, ist klar, also Commander. Keine Chance?« Flagpole schaut auf sie hinunter, und das Gesicht des rauen Landmanns ist hoffnungsvoll, wie bei einem Jungen, der um ein neues Fahrrad bittet.
    Edie blickt sich im Raum um: Puffopulenz im Stil einschlägiger Soho-Etablissements für dekadente Gentlemen mit Lust auf Harem-Exotik. Eine subtile Beleidigung des britischen Soldaten oder ein Zeichen dafür, dass man ihn schlicht für unwissend hält? Oder eine Warnung, dass ihre Verkleidung bereits aufgeflogen ist und dies ein unechter Raum für einen unechten Knaben ist, genauso künstlich und offensichtlich wie ihr falscher Schnurrbart. Man kann es nicht sagen. Sie befühlt eine Stoffbahn aus orangefarbenem Satin, zieht sie sich über das Gesicht. Köstlich. Konzentrier dich.
    »Nicht, wenn nicht irgendetwas schiefläuft«, erwidert sie. Flagpoles Gesicht hellt sich auf.
    »Na, das tut’s ja meistens, hä?«
    »Hoffentlich nich«, brummelt Songbird. »Den kann sich ’n anderer Idiot krallen. Der hat mich vielleicht angeglotzt auf ’m Weg raus aus dem Saal. Hätt mir fast in die Hose gepisst. Gegen den los ohne Befehl? Verschissen!«
    Die meisten von Songbirds Äußerungen enden in diesem einen Wort, wodurch er auch zu seinem Namen gekommen ist. Shortarse (der natürlich über zwei Meter groß und dürr ist) hat ihn nach den ersten paar Tagen auf der Cuparah so getauft. »Scheiße, Mann, der ist zu fein für einen wie mich, Käpt’n, mit so einem feinen kleinen Singvogel kann ich nich zur See fahrn!«
    Shortarse ist auch der Erste gewesen, der Edie Gräfin genannt hat, nachdem Flagpole versucht hatte, sie in seine Kajüte zu ziehen: »Also dann, am besten wir bring’n das schnell hinter uns, du wirst eh noch die Fahne an meinem Mast hochziehn wolln, also mach’n wir’s gleich, dann biste geheilt von deiner Vergucktheit …« Woraufhin er ihr einen feuchten Kuss auf die Lippen drückte. Edie erinnerte sich aber an Mrs Sekunis zweite Methode zur Abwehr ungebührlicher Annäherungsversuche von bourgeoisen, intellektuellen Sexbesessenen (von denen es, wie Mrs Sekuni versicherte, unzählige gebe, wobei sie absolut nicht zu verachten seien, da manche von ihnen tatsächlich so interessant seien, wie sie es die Damen glauben machen wollten). Edie ließ den Kuss dauern, griff dann mit beiden Händen fest in Flagpoles fleischige Pobacken und drückte sich gegen ihn. Und während die Männer um sie herum johlten und grölten, stieß sie ihre Zunge zwischen seine überraschten Lippen und fuhrwerkte mit ihr so unzüchtig wie möglich in seinem Mund herum. Sie ließ ihre Hände über seinen ganzen Körper gleiten, runter, hoch, runter, hoch … höher. Und als der Aufruhr um sie herum abebbte, presste sie ihre Daumen seitlich gegen seinen Hals, womit sie langsam und unmerklich seine Halsschlagader abdrückte. Eins, zwei, drei … vier.
    Flagpole brach unter ihren Armen ohnmächtig zusammen. Die Männer starrten sie an.
    Edie setzte ein breites, selbstzufriedenes Grinsen auf und ging hinaus.
    »Scheiße, Mann«, sagte Shortarse, »die hat das Scheißblut aus ihm rausgesaugt!« Und dann, da der britische Tommy vor allem eines ist, nämlich anpassungsfähig: »Hah! Vorsicht, ihr asiatischen Schurken, wir bringen ’ne Hexe mit, das is eine, die

Weitere Kostenlose Bücher