Der goldene Schwarm - Roman
gab kein anderes Wort dafür … Stimulation.
Als sich Zu Ihren Diensten auf sie setzte und ihr Hinterteil in der drängenden Form einer Acht kreisen ließ, biss Edie auf ein Stück vom Roten Sikkim Tiger und versuchte, nicht die Laute einer Frau auszustoßen, die von einer gut verborgenen asiatischen Kochbanane an den Rand der sexuellen Ekstase getrieben wird. Dabei hatte sie nur mäßigen Erfolg, doch zum Glück war der Opium-Khan anderweitig beschäftigt.
In der warmen Dunkelheit beäugt sie nun Richard, den Tausendfüßer. Es besteht eine auffallende Ähnlichkeit mit einem jungen Gardeoffizier, den sie in Pimlico getroffen hat. Es ist die Mundpartie, genau. Du bist jetzt dran, du kleines Mistvieh . Und noch einmal Bähhh … Der echte Richard war glatt rasiert gewesen und stolz auf sein gigantisches Kinn. Dieser hier hat feine Härchen auf der unteren Hälfte seines Mundes. Womöglich eine Art Puritanerbart. Sohn-von-Richard . Edie verlagert leicht ihr Gewicht und zieht den kukhuri aus der Scheide. Der Sohn-von-Richard biegt ab, als hätte er links von Edie etwas ungemein Interessantes entdeckt. Vom Glockenturm über ihnen ertönt ein lautes Geläut, das sehr gelegen kommt. Zeitgleich mit dem nächsten Glockenschlag schlägt Edie kraftvoll zu, und der Sohn-von-Richard wird mit einem zarten Slii-datsch am Ast aufgespießt.
Hah.
Einen Moment später ist die Patrouille abgezogen, und Edie setzt ihren Aufstieg fort. Einen Fuß hinauf, ja, hier ist ein bequemer Sims … sie wickelt das Seil ein. Eine hübsche Dame treff ich heut, tra la la. Ja, in der Tat: Dotty Catty, die keineswegs senil ist, sondern blitzgescheit. In Edies Tasche steckt der Zettel, auf dem steht, wo sie hinmuss, wie sie dorthin gelangt und wann. Den anderen Fuß hinauf. Sie hält inne und lauscht auf das Geräusch des Karabiners, der gegen eine Mauer stößt und sie verrät. Nein. Alles gut. Jemand trägt gerade Glasgeschirr im zweiten Stock. Hinauf, hinauf.
Schweiß rinnt ihr zwischen den Schulterblättern den Rücken hinunter, und ihre Beine zittern. Von hier aus geht’s tief hinunter. Sie grinst vor sich hin und nimmt die Traverse. Mädchen, die ihrem Land dienen wollen, das kann man wohl sagen.
Zehn Minuten später zieht sie sich durch ein enges Fenster und blickt in das traurigste, schönste und älteste Gesicht, das sie je gesehen hat.
Dotty Catty wartet auf sie.
VIII
Ungewollt;
Männer, mit denen ein Mädchen nur Ärger hat;
Auf dem Fluss
M ercer legt den Hörer auf und wirft Polly, der unerschrockenen Rezeptionistin, einen Blick zu. Sie zuckt mit den Schultern. Mercer runzelt die Stirn.
»Keine Haftbefehle«, sagt er schlecht gelaunt.
Joe Spork lässt sich die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden durch den Kopf gehen und ist erstaunt, dass die simple Tatsache, nicht per Haftbefehl gesucht zu werden, inzwischen schon eine sehr gute Nachricht darstellt.
»Heißt das, ich kann nach Hause gehen?«
»Das heißt es nicht. Am Himmel über Paris sind Bienen gesichtet worden. Ein Schwarm, der nicht zur Jahreszeit passt und die Imker verblüfft hat. Es kursiert auch eine bizarre Geschichte über einen mechanischen Bienenstock in Florenz: Eine reich verzierte Skulptur im Palazzo Lucrezia in der Nähe von Fiesole, die für ein Uhrwerk gehalten wird, ist nach beinahe dreißig Jahren plötzlich wieder angesprungen. Und dann Gerüchte aus Mumbai. Anscheinend ist es zu einem erschütternden Versagen der üblichen diplomatischen Bemühungen gekommen. Ein Vorstoß auf Gilgit-Baltistan durch Jammu, um Aufruhr zu erzeugen – was normal ist, nur dass diesmal jeder darüber Bescheid zu wissen scheint. Karachi nimmt es alles andere als gut auf. Und vergiss bitte nicht, Joe, dass es sich um Nuklearmächte handelt. Okay? Das alles ist noch im vollen Gang. Es wird sogar noch schlimmer.« Mercer schüttelt schwermütig den Kopf. »Wer, um Gottes willen, fabriziert mechanische Bienen? Wer baut eine Superwaffe oder eine Super-was-auch-immer, die derartig verschroben daherkommt?«
Als Joe keine Antwort gibt, ergreift Mercer seine Tasse und beginnt, auf und ab zu gehen. Wenn er sehr angestrengt nachdenkt, hat er die Angewohnheit, in der Gegend herumzulaufen, zu reden und an einem Getränk zu nippen, das heiß sein sollte und längst kalt geworden ist. Dann und wann beklagt er sich darüber, als wenn irgendjemand außer ihm schuld daran wäre.
Joe wartet auf eine Erklärung von Mercer. Er gibt keine. Er marschiert nur energisch auf und ab, und
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