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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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doch als ich hörte, dass Ihr Euer Lager hier aufgeschlagen habt, konnte ich nicht widerstehen, es Euch persönlich zu überreichen.«
    Von was für einem Boten spricht sie? Guillaume zog die Augenbrauen zusammen. Er war nicht nur der Fechtmeister seines Herrn, sondern auch sein engster Vertrauter. Er hätte wissen müssen, wenn Henry jemanden beauftragt hatte, ein Schwert bei Ellen zu bestellen.
    »Seid Ihr bereits bezahlt worden, oder schulde ich Euch noch etwas dafür?«, fragte der junge Henry nun misstrauisch und zog die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Er wusste also ebenso wenig wie Guillaume von einem Auftrag für ein Schwert!
    »Eure Bezahlung war durchaus großzügig, mein König. Es ist kein Lohn mehr zu entrichten!« Ellen lächelte, und auch der junge Henry strahlte jetzt vorbehaltlos.
    Verwundert sah Guillaume sich um. Ob einer der anderen Anwesenden mehr davon wusste? Niemandem war auch nur die geringste Gemütsregung anzusehen. Nur Thibault wirkte noch immer aufgebracht. Unbeherrscht raunte er seinem Knappen etwas zu. Ob er seine Finger im Spiel hatte? Wenn ja, was bezweckte er dann damit? Er sah nicht aus, als hätte er das viele Geld, das diese wunderbare Waffe gekostet haben musste, dafür ausgeben wollen, dass sie nun ohne ein Wort des Dankes an den jungen König ging. Überhaupt zweifelte Guillaume daran, dass Runedur je für Henry gedacht gewesen war. Wenn Thibault es in Auftrag gegeben hatte, dann wohl eher, um es für sich zu behalten. Darum war es sicher besser, Thibault nicht aus den Augen zu lassen, solange sie sich in der Nähe der Schmiede aufhielten. Guillaume hatte Mühe, dem weiteren Gespräch zwischen dem König und der Schmiedin zu folgen. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab. Wie gern hätte er sie gesprochen und sie nach dem Befinden des Jungen gefragt! Doch als Ellen ging, wandte sich der König an ihn, um ihm das Schwert genauer zu zeigen, und als Guillaume endlich das Zelt verlassen konnte, war Ellen längst fort.

November 1180
    D er Himmel hellte sich seit Wochen zum ersten Mal ein wenig auf. Die Wolken rissen auseinander und gaben endlich ein paar winzige Zipfel Blau frei. Guillaume sah nach oben und nickte. Kein schlechter Tag für einen Ausritt.
    Er rief Geoffrey, seinen Knappen, zu sich, nahm seinen Falken Princess mit und machte sich auf den Weg. Der König würde demnächst ein neues Schwert benötigen, denn einer seiner liebsten Knappen sollte bald zum Ritter geschlagen werden. Guillaume sollte das Schwert bei Ellen in Auftrag geben. Der Gedanke aber, ihr wieder zu begegnen, machte ihn nervös. Sieben lange Jahre hatte er Ellen Stück für Stück aus seinen Träumen verbannt. Doch seit sie sich vor wenigen Wochen wiedergesehen hatten, spukte sie erneut durch seinen Kopf. Gewiss war es dumm, sich noch immer nach ihr zu sehnen. Immer wieder sagte sich Guillaume, dass sie verheiratet war, doch statt seiner Sehnsucht nach ihr durch bloße Vernunft Herr zu werden, empfand er Eifersucht auf ihren Gatten. Dass sie nun einem anderen Mann gehörte, schmerzte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Was für ein Glückspilz war dieser Isaac doch! Sogar mein Sohn gehört ihm, dachte er widerwillig. Ob der Junge ihn »Vater« nannte? Guillaume legte die Stirn in Falten und schüttelte schließlich den Kopf. Nein.
    »Isaac ist nicht mein Vater«, hatte er gesagt, als Baudouin ihm verkündet hatte, er sähe seinem Vater ähnlich. Guillaume atmete tief ein. Sein Sohn hatte die gleichen blauen Augen wie er. Ob er ihm auch im Wesen ein wenig ähnelte? Ein wehmütiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Ach, Ellen, meine Ellen, dachte ertraurig und atmete tief ein. Ganz gleich, wie sehr sein Herz auch an ihr hing, in seinem Leben war bisher nie Platz für ein Eheweib gewesen und würde es so lange nicht sein, wie er abhängig von seinem König und dessen Großmut war. Ohne Ländereien und eigene Einkünfte war er ein Nichts, ein Niemand, der sich Weib und Kind nicht leisten konnte.
    Sie hat ein Schwert für den König geschmiedet, so wie sie es sich erträumt hat, dachte er, wohl wissend, dass der König das Schwert weder bestellt noch bezahlt hatte. Dennoch gehörte es ihm nun. Guillaume strich sich über das Kinn. Er würde seinen Kopf dafür verwetten, dass es Thibault gewesen war, der das Schwert in Auftrag gegeben hatte. Grenzenlose Wut hatte in dessen Blick gestanden, als Ellen das Schwert dem jungen König übergeben hatte. Er war von Ellen besessen gewesen, damals. Ob

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