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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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König war zu Tränen gerührt, dass ich das Kreuz nehme, um das Gelübde seines Sohnes zu erfüllen. Er fordert meine Dienste ein, sobald ich zurück bin. Als Pfand dafür hat er zweimeiner besten Pferde einbehalten und mir zur Entschädigung einhundert Pfund gegeben. Die Pferde sind gewiss mehr wert, trotzdem bin ich zufrieden mit diesem Handel. Ich hätte sie ohnehin verkaufen müssen, um das nötige Geld für die Reise zu haben. Durch die großmütige Geste des Königs weiß ich nun zumindest, wohin ich gehöre und dass die Pferde wieder mein sind – so ich denn lebendig zurückkehre.« Guillaumes Kehle fühlte sich rau an, doch diesmal half auch ein Räuspern nicht.
    »Du wirst zurückkommen, Guillaume, ganz gewiss«, versicherte ihm Baudouin. »Der Herr wird deine Selbstlosigkeit belohnen.« Er lächelte aufmunternd. »Ich bitte dich, erweise mir die Ehre und nimm mein Geld an. Du wirst es brauchen können und an mich denken, wenn du es benötigst. Mit diesem Beutel werde ich ein wenig bei dir sein.«
    »Wohl denn.« Guillaume nahm das Geld an sich und lächelte dankbar. »Aber wisse, Baudouin, du bist mein bester Freund, und ich trage dich nicht in diesem Beutel, sondern in meinem Herzen mit mir. Ich werde in Jerusalem auch für dich beten.« Eine ganze Weile schritten sie noch schweigend nebeneinander her. »Nichts wird mehr so sein wie zuvor, selbst wenn ich zurückkehre«, murmelte Guillaume. »Unser junger König fehlt mir so sehr!« Er schloss die Augen und fuhr mit der Hand darüber, als könnte er die Bilder, die ihn quälten, fortwischen. »Ich wünschte nur, ich hätte mir erspart, ihn noch einmal anzusehen, bevor der Deckel seines Sarges für immer verschlossen wurde. Ich werde diesen Anblick einfach nicht los!«
    Er hatte veranlassen müssen, dass man dem toten Henry Gedärm, Hirn und Augen entfernte, die in einem irdenen Gefäß getrennt hatten bestattet werden sollen, und seinen Körper anschließend mit Salz füllen lassen, damit ihm das Wasser entzogen wurde und er nicht so schnell verweste. Wie viel lieber hätte er den jungen Freund in der Blüte seines Lebens in Erinnerung behalten statt ausgeweidet wie ein geschlachtetes Tier und faltig wie einen Greis!
    »Du warst ihm der treueste seiner Männer. Bis zum Schluss.Der Herr wird dir deine Liebe vergelten«, versuchte Baudouin, ihn zu trösten.
    Guillaume nickte. Gewiss, er hatte sich um alle Vorbereitungen gekümmert, so wie sein Herr es von ihm erwartet hatte, trotzdem war nicht alles so verlaufen wie geplant. Die Beisetzung des königlichen Leichnams hatte in der Kathedrale von Rouen stattfinden sollen. Um zu verhindern, dass die Hitze der strahlenden Junisonne den Körper des Toten während des langen Weges von Limoges allzu rasch zersetzte und die Luft mit dem Gestank von Fäulnis verpestete, war der tote Körper in eine Rinderhaut eingenäht und der bleierne Sarg anschließend sorgfältig verschlossen worden. Allein der Gedanke an den süßlich schweren Geruch verwesenden Fleisches, der sich hartnäckig in den feinen Härchen der Nase festsetzte, verursachte Guillaume Übelkeit. Einen Augenblick lang musste er um Haltung kämpfen.
    Stumm, mit vor Trauer und Scham gesenkten Köpfen waren die letzten noch verbliebenen Ritter des jungen Königs dem Sarg ihres Herrn gefolgt. Viele seiner Männer hatten ihn verlassen, noch ehe er den letzten Atemzug getan hatte. Völlig mittellos, mit nichts als Verbindlichkeiten, war der junge König gestorben, verzweifelt und doch mit der Hoffnung auf Vergebung hatte er seine Seele dem Herrn empfohlen. Seinen wenigen Getreuen waren in diesen Tagen nicht einmal genügend Mittel verblieben, um sich auf dem Trauerzug mit dem Nötigsten zu versorgen. Selbst die wenigen Münzen, um Kerzen für die Totenwache zu kaufen, hatten ihnen gefehlt. Am härtesten aber war es Guillaume angekommen, Henrys Organe der Priorei von Grandmont anvertrauen zu müssen, denn sein Herr hatte diese noch kurz vor seinem Tod plündern lassen.
    Guillaume rang nach Atem. »Ich habe in meinem Leben häufig genug gesündigt, um nicht aus reiner Selbstlosigkeit ins Heilige Land zu ziehen, glaube mir, mein Freund.«
    »Du warst deinem Herrn stets treu ergeben«, versicherte Baudouin ihm noch einmal. »Du hast dir nichts vorzuwerfen!«
    Guillaume schwieg. Er wusste Baudouins Zuspruch zu schätzen,auch wenn er diesmal nicht seiner Meinung war. Er hatte versagt, denn der Trauerzug hatte Rouen niemals erreicht. Das Volk ringsherum war furchtbar

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