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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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mit kleinen Holzfiguren gespielt hatten, schmiegten sich nun ängstlich aneinander. Nur Brian, der hinter seinem Vater eingetreten war, sah aufmerksam von Isabelle zu Orin.
    »Ich habe Hunger, bring mir Essen, oder soll ich ewig warten?«, brüllte der Brigid an, weil sie nicht umgehend einen Teller für ihn aufgetragen hatte.
    »Nicht doch, Orin, ich bringe dir Suppe!« Diesmal ließ sich Brigid nicht aufhalten. Sie erhob sich, so schnell ihr das mit ihrem runden Bauch möglich war, nahm die Eisenkelle vom Haken undeine Tonschale aus dem Regal. Dann drängte sie sich an Isabelle vorbei und schöpfte von der brodelnden Speise. Immer wieder tauchte sie die Kelle ein und suchte nach den Speckwürfeln.
    »Mehr, gib mir mehr, ehe die Bälger sich draufstürzen und nichts mehr übrig bleibt!«, knurrte Orin, als sie ihm die gut halb volle Schale reichen wollte. »Ich habe hart gearbeitet und bin hungrig wie ein Wolf! Hast du kein Brot?«
    Brigid schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Penny mehr, wir brauchen Getreide, Mehl und Speck«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen, und schöpfte noch einmal, »hast du deinen Lohn mitgebracht?« Ihre Stimme zitterte.
    Isabelle hielt den Atem an. Gierig schaufelte Orin die Suppe in sich hinein. Wenn er weiter so aß und womöglich noch etwas nachforderte, würde für Brigid und die Kinder schon wieder nicht genügend übrig bleiben. Obwohl sie weit höheren Standes war als Orin und ihn nicht fürchten musste, hatte Isabelle Angst. Angst um Conall, Brian und die anderen Kinder, vor allem aber um Brigid. Es musste schrecklich sein, einem so unbeherrschten Mann, seiner Wut und seiner Willkür schutzlos ausgeliefert zu sein.
    »Immer bettelst du um Geld!«, knurrte Orin geringschätzig. »Was bist du nur für ein gieriges Weib! Statt faul herumzusitzen und ein totes Balg nach dem anderen zu gebären, solltest du lieber arbeiten. Oder glaubst du etwa, ich werde euretwegen auf mein wohlverdientes Bier verzichten?« Er zuckte bedrohlich mit der geballten Rechten.
    »Nein!« Brigid wich angsterfüllt zurück. »Ich hab es nicht böse gemeint. Aber du musst doch essen …«, erklärte sie kleinlaut, »und die Kinder ebenfalls …« Sie schien Mühe zu haben, nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen. »Wenn Isabelle nicht Speck und Schmalz mitgebracht hätte, wäre die Suppe noch dünner gewesen. Seit Tagen schon weiß ich nicht mehr, was ich noch hineinschneiden soll!« Brigid hatte gewiss versucht, nicht vorwurfsvoll zu klingen, doch es war ihr nicht gelungen.
    »Eine Wohltäterin ist dein Amming also!«, rief Orin spöttischaus. »Nein, wie rührend! Muss an deiner Milch liegen, dass sie so ein weiches Herz hat, denn ansonsten scheren sich die feinen Leute ja nicht um unsereins! Auf der Burg haben sie Essen in Hülle und Fülle. Sie fressen, bis ihnen der Wanst platzt. Unser Darben kümmert da niemanden. Dabei ist es unser Getreide, sind es die Eier von unserem Federvieh und das Fleisch unserer Schweine, Schafe und Rinder, mit denen sie sich den Bauch vollschlagen. Und was bekommen wir? Ein wenig Speck als milde Gabe!« Orin sah Isabelle aus blutunterlaufenen Augen feindselig an.
    »Orin!«, rief Brigid entsetzt.
    Isabelle schüttelte beschwichtigend den Kopf. Sie wusste, dass er Unsinn sprach und dass das Bier schuld daran war. Keiner musste mehr zahlen als den üblichen Zehnten. Der Markt florierte, und es gab genügend Arbeit. In Kilkenny musste niemand darben, wenn er fleißig war und sein Geld zusammenhielt. Aber Orin war ein Säufer und Tunichtgut.
    »Wenn du nicht so viele Münzen für Bier und Würfelspiel in der Schenke ließest, müsste deine Familie auch keinen Hunger leiden!«, fuhr Isabelle ihn an und streckte sich, um ein wenig größer zu wirken. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Orin lief glutrot an und sprang auf. »Wir sind keine Leibeigenen, Mistress! Niemals gewesen.« Er schwankte und fuhr dann mit schwerer Zunge fort: »Eure Mutter ist nicht mehr unsere Königin, falls Ihr das vergessen habt!« Er lachte hämisch, dann fuhr er sich über den Mund, aus dem Speichel geflossen war. »Seit sie diesen … diesen Normannen geheiratet hat, der Euer Vater ist«, knurrte er, »ist sie nicht einmal mehr Irin!«
    »Was erlaubst du dir!«, rief Isabelle empört aus. »Es steht dir nicht zu, meine Mutter zu beleidigen!«
    »Dies ist mein Haus. Ich bin hier der Herr und sage, was mir gefällt! Wenn Euch das nicht passt, Mistress … bitte, ich halte Euch gewiss nicht auf!« Er

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