Der goldene Thron
aufgebracht gewesen, denn die Söldner des jungen Henry hatten das Land geplündert. Der Bischof von Le Mans hatte den Leichenzug darum aufgehalten, um Überfälle zu verhindern, und dafür gesorgt, dass der junge König in aller Eile beigesetzt worden war. Guillaume hatte es nicht verhindern können. Zu wissen, dass er nun ins Heilige Land zog und dort für sich und seinen Herrn um Vergebung bitten konnte, erfüllte ihn mit größerer Zuversicht als Baudouins tröstende Worte.
»Ich glaube, mein Sohn will kein Schmied werden«, sagte er völlig unvermittelt.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Er ist mein Sohn!« Guillaume zuckte mit den Schultern und lächelte traurig. »Als Ellen die Scheide meines Schwertes erneuert hat, habe ich einen ganzen Nachmittag mit dem Jungen verbracht. Er hat mir gestanden, dass er aus der Schmiede flieht, wann immer er es vermag.« Guillaume lachte auf. »Glaub mir, ich verstehe ihn nur zu gut! Ich würde umkommen, müsste ich mein Lebtag in solch einer dunklen, stickigen Werkstatt arbeiten!« Er zog die Brauen zusammen. »Vielleicht wäre gar ein guter Ritter aus ihm geworden, wenn ich …« Er brach ab und schüttelte den Kopf. Ellen wollte nicht, dass er den Jungen als seinen Sohn anerkannte, das hatte sie ihm auch ohne viele Worte deutlich zu verstehen gegeben. Diesen Wunsch würde er achten, denn er liebte sie noch immer. Um nichts in der Welt würde er Verrat an ihr üben, auch wenn es in Limoges so ausgesehen haben musste, als wäre er bereit dazu. Wenn Ellen so sicher war, dass der Junge die Gabe hatte, ein großer Schmied zu werden, dann musste das wohl sein Schicksal sein, auch wenn William andere Träume hatte.
Kilkenny, Dezember 1185
I sabelle schob die Ärmel ihres Wollkleides hoch und stopfte die langen Enden darunter, bevor sie sich an der Herdstelle der kleinen Hütte zu schaffen machte. Auf der Burg hatten sie Knechte für diese Arbeit, und sie musste sich nicht die Finger schmutzig machen, trotzdem wusste sie genau, was zu tun war. Sie fegte die Asche zusammen, legte neues Holz nach und entzündete es mit der Glut, die sie zuvor zur Seite geschoben hatte.
Brigid rutschte unruhig auf dem Schemel hin und her, auf den Isabelle sie verbannt hatte. »Lass mich das doch machen«, rief sie, als Isabelle Wasser aus dem Holzeimer schöpfte und begann, die Tischplatte mit einer Bürste zu schrubben, doch Isabelle schüttelte beharrlich den Kopf.
»Nein, Brigid, du ruhst dich ein wenig aus!«, sagte sie entschieden. »Die erneute Schwangerschaft ist viel zu anstrengend für dich! Glaub nur nicht, dass du aufstehen darfst, solange ich im Haus bin.« Isabelle sorgte sich um die Amme. Seit einiger Zeit war die einst so wunderbar füllige, weiche Frau mager und kantig geworden.
»Aber das Essen! Ich muss doch kochen. Wenn Orin heimkehrt …« Brigid knetete nervös ihre schrundigen Hände.
Isabelle schnalzte nur mit der Zunge und schüttelte tadelnd den Kopf. »Lass mich nur machen!« Sie wischte sich geschäftig mit dem Handrücken über die Stirn, lächelte und nahm einen der festen, weißlich grünen Kohlköpfe, die in Brigids Garten wuchsen. Nach den Schlägen, die der verrückte Darragh von den Soldaten bekommen hatte, war Isabelle fast täglich zu ihm gegangen, um ihn zu pflegen und seine Kate in Ordnung zu halten.Geschickt schnitt sie nun den Kohl in feine Streifen und würfelte den durchwachsenen Speck, den sie mitgebracht hatte. Die Messerklinge wackelte und drohte, jeden Augenblick ganz aus dem Schaft zu fallen. Immer wieder setzte sie ab, um den Lederriemen festzuziehen, mit dem Orin versucht hatte, das Messer notdürftig instand zu setzen. Darragh hatte sich von dem Angriff nicht erholt, obwohl Isabelle alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, um ihn gesund zu pflegen. Viele Tage hatte sie an seinem Lager gesessen, seine fiebrige Stirn gekühlt und um seine Genesung gebetet. Keine letzten Worte von Darragh waren ihr geblieben, nachdem der Alte die Augen für immer geschlossen hatte, nur die beiden Katzen und das bittere Gefühl, dass nicht nur die Normannen, sondern auch sie selbst schuld an seinem Tod war.
Isabelle schluckte und fuhr sich über die Augen. Brigids Zwiebelernte war dieses Jahr besonders mager, darum hatte sie nur eine der süßlich scharfen Knollen genommen, um ein bisschen Geschmack an die Kohlsuppe zu bringen. Nase und Augen liefen ihr von dem stechenden Geruch, als sie die Zwiebel schälte und in kleine Stücke hackte. Isabelle wischte sich
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