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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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deutete zur Tür und machte eine spöttische Verbeugung. »Aber vielleicht wollt Ihr ja auch Eure normannischen Soldaten auf einen armen irischen Mann hetzen?« Er sah sie herausfordernd an.
    »Wie kannst du nur, Orin!« Brigid schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Tränen standen in ihren Augen.
    Isabelle umarmte sie kurz. »Ich sehe morgen Nachmittag wieder nach dir«, hauchte sie ihr ins Ohr. »Sag Conall, dass er morgen gleich in der Frühe zu mir kommen soll«, bat sie im Gehen mit fester Stimme. »Und du, Orin, solltest besser deine Zunge hüten, oder es wird dir eines Tages noch leidtun!« Sie sah angewidert an ihm herab, öffnete die Tür und trat über die Schwelle.
    »Hoho, das edle Fräulein will mir drohen!«, hörte sie ihn noch. »Können die Wahrheit nicht vertragen, die Hochwohlgeborenen, wollen einem gleich den Mund verbieten!«, rief er ihr nach. Er fühlte sich sicher, wusste er doch nur zu genau, dass Isabelle aus Liebe zu Brigid nichts gegen ihn unternehmen würde. »Ein schlechter Mann ist immer noch besser als gar keiner«, sagte Brigid manchmal. Und auch wenn Isabelle anderer Meinung war, so respektierte sie ihre Ansicht doch. Ich werde mich niemals einem Mann unterwerfen, den ich nicht ertragen kann, schwor sie sich und eilte, so schnell sie konnte, zurück zur Burg. Der Brustkorb wurde ihr vom hastigen Lauf eng, und der Atem brannte ihr in der Brust. »Wenn ich doch nur schon älter wäre!«, murmelte sie hilflos und ballte die Hände zu Fäusten.
    * * *
    Wie jeden Morgen bei Sonnenaufgang stieg Conall hinauf zur Burg. Was Isabelle nur wollte? Für gewöhnlich besuchte er sie erst am Nachmittag, wenn er die gröbsten Arbeiten im Stall erledigt und sie ihren Unterricht beendet hatte. Diesmal jedoch, so war ihm ausgerichtet worden, sollte er gleich in der Frühe zu ihr kommen. Als er den Wohnturm betrat, nahm er seine Bundhaube ab, grüßte den Steward mit einem Nicken und stieg die Treppe zu der Kammer hinauf, die Isabelle mit ihrer Mutter teilte. Die Holzstufen ächzten unter seinen Schritten. Im oberen Stockwerk angekommen, klopfte er an die Tür der Kammer, öffnete und steckte den Kopf hinein. »Ich sollte zu Euch kommen, Mistress?«
    »Ja doch, nun tritt schon ein!« Isabelle winkte ihn ungeduldig herbei und lächelte einnehmend.
    Conall walkte seine Bundhaube wie eine Wäscherin.
    Ein Knecht kniete vor der Feuerstelle, fegte die Asche zusammen und tat, als wäre er gar nicht da.
    »Ich hoffe, Ihr seid wohlauf?«, erkundigte sich Conall gesittet und deutete eine kleine Verbeugung an. Isabelle fand dieses »höfische Spiel«, wie sie es nannte, überaus amüsant. Er dagegen konnte sich nur schwer daran gewöhnen, so förmlich zu reden. Es kostete ihn große Mühe, Isabelle nicht mehr mit du anzusprechen, wenn andere dabei waren. Früher war er selbstverständlicher mit ihr umgegangen, doch seit fast einem Jahr hatte er sie Mistress zu nennen und Ihr zu sagen. Lady Aoife hatte ihm zu verstehen gegeben, dass es an der Zeit war, sich ihrer unterschiedlichen Herkunft entsprechend zu verhalten. Sie waren den Kinderkitteln entwachsen, und Isabelle war kein kleines Mädchen mehr, sondern eine junge Lady, die in nicht allzu ferner Zukunft einen hochwohlgeborenen Gemahl bekommen würde.
    Dass sie sich tüchtig verändert hatte, war Conall nicht entgangen. Sie war gewachsen und überragte ihn nun um ganze vier Finger. Und unter ihrer Cotte zeichnete sich der Ansatz zweier Brüste ab, die deutlich machten, dass sie auf dem besten Weg war, zur Frau zu werden. Er selbst dagegen war noch lange kein Mann. Noch immer spross ihm kein einziges Haar dort unten, wo Orin dichte Kräusellocken bis zu den Beinen wuchsen, und auch von Bartflaum konnte er nur träumen.
    Immerhin benahm sich Isabelle wie früher, sobald sie wieder allein waren.
    »Hat er sie geschlagen, nachdem ich fort war?«, fragte sie mitten in seine verwirrenden Gedanken und sah ihn forschend an.
    Conall zog missmutig die Augenbrauen zusammen. Musste sie das unbedingt vor dem Knecht zur Sprache bringen? Er fühlte, wie das Blut in seinen Kopf schoss. Dann erst bemerkte er, dass der Mann die Kammer bereits verlassen hatte und sie allein waren. Er wollte den Kopf schütteln, doch Isabelle kannte ihngut genug, um ihm anzusehen, wenn er flunkerte. Selbst wenn er versuchte, sie zu schonen, sie würde wissen, was geschehen war. Sie konnte in seinem Gesicht lesen wie in der Bibel. Das behauptete sie jedenfalls immer.
    Also nickte er zaghaft. »Es

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