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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Adria-Küste Richtung Norden.«
    »Wäre Raymond de Toulouse zu begegnen nicht weniger gefährlichgewesen als solch ein Umweg?«, fragte jemand. »Der König hat ihn doch schon mehr als einmal besiegt!«
    Baudouin schüttelte den Kopf. »Nein, Mylords. Der König hatte nicht genügend Männer zur Verfügung und wäre leichte Beute für seine alten Feinde gewesen.« Er seufzte ergeben. »Zunächst wollte Richard östlich am Heiligen Römischen Reich vorbeiziehen und dann von einem der Nordseehäfen nach England segeln. Eines Morgens jedoch erklärte er uns plötzlich, dass er durch die Ostalpen reisen werde.«
    Ungläubiges Gemurmel erhob sich.
    »Ich warnte ihn davor, doch Richard schien unbekümmert. Er glaubte, als wohlhabender Kaufmann verkleidet, unbehelligt reisen zu können.« Baudouin machte eine Pause. Die Blicke der Lords hingen gebannt an seinen Lippen. »Doch man kam ihm schon bald auf die Schliche. Vielleicht, wenn er weniger stattlich und sein Haar nicht von so auffälliger Farbe gewesen wäre …« Baudouin zuckte mit den Schultern und lächelte. »Doch ich fürchte, es war seine Großzügigkeit, die ihm zum Verhängnis wurde, denn ein Kaufmann, das weiß jeder, wird nur dann reich, wenn er geizig ist!« Die Lords stimmten Baudouin lachend zu. »Als man uns schon bald verfolgte, ließ Richard acht Ritter zurück, um von uns abzulenken, doch in der Steiermark kamen uns kaiserliche Häscher bedrohlich nah, trotzdem war Richards Zuversicht ungebrochen. Er ließ weitere Männer zurück, und nur ein Junge, der die deutsche Sprache beherrschte, und ich blieben noch bei ihm. Wir flohen nach Nordosten, über den tief verschneiten Semmering. Der Feind saß uns im Nacken, und ich drängte den König, sich in Ungarn in Sicherheit zu bringen, doch er hörte nicht auf mich. Nach so vielen Tagen und Nächten auf den Pferden waren wir erschöpft und nahmen schließlich unweit von Wien, in Erdberg, Quartier. Ob uns der Junge verraten hat oder die byzantinischen Münzen, mit denen wir bezahlten?« Baudouin schüttelte nachdenklich den Kopf. »Vielleicht war es auch der auffällige Ring, den Richard am Finger trug … Drei Tage vor dem Christfest jedenfalls war unsere Flucht zu Ende,und die Männer von Herzog Leopold brachten uns nach Dürnstein, einem hoffnungslosen Ort hoch über der Donau.«
    »Wie aber kamt Ihr frei, Baudouin?«, fragte FitzPeter.
    »Eines Tages plötzlich hieß es, ich könne gehen. Man sagte mir, ich solle nach England zurückkehren, um zu berichten, dass der König angemessen behandelt werde und dass man gewillt sei, seine Freilassung erneut zu verhandeln. Es heißt, dass es Richards Wortgewandtheit zu verdanken sei, dass der Kaiser neue Bereitschaft zu Verhandlungen zeigt. Anlässlich eines Reichstages hatte der Kaiser nämlich begonnen, einen Prozess gegen Richard zu führen. Er hat ihn beschuldigt, an der Ermordung Konrads von Montferrat beteiligt gewesen zu sein und Verrat am Heiligen Land verübt zu haben.«
    »Welch schamlose Frechheit!«, rief einer der Barone. Die anderen stimmten ihm zu und begannen, wütend auf den Kaiser zu schimpfen. »Unser König ein Verräter am Heiligen Land? Ausgerechnet Richard, der mutigste und ehrenhafteste von allen!«, echauffierten sie sich.
    »Mylords!« Baudouin hob die Hände, um sie zu beruhigen. »Eine solche Anklage ist fürwahr eine Ruchlosigkeit ohnegleichen, und Ihr könnt Euch vorstellen, dass Richard sich nicht ohnmächtig hat beleidigen lassen! Mit Würde, Mut und Weisheit hat er sich zu wehren gewusst und mit wohlgewählten Worten und weltgewandtem Auftreten die Reichsfürsten auf seine Seite gebracht. Niemand hätte sich erhabener, beredsamer und gleichzeitig bescheidener verteidigen können als er! Achtung gebietend und zugleich den Fürsten Ehre erweisend, ist er seinem Beinamen Löwenherz mehr als gerecht geworden. Alle Vorwürfe gegen ihn wurden darum fallen gelassen.«
    Eine längere Debatte über die Unverfrorenheit des Kaisers entstand. Guillaume war so empört, dass er am liebsten umgehend losgezogen wäre, um seinen Herrn zu befreien, doch ein solches Unterfangen war unsinnig und wäre zweifelsohne gescheitert. Also beruhigte er sich wieder, wohl wissend, dass es klüger war zu verhandeln, und so beschloss der Rat am Endeseiner Sitzung, William Briwerre als Vertreter der Justiziare nach Worms zu schicken, und bat Baudouin, ihn zu begleiten.
     
    Der Franzosenkönig indes hatte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen und erneut die

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