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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Messer gewetzt. Nur wenige Tage vor Hubert Walters Rückkehr hatte er die Unsicherheit, die in der Normandie durch Richards Gefangenschaft entstanden war, genutzt und praktisch ohne Gegenwehr die Burg von Gisors eingenommen. Wie aber sollte man sich des französischen Königs annehmen, die Freilassungsbedingungen für Richard verhandeln und zugleich das ungeheure Lösegeld auftreiben?
    Die Justiziare taten alles Menschenmögliche, doch die Summe, die der Kaiser forderte, war so gewaltig, dass es mit der neuerlichen Erhebung eines Zehnten nicht getan war. Da ein Krieg mit dem Franzosen ebenfalls kostspielig gewesen wäre, beschlossen sie also, dass der König sich seiner später annehmen würde, und ließen verkünden, dass jeder Freie den vierten Teil seines beweglichen Besitzes abgeben müsse. Auch die Kirche, selbst die in Armut lebenden Zisterzienser, jeder wurde aufgefordert zu zahlen. Ganz gleich, ob Adeliger, Bauer oder Handwerker, Heiler oder Händler, Bischof oder Prior, alle kamen der Aufforderung, ohne zu murren, nach, denn jeder sehnte sich nach der Rückkehr des Königs, von der sich alle Frieden und Wohlstand erhofften.
    Als die Verhandlungen im Juli mit der Unterzeichnung des Wormser Vertrags beendet wurden und die Hoffnung auf Richards baldige Freilassung rechtfertigten, flüchtete Prinz John aus Angst vor dem Zorn seines Bruders aufs Festland.

Oktober 1193
    G uillaume und seine Männer waren schon seit drei Tagen bei herrlichstem Herbstwetter unterwegs. Kurz vor Sonnenaufgang, als sie aufgebrochen waren, hatte noch leichter Nebel über den Wiesen gestanden, nun aber war der Himmel erneut von strahlendem Blau. Der Herbst war die schönste, weil farbigste Jahreszeit, zumindest wenn das Wetter so herrlich mild war. An den Bäumen hingen leuchtend rote, gelbe und braune Blätter, durch die eine leichte, noch immer fast sommerlich laue Brise rauschte. Wurde der Wind ein wenig stärker, dann trennten sich einige Blätter von ihren Ästen, segelten zu Boden oder wirbelten durch die Luft. Wie hätte man an einem solch wunderbaren Tag nicht daran glauben können, dass alles bald in Ordnung kam?
    Guillaume atmete tief ein. Wenn die Hufe der Pferde bei ihrem raschen Ritt den Boden aufrissen, stieg dieser unvergleichlich würzige Duft nach Erde auf. Gegen Ende des Monats würde aus der leichten Brise ein heftiger Wind werden, der schließlich als Herbststurm über das Land fegte, an Bäumen rüttelte, einige von ihnen entwurzelte und Schäden an Gutshöfen und Hütten verursachte. Immerhin war bereits der größte Teil der Ernte eingeholt, auch wenn hier und da noch ein paar späte Äpfel an den Bäumen hingen. In Kürze würden die ersten Esskastanien auf dem Markt angeboten werden, glühend heiß und duftend. Ob Richard noch in diesem Jahr heimkehrte? Guillaume bezweifelte es, doch hegte er die Hoffnung, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde.
    Der Kaiser hatte hohe Adelige als Geiseln gefordert, um Richard freizulassen, bevor die volle Summe von nun nicht mehreinhunderttausend, wie ursprünglich gefordert, sondern einhundertfünfzigtausend Mark bezahlt war. Die Hälfte mehr war unglaublich viel, doch mussten nun wenigstens keine fünfzig voll ausgerüsteten Galeeren mehr gestellt werden, und die Geiseln mussten sich auch nicht, wie zunächst vorgesehen, an einem Kriegszug nach Sizilien beteiligen.
    Guillaume seufzte. Er hatte sich als Geisel für seinen Herrn zur Verfügung stellen wollen, doch Richard hatte ihn wissen lassen, dass er auf ihn zählte, um mit den anderen Justiziaren das Land zu verwalten und das Geld einzutreiben. Es gab genügend bedeutende Männer, die bereit waren zu gehen. Richards Neffen, die welfischen Prinzen Otto und Wilhelm, gehörten dazu. Walter de Coutances, der Bischof von Rouen und erster Justiziar von England, stellte sich, ein Sohn des Königs von Navarra und viele mehr. Auch Longchamp, der sich bereits zu Beginn von Richards Gefangenschaft für ihn eingesetzt hatte, sollte unter den Freiwilligen sein. Ein herablassendes Zischen entfuhr Guillaume bei dem Gedanken an Longchamp.
    »Dort hinten ist Oakham!«, rief jemand.
    Guillaume richtete sich im Sattel auf, legte die Hand an die Stirn und starrte in die Ferne. »Ich glaube, ich rieche Braten und frisches Brot!«, rief er seinen Männern lachend zu. »Ihr etwa nicht?« Er zwinkerte ihnen zu und gab seinem Pferd die Sporen.
    Voller Ungeduld wartete er darauf, William endlich wiederzusehen. Während er von Walkelin de

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