Der goldene Thron
Ferrers und einigen bereits anwesenden Baronen aufs Herzlichste begrüßt wurde, blickte er sich immer wieder unauffällig um. Seinen Sohn aber konnte er nirgends entdecken.
»Unsere letzte Begegnung liegt eine ganze Weile zurück, mein junger Freund. Wie geht es Euch?«, begrüßte er Hugh de Ferrers mit besonderer Herzlichkeit, als der sich zu ihnen gesellte. »Und was macht der Falkner, den Ihr damals abgeworben habt?«
»Es geht mir großartig, Maréchal, seit mein Vater unversehrt heimgekehrt ist, und William macht sich wirklich hervorragend!« Hugh de Ferrers strahlte.
Während sein Vater und sein Bruder dem König auf dem Kreuzzug gedient und Ruhm hatten ernten können, war er dazu bestimmt gewesen, daheim zu bleiben. Gewiss war er darum nun stolz, dass der Maréchal so vertraulich mit ihm tat.
»Ich fürchtete zunächst, er sei noch ein wenig zu jung für seine Aufgabe als erster Falkner, aber …« Sir Hugh lachte auf. »Ich kann beileibe nichts Schlechtes über ihn sagen! Er hat sich bei den Jagdgehilfen durchgesetzt, Robert und er arbeiten großartig zusammen, und meinen Falken geht es bestens!« Hugh de Ferrers sah sich suchend um. »Sicher kreuzt er Euren Weg noch. William war den ganzen Tag hier, und soweit ich weiß, ist er noch nicht zur Falknerei zurückgekehrt.«
Guillaumes Herz schlug einen Takt schneller, als er ihn kurz darauf tatsächlich entdeckte. Prächtig sah er aus! Sein Rücken war breiter geworden und sein Gang selbstsicherer. Das Hinken war kaum noch zu sehen. Aus dem jungen Burschen war ein Mann geworden! Ihre Blicke kreuzten sich.
»Maréchal!« William eilte strahlend auf ihn zu. »Herzlich willkommen auf Oakham!« Er verbeugte sich. »Welche Ehre und Freude, Euch wiederzusehen!«
»Die Freude ist ganz meinerseits, mein Junge. Wie ich hörte, hast du dich gut eingelebt!«
William errötete ein wenig. »Das habe ich, Mylord. Robert ist mein bester Freund, ein guter Falkner und sehr geschickt im Umgang mit den Hunden. Was könnte schöner sein, als gemeinsam mit ihm für die de Ferrers zu arbeiten?« Er strahlte.
»Ich habe drei Tage nur auf dem Pferd gesessen und würde mir gern ein wenig die Beine vertreten. Warum begleitest du mich nicht?«, schlug Guillaume vor.
Drei Tage Ritt waren nichts ungewöhnliches für einen Ritter, doch etwas anderes war ihm so schnell nicht eingefallen. Was hätte er auch sagen können? Ich möchte ein wenig Zeit mit dir verbringen, mein Sohn?
»Gern, Mylord!«, antwortete William sichtlich erfreut.
Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. So vieleFragen schwirrten Guillaume durch den Kopf, doch keine einzige wollte über seine Lippen kommen.
Schließlich richtete William das Wort an ihn. »Ich hörte, wie Walkelin de Ferrers mit seinen Söhnen sprach. Wird der König wirklich gestatten, dass er sich als Geisel für ihn zum Kaiser begibt?«
Guillaume bemerkte den bekümmerten Ausdruck in Williams Augen und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Gewiss, mein Sohn, doch sorge dich nicht um deinen Herrn. Geisel zu sein, ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Verfügt man über genügend Mittel, so kann man sich den Aufenthalt recht angenehm gestalten.«
William sah ihn mit großen Augen an.
Guillaume lachte. »Du musst dich wirklich nicht sorgen. Keine der Geiseln wird in feuchten Kerkern gefangen gehalten werden. Man wird sie in vernünftigen Quartieren auf unterschiedlichen Burgen unterbringen. Es ist vor allem ein teures Unterfangen, denn sie müssen selbst für die Reise aufkommen. Auch Bedienstete müssen sie mitbringen und auf eigene Kosten unterhalten. Darum werden ihre Lehnsmänner alles tun, um das restliche Lösegeld möglichst rasch aufzutreiben und ihre Herren zu befreien. Das ist der Sinn des Ganzen.« Er lächelte William aufmunternd an. »Walkelin de Ferrers war bei der Schlacht in Arsuf dabei. Ich bin sicher, er hat im Heiligen Land bedeutend Schlimmeres erlebt als das, was im Heiligen Römischen Reich auf ihn wartet.«
»Wart Ihr schon einmal dort?«
»Im Heiligen Römischen Reich?«
»Nein, im Heiligen Land.«
Guillaume nickte. Bei dem Gedanken an jene Zeit fuhr seine Hand unwillkürlich zu der Stelle, an der er für gewöhnlich sein Schwert trug, und tastete ins Leere. Sein Knappe ölte es vermutlich gerade. »Hat deine Mutter dir von Athanor erzählt?«, fragte er William und lächelte. Richard hatte ein Schwert besessen, von dem es hieß, es sei Excalibur, das Schwert von König Arthus,doch er hatte es
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