Der goldene Thron
gepaart mit Verlangen gestanden. Isabelle hatte es deshalb vorgezogen, ihm aus dem Weg zu gehen.
* * *
Noch bevor der Frühling Irland erreicht hatte, kehrten sie nach Wales zurück. Nach einer ruhigen Überfahrt ritten sie von Haverford nach Pembroke und von dort nach Striguil. Erleichtert, dass es allen gut ging, schlossen sie ihre Kinder in die Arme und ließen Jean d’Erlée als Steward zurück, bevor sie weiter in Richtung Osten zogen.
Im Mai stießen sie in Cirencester zum König, wo Guillaume mit großer Freude empfangen wurde. John sprach lange unter vierAugen mit ihm und bedachte ihn schließlich erneut mit Ländereien.
»Baudouin!«, begrüßte Guillaume seinen alten Freund, als er nach seiner Unterredung mit John endlich einen freien Augenblick fand, und breitete die Arme aus. »Dich hier anzutreffen, hatte ich nicht zu hoffen gewagt!« Er umarmte ihn, nahm ihn bei den Unterarmen, wie sie es für gewöhnlich taten, und umarmte ihn erneut. »Ich glaubte dich in Aumale bei den Deinen. Wie geht es Hawise und der kleinen Alice?«
»Großartig, mein Freund! Alice ist ein wahrer Engel.« Baudouin senkte die Stimme. »Von der Farbe ihres Haares einmal abgesehen, hat sie, welch Glück, nicht viel von ihrer Mutter.«
»Dann kommt sie wohl ganz auf den Vater!« Guillaume lachte. »Umso besser!«
Baudouin nickte. »Ich bin nicht glücklich mit Hawise, aber ich muss ihr dankbar sein für das wunderbare Kind, das sie mir geschenkt hat. Alice ist mein Ein und Alles.« Er senkte die Stimme. »Auf einen Sohn hoffe ich schon lange nicht mehr. Hawise ist zu alt und widerspenstig, um ihr beizuwohnen und einen Erben zu zeugen. Ich lasse ihr lieber ihren Frieden.« Er seufzte. »Immerhin kümmert sie sich bestens um die Ländereien, sodass mir genügend Zeit bleibt, um dem König zur Seite zu stehen.« Baudouin reckte den Hals. »Isabelle ist schöner denn je, wie ich sehe. Du scheinst sie glücklich zu machen.«
Guillaume nickte lachend und sah sich ebenfalls nach seiner Gemahlin um. »Isabelle!«, rief er. »Sieh nur, wen wir hier haben!« Er winkte sie herbei.
»Baudouin, wie schön! Sind Eure Gemahlin und Eure Tochter ebenfalls hier?«
Baudouin schüttelte den Kopf. »Sie warten in Aumale auf meine Rückkehr. Wir hoffen, Euch dort bald als unsere Gäste empfangen zu dürfen.«
»Oh, ganz gewiss!« Isabelle nickte und hakte sich bei Guillaume unter. »Wir sollten so rasch wie möglich über einen Ehevertrag sprechen, denkst du nicht?«, wandte sie sich an Guillaumeund lachte. »Nicht, dass uns noch jemand zuvorkommt!« Dann sah sie wieder zu Baudouin. »Es wäre die Erfüllung seines größten Herzenswunsches, wenn Eure Tochter und unser ältester Sohn die Ehe miteinander eingingen.«
Guillaume nickte bekräftigend und klopfte Baudouin auf die Schulter. »Endlich wären unsere Familien vereint! Was meinst du?«
»Du weißt, wie ich darüber denke, mein Freund. Auch mich würde eine solche Ehe überglücklich machen, so ich sie mir für mein Kind leisten kann«, antwortete Baudouin und grinste verschmitzt. »Hoffentlich verhandelst du die Mitgift nicht zu hart!«
»Aber Baudouin! Ein wohlhabender, einflussreicher Mann wie du …«, empörte sich Guillaume zum Spaß und zwinkerte ihm zu. »In Scharen werden die besten Familien des Landes schon bald bei dir vorstellig werden, doch ich hoffe, dass uns das Privileg dieser Verbindung zuteilwerden wird.«
»Für wen das Privileg das größere ist, darüber werden wir wohl nicht streiten müssen«, erwiderte Baudouin lachend. »Ach, Guillaume, du hast mir so gefehlt!« Er schüttelte den Kopf. »Wie ich hörte, soll dir der König weitere Ländereien zugesprochen und dich zum Festland beordert haben, damit du für ihn die Grenzen der Normandie gegen die Franzosen hältst.«
»So ist es, mein Freund. Wir brechen in wenigen Tagen auf.«
»Nun, dann wird das hoffentlich bedeuten, dass wir uns demnächst wieder häufiger sehen, denn ich werde ebenfalls schon bald in die Normandie zurückkehren. Mit ein bisschen Glück können wir vielleicht gemeinsam reisen.«
»Na wunderbar, dann wird sich gewiss auch schon bald die Gelegenheit finden, den Ehevertrag aufzusetzen und Alice in unsere Obhut zu nehmen«, freute sich Guillaume.
»Ich kann es kaum erwarten, die Kleine aufzuziehen!« Isabelle lachte. »Ich werde sie wie mein eigenes Kind lieben, Baudouin, das wisst Ihr!«, fügte sie hinzu, als sie sah, dass ein trauriger Schatten über sein Gesicht huschte.
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