Der goldene Thron
beschloss er, die Normandie nicht anzugreifen und nur ins Poitou zu ziehen.
Ein ganzes Jahr verging mit den Vorbereitungen für den Krieg. Guillaume hatte seinen Sohn inzwischen in die Obhut des Königs übergeben und stand John nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Hatte der König ihn im vergangenen Sommer noch bedrängt, trotz seines Treueeides mit ihm gegen den Franzosen zu kämpfen, so forderte er ihn diesmal gar nicht erst auf, ihn zu begleiten. Obwohl der König keinerlei Ansprüche an ihn stellte, entsandte Guillaume viele seiner Ritter und eine stattliche Anzahl Soldaten, die mit John über das Meer segeln sollten, und stellte so ein weiteres Mal seine Ergebenheit und Treue unter Beweis.
Bevor der König aufbrach, verlieh er, wie einst Richard, Guillaume eine wichtige Aufgabe und vertraute ihm und weiteren Getreuen die Verwaltung Englands an.
Striguil, Herbst 1206
N achdem er seine älteste Tochter mit Hugh Bigot, dem Sohn des Earl of Norfolk, vermählt hatte, war Guillaume dem Ruf Jean d’Erlées nach Wales gefolgt, denn der König war noch immer nicht vom Festland zurückgekehrt, und die Waliser hatten seine Abwesenheit genutzt, um sich aufzulehnen. Guillaume ließ sich für eine Weile in Striguil nieder, froh, wieder mehr Zeit mit Isabelle und den Kindern verbringen zu können, und bemüht, rasch für Frieden zu sorgen, damit seine Familie in Sicherheit leben konnte.
Wohl wissend, dass es einer ausgewogenen Mischung aus Strenge und Nachsicht bedurfte, um seine Feinde in Schach zu halten, neue Bündnisse zu schaffen und alte zu wahren, festigte er seine Beziehung zu William de Braose. Obwohl er von de Braose eines seiner kleineren Güter zum Lehen hatte, stand Guillaume ihm an Besitz und Einfluss in nichts nach. Auf Augenhöhe handelte es sich am leichtesten, darum war es gewiss gut, de Braose zu seinen Verbündeten und nicht zu seinen Feinden zu zählen.
Die Burgmauer von Striguil, die Guillaume kurz nach seiner Vermählung mit Isabelle in Auftrag gegeben hatte, das neue Tor und die starken runden Türme waren inzwischen fertiggestellt. Sie strahlten Wehrhaftigkeit und Wohlstand aus, genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Isabelle hatte den alten Wohnturm stets behaglich eingerichtet, wenn sie sich dort aufgehalten hatten, und ihnen so ein Heim geschaffen, in dem es sich bequem leben ließ. Auch diesmal hatte sie von ihren Gütern in der Normandie Möbel, unzählige Truhen, Kissen und Wandbehänge mitgenommen, sodass sie sich in Striguil rasch wohl und heimisch gefühlthatten, auch wenn Isabelle nach wie vor davon träumte, eines Tages nach Irland zurückzukehren, wie sie immer wieder betonte.
Guillaume war den Walisern mit solcher Entschlossenheit entgegengetreten, dass es nicht lange gedauert hatte, ihren Aufstand niederzuschlagen. Von einem beständigen Frieden aber konnte nicht die Rede sein. Zunächst jedoch blieb alles ruhig, und ein beschauliches Leben ohne Höhen und Tiefen stellte sich ein. Da Guillaume noch immer mit Leidenschaft aß, hatte sich mit zunehmendem Alter ein kleiner Speckring auf seinen Hüften gebildet, den Isabelle zwar zärtlich liebte und von dem sie behauptete, bei der Liebe so wunderbaren Halt daran zu finden, der seine Eitelkeit jedoch empfindlich störte.
Da er weder so gern Schach spielte wie John, noch je das Lesen gelernt hatte, vertrieb Guillaume sich die Zeit mit Besuchen auf seinen umliegenden Gütern und der Jagd, der er jedoch nicht im gleichen Maße zugetan war wie sein König. Schon bald packte ihn die Langeweile. Eine neue Herausforderung, so fand er, würde ihm nicht schaden, schließlich rostete, wer rastete. Der König aber, der inzwischen erfolgreich vom Festland zurückgekehrt war, hatte ihn noch immer nicht zu sich rufen lassen. Als Guillaumes Neffe, den er in Leinster zurückgelassen hatte, Nachricht schickte, dass die Schwierigkeiten mit den Baronen nicht kleiner geworden waren, und ihn um Hilfe bat, nahm sich Guillaume der Sache mit ganzem Herzen an.
»Dieser Justiziar, Meilyr, scheint es darauf anzulegen, die Barone in Leinster gegen uns aufzuhetzen«, berichtete er Isabelle aufgebracht. »Er gibt vor, im Auftrag und Interesse des Königs zu handeln, doch ich schätze, es liegt ihm mehr daran, an seinem eigenen Wohl zu arbeiten.« Ländereien auf zwei Inseln und dem Festland zu besitzen, machte Guillaume zu einem wohlhabenden, mächtigen Mann, doch war es nicht einfach, überall zugleich für Frieden und Ordnung zu sorgen.
»Dein
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