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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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erneut küsste.
    Ellen runzelte die Stirn, als er sie wieder ansah. »Dein Appetit auf mich? Das klingt so …«
    »Das klingt nach Honigküchlein oder süßen Früchten«, erwiderte er, dachte an den Duft ihres Halses und küsste ihr Kleid an einer Stelle, wo er ihre Brustwarze vermutete.
    »Du bist unmöglich!«, schalt sie ihn sanft.
    »Ich weiß!« Guillaume sah sie mit gespieltem Schuldbewusstsein an. »Worauf wartest du? Erzähl mir endlich von dem Schwert!«, sagte er lachend.
     
    Frühling und Sommer zogen ins Land. Einige Wochen lang war Guillaume beinahe ein freier Mann und zog ohne seinen Herrn von einem Turnier zum nächsten, denn der junge König sollte in Winchester ein zweites Mal gekrönt werden und seine Gemahlin zugeführt bekommen, mit der er bereits seit seinemfünften Lebensjahr verheiratet war. Seine Braut war die älteste Tochter des Franzosenkönigs mit seiner zweiten Gemahlin, der Kastilierin.
    Guillaume hatte die warme Jahreszeit nie mehr genossen als in diesem Jahr. Alles, was sein Herz begehrte, war sein. Er konnte Ellen sehen und lieben, und die Kraft, die er daraus schöpfte, ließ ihn mehr und größere Siege für seinen Herrn davontragen als je zuvor.
    Jeder Tag, den er mit Ellen verbrachte, war wie ein Geschenk des Himmels, kostbar und einzigartig. Sie wussten beide, dass ein gemeinsames Leben, eine Ehe, etwas von Dauer, für sie nicht vorgesehen, ja sogar ganz und gar unmöglich war, auch wenn sie niemals auch nur ein Wort darüber verloren hatten. In Ellens Augen hatte Guillaume gesehen, dass sie sich dieser Tatsache ebenso bewusst war wie er.
    »Vergiss nicht, dass ich dich liebe!«, wollte er ihr bei jeder Trennung sagen, doch er brachte es nicht fertig und winkte nur. Liebe brach Herzen und machte unglücklich, das wusste jeder, der Troubadouren so oft gelauscht hatte wie er. Liebe führte zum Scheitern und manchmal sogar zum Tod. Trotzdem liebte er sie und war glücklich.
    Wäre er ein Erstgeborener gewesen, mit Ansprüchen auf Land und Titel, so hätte er eine Schmiede für Ellen bauen können. Sie hätten nicht heiraten, aber Liebende bleiben können, ein Leben lang. Doch er war kein Erstgeborener und Ellen gewiss keine Frau, die sich mit einem zweiten Platz begnügte. Nein, er hatte ihr nichts zu bieten. Rein gar nichts. Darum sprach er nicht von Liebe, mied das Wort gar wie einen Fluch, obwohl die Liebe doch sein Herz fest im Griff hatte.

Bei Chartres im November 1172
    S obald der junge König ihn entbehren konnte, eilte Guillaume zu dem Platz, an dem die Handwerker ihre Werkstätten aufgebaut hatten, und suchte nach Ellen. In Compiègne hatte er sie schmerzlich vermisst und sich den Kopf darüber zerbrochen, warum sie nicht gekommen war.
    Schmal ist ihr Gesicht geworden, dachte er besorgt, als er sie endlich wiedersah und hörte, dass sie krank gewesen und darum fortgeblieben war. Immerhin lag jetzt ein rosiger Hauch auf ihren Wangen. Ob er allerdings von der Frische des Morgens herrührte oder ob es seine Anwesenheit war, die sie erfreute, wusste er nicht zu sagen.
    »Ich bin fertig mit dem Schwert, willst du einen Blick drauf werfen?« Ellens grüne Augen leuchteten.
    »Nichts lieber als das!« Sie hatte schon so viel davon erzählt, dass er es kaum noch erwarten konnte.
    Ellen winkte Meister Pierre hinzu, wickelte das Schwert aus und übergab es Guillaume.
    Bedächtig wog er es in beiden Händen und zog es schließlich ehrfürchtig aus der mit dunkelrotem Leder bezogenen Scheide.
    Welch ein wunderbares Schwert! Die spiegelnd glänzende Klinge war perfekt geformt.
    »Fühlt sich wirklich gut an!«, sagte er voller Anerkennung und ließ es durch die Luft sausen. »Wie scharf ist es?«
    »Ich habe ein Haar damit gespalten.«
    Guillaume betrachtete das Schwert genauer. Es war hervorragend ausbalanciert und besaß eine ungewöhnliche Ausstrahlung. Wahrlich eine ganz besondere Waffe! Wie gern hätte er diesesSchwert besessen! Weil es von hervorragender Qualität war und weil Ellen es geschmiedet hatte. Doch ein Schwert wie dieses war kostspielig und Guillaumes Börse trotz seiner letzten Erfolge ständig leer. Man erwartete Großzügigkeit von einem Ritter, und Guillaume wollte der Beste sein, also gab er, ohne zu zögern, half jedes Mal bereitwillig aus, wenn der junge König ihn darum bat, wohl wissend, dass er keinen einzigen Penny je wiedersehen würde. Die Zuneigung seines Herrn, die ihm durch seine Freigiebigkeit zuteilwurde, hatte den Verlust stets aufgewogen. Beim

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