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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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Muckern die Hand lecken lässt, als wäre er der Papst. Widerlich, so etwas! Ich möchte gerne wissen, was ausgerechnet der mit dem Goldsegen anfangen will? Der Porstmann gönnt den Menschen doch die Freude am Leben nicht. Wenn's nach dem geht, sollen alle Weiber in Jutesäcken rumlaufen! Der mit seinen fleischlichen Anfechtungen! Na ja, bei seiner Ehe… Aber lassen wir das. Der Porstmann heckt doch irgendwas aus! Selbst aus dem Haugwitz, dieser Plaudertasche, ist nichts rauszukriegen. Die Herren Erwählten tun alle so geheim. Erwählte! Wenn ich das schon höre! Erwählt wird man von Gott! Das macht man doch nicht selbst! Weißt du etwas?«
    »Nein, gnädiger Herr.« Lips war unwohl, wie Dippel über Pfarrer Porstmann herzog.
    »Solltest du aber! Spätestens, wenn du den Stein findest, stellt sich die Frage. Glaub nur nicht, dass du etwas von dem Goldsegen siehst! Willst du denn ewig bei den Frömmlern bleiben?«
    »Ich weiß noch nicht, gnädiger Herr Dippel. Ich hab noch nicht darüber nachgedacht.«
    »Das solltest du aber. Und zwar beizeiten. Ich warne dich. Der Porstmann erwartet von jedem, dass er sich ihm bedingungslos unterordnet. Wer nur eine leise Frage stellt, der muss gehen. Ich hab da meine Erfahrung gemacht, glaub mir. Er wird dein Vertrauen missbrauchen – ich weiß nur noch nicht, wozu. Du bist für ihn ein bloßes Werkzeug, wie alle anderen auch. Für seine wirren Ideen opfert er alles. Sein Eifer macht ihn blind. Du wirst es nicht hören wollen, ich sehe es an deinen Augen: Porstmann ist rücksichtslos… Ein fanaticus.«
    Dippel fasste Lips an der Schulter. »Also überleg dir mein Angebot. Und lass den ›Gnädigen‹ weg. Ich bin nicht gnädig.« Er sprach ganz leise. »Die Burg ist weit weg von hier. Ich kann dich unerkannt aus der Stadt bringen lassen. Sie werden dich niemals finden. Und ich zahle ein gutes Salär. Was zahlt der Apotheker?«
    »Vier Groschen in der Woche.«
    »Pah, dieser Geizhals! Ich zahle…« Dippel überlegte und kraulte dem Hund das Fell, der sich in Demutsgeste auf den Rücken legte. »Fünfzig Taler aufs Jahr.«
    »Fünfzig Taler!« Lips musste sich vom Anblick des Hundes abwenden.
    »Am Anfang. Stellst du dich geschickt an und ruinierst mir nicht die Geräte, dann werden wir sehen. Aber ich will dich nicht bedrängen.«
    Lips atmete schwer, er sah, wie Dippel nach der Schraubzwinge griff und drehte sich weg. »Gnädiger Herr Dippel, der Herr Apotheker wird schon auf mich warten. Ich muss…«
    »Ich schenke dir noch etwas.« Dippel griff nach einer Flasche und steckte sie Lips in die Tasche, als dieser sich nicht rührte. »Hier, ›Berliner Blau‹, ein gutes Färbemittel. Ich hab dieses Geheimnis vor einiger Zeit der Natur abgerungen. Hilfst du mir noch, den Hund einzuspannen… Ist dir nicht…«
    Es blitzte in Lips auf, er meinte in dem süßen Geruch der Kadaver zu ersticken. Raus, nur raus, weg von dem Folterer! Er schwankte zur Tür, riss sie auf und stürzte die Treppe herunter. Vor dem Haus blieb er eine Weile stehen und atmete tief durch, bis er sich etwas gefasst hatte. Seine Haare waren nassgeschwitzt. Lips bemerkte, dass er das Taschentuch mit Spitzenbesatz, das Dippel ihm gereicht hatte, noch in der Faust hielt. Erschreckt warf er es in den Straßenkot. Nein, Dippel war kein Mensch. Nur ein Ungeheuer konnte sich solche Quälereien ausdenken! Auch wenn Dippel nur mit Tieren laborierte – bisher jedenfalls. Nicht für alles Geld in der Welt konnte Lips eine Kreatur auf die Folter spannen!
    Vor dem Nachbarhaus hatte sich wieder eine Menschentraube gebildet. Die Burschen fassten an den Zaun und sprangen hoch, um in den Fenstern etwas zu erhaschen. Der Knecht lief mit seinem Prügel hinter dem Zaun hin und her und versuchte den übermütigen Gaffern auf die Finger zu schlagen. Lips sah plötzlich einen Trupp Soldaten in die Heiliggeiststraße kommen und auf die Menschenmenge losmarschieren. Rasch lief er in die andere Richtung weiter. Er hetzte durch die Gassen und versuchte sich zu beruhigen. Nein, hämmerte es in ihm, nicht zu einem Folterer, auch wenn der Vater ihn vielleicht nie auf der Burg aufspüren würde! Nicht für fünfzig Taler, auch nicht für hundert! Und dann würde er Anna auch nicht mehr sehen.
    In großem Bogen kehrte er zurück zur Apotheke und stieg gleich hinunter ins Laboratorium. Auf dem Tisch lagen die Aufzeichnungen der letzten Versuche. Er grübelte und blätterte lustlos darin, als es klopfte.
    Pfarrer Porstmann trat ein. »Ich

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