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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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hektisch in einem Bündel Rezepte und überflog sie. »Dachsschmalz! Verflucht, woher soll ich das denn jetzt bekommen!«
    »Böttger, hat Er mir zugehört?«
    Böttger las weiter in den Rezepten. »Ja, ja. Wir machen da was…«
    »Vielleicht Mohnöl.«
    »Wofür denn Mohnöl? Ich brauch Dachsschmalz!«
    »Für den Jungen, damit er schläft.«
    »Ach so, nicht schlecht, aber ich weiß was Besseres. Es werden Colika sein?«
    »Was?«
    »Blähsucht, du Idiot! Ihr da hinten!« Er winkte zwei Knechte aus dem Nachbarraum herbei. »Holt mir aus der Materialkammer Baumöl und Gummi gal… Das kann doch wieder keiner lesen! Gummi galbani muss das heißen. Beeilt euch, und stellt es an der Tür zur Offizin ab.«
    Später kam Böttger wieder in den Arbeitsraum gelaufen. »Feigen brauch ich!«, rief er aufgeregt einem Burschen zu. »Beeil dich!« Er stellte sich zu Lips. »Leibniz! Stell dir vor, der Leibniz ist in der Offizin. Hier!« Aufgeregt las er von einem Rezept ab. »Das hat ihm dieser Dippel aufgeschrieben: Bohnenmehl 1 Lot, Feigen 6 Stück, Campher 1 Quintlein, Ziegelöl 2 Lot.« Böttger biss sich auf die Unterlippe. »Denke, der Leibniz wird die Podagra haben.«
    »Was ist das?«
    »Gichtlahm ist der, geht ja auch am Stock. Das Zeug hilft auch, wenn's Gemächt geschwollen ist.« Böttger lachte zweideutig. »Nicht so, wie du denkst, du Ferkel! Das nimmt man auch bei Wassersüchtigen, wenn sich's da unten ansammelt. Mein Gott! Wo bleibt der denn mit den Feigen? Ich muss hoch zu Leibniz!«
    »Hat Er an die Arznei für Anna gedacht?«
    »Was für? Ach ja!« Böttger drehte sich von der Tür weg, langte unter seine Jacke und steckte ihm einige Briefchen zu. Einige waren beschriftet, andere nicht. »Davon 1 Lot, davon jeweils 1 Quintlein. Mensch Leibniz, stell dir vor! Wo bleiben denn die Feigen!«, rief Böttger in den Flur. »Der Leibniz ist in einer alchimistischen Gesellschaft. Ich weiß das von Rosenbach. Ist alles ganz geheim, was die da aushecken. Hoffentlich ist er noch da. Jetzt beeil dich mit der Quecksilbersalbe. Dann brauchen wir jede Menge gestoßene Kreide. Die Hofschranzen pudern um die Wette! Wo bleiben denn… Na endlich!«
    Als Lips kurz alleine im Arbeitsraum war, wog er die Pulver ab, die Böttger ihm gegeben hatte, und mischte sie. Später passte er Anna am Brunnen ab und steckte ihr die Arznei gegen das Kindsgeschrei zu.
    »Jetzt hat die Zornin auch noch lauter Schrunden an den Brüsten bekommen. Die kann den nicht mehr säugen! Die Amme ist auch nicht wiedergekommen. Dieses Ungeheuer beißt da wie besessen rein. Ich weiß gar nicht, wie ich den ruhig kriegen soll!«
    »Vielleicht hilft ja das Pulver!«
    »Ich will's hoffen! Ich verpass dem 'ne ordentliche Portion. Wenn das nicht hilft, dann hau ich hier ab! Ist mir egal! Mir reicht's! Und weißt du was: Die kriegt ja schon das nächste Bankert! Ja, der ist der Monatsfluss gestockt.« Sie sprach so leise, dass sie kaum zu verstehen war. »Die will's aber nicht haben. Hab sie belauscht, wie die immer wieder vom Tisch gesprungen ist! Dieser alte Bock! Ein Ungeheuer nach dem anderen setzt der in die Welt, und ich muss es ausbaden!«
    ***
    Nach dem Abendtisch nahm Böttger Lips zur Seite. »Lass uns einen Spaziergang machen«, raunte Böttger ihm zu.
    Auf dem Weg zur Jungfernbrücke verrenkte Böttger sich mit neidischen Blicken nach jeder Karosse den Hals. Sie blieben in einiger Entfernung. Böttger lehnte sich an eine Hauswand und beobachtete die Huren, die auf der Brücke hin und her schlichen, als hätten sie eine Münze verloren.
    »Schlechter Tag heute«, sagte Böttger und rümpfte die Nase vom Kotgeruch, der vom Ufer der Spree herüberwehte. Die Eimer der Nachtstühle wurden an dieser Stelle geleert. »Die Jungen sind alle schon weg. Und über die alten Vetteln hier, da will doch keiner drüber. So weit kann ich gar nicht runterkommen, dass ich auf so eine aufsteige! Hast du schon mal? … Na, was ist? … Keine Antwort ist auch 'ne Antwort. Mal im Ernst, was findest du denn an deiner Anna?«
    »Sie ist nicht meine Anna!«, sagte Lips scharf. »Das hab ich Ihm schon mal gesagt!«
    »Jetzt reg dich doch nicht auf. Man wird ja mal fragen dürfen! Oder?! Guck mal, die da vielleicht, die müsste sich mal umdrehen… Gott bewahre, dieses Kropfloch! Sag mal, der Dippel, der war heute mit dem Zorn in der Bibliothek.«
    »Die beten wohl zusammen, wie ich gehört hab.«
    »Glaub ich nicht, jedenfalls beten die nicht nur. Der Dippel ist nicht so ein

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