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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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Laboratorium.
    »Ja, ja!«, sagte Böttger, ohne aufzuschauen.
    Lips suchte Späne und Kohle zusammen und ging nahe an Pfarrer Porstmann vorbei, sodass er kurz die Goldlettern auf dem Buch sehen konnte, das dieser noch immer wie einen wertvollen Schatz vor seiner Brust hielt. Heinrich Khunrath, Amphietheatrum sapien… Mehr konnte Lips nicht erkennen. Das Buch war wohl in Latein geschrieben, soviel er davon verstand. Jedenfalls war das der Name des Alchemisten, den der Adept Lascaris erwähnt hatte, und Böttger war dabei aufgeschreckt, als hätte er eine Eingebung gehabt. Es musste irgend etwas mit dem Buch auf sich haben. Die Männer beobachteten Lips nicht weiter, sondern sahen Böttger auf die Finger, wie er Materien abwog. Alles blieb gespenstisch ruhig.
    »Du nimmst diesen Tiegel?«, fragte der Apotheker.
    Böttger nickte, worauf der Apotheker den Tontiegel abtastete, ihn umdrehte, mit dem Finger darauf klopfte und horchte, als würde er einen doppelten Boden suchen.
    »Ist die Glut gut?«, fragte Böttger.
    »Da müsste der Herr Böttger einmal nachschauen«, sagte Lips.
    Böttger blickte kurz auf. »Ja, gut! Das mit dem Blasebalg kannst du jetzt lassen.« Er griff nach einem Gefäß. »Jetzt noch zwei Lot Mercurio.« Er schüttete Quecksilber in den Tiegel, den der Apotheker vorher untersucht hatte.
    Der Apotheker nahm den Tiegel, sah prüfend hinein, schwenkte das Quecksilber und nickte. »Es ist ganz rein«, sagte er zu Pfarrer Porstmann.
    »Jetzt Phosphor, Alaun und…«, sagte Böttger.
    Lips konnte nicht alles verstehen, weil Böttger ganz leise und schnell sprach.
    »So, fertig. Und jetzt in die Glut damit.« Böttger fasste den Tiegel mit einer Greifzange und stellte ihn in die Glut. »Lips, jetzt ganz vorsichtig mit dem Blasebalg … hier von der Seite, damit keine Asche in den Tiegel fällt. Pass auf, sonst ist alles verdorben!«
    Der Apotheker und Pfarrer Porstmann standen ganz dicht hinter Böttger und beobachteten aufmerksam jeden Handgriff. Das Quecksilber fing nach einiger Zeit an zu rauchen, und ein scharfer Geruch verbreitete sich im Raum. »Nicht so nah ran!«, mahnte Böttger, als wüsste Lips dies nicht schon längst.
    »Und jetzt von Lascaris' Pulver.« Er zog den Leinenbeutel hervor und tippte mit dem benetzten Finger hinein und schleckte davon. »Ich weiß es noch nicht ganz.« Böttger sah den Apotheker an. »Es ist jedenfalls ein fettes Öl drin und Vitrol, ja Vitrol. Auf jeden Fall Vitrol! Oder?«
    Auch der Apotheker probierte ganz vorsichtig von dem Pulver. »Eher vitroliserte Magnesie wie bei … ehm…«
    »Ja, schmeckt nach Englisch Bitter. Hab ich auch schon gedacht.« Böttger fasste mit der Zange nach dem Tiegel und stellte ihn am Rand des Windofens ab. »Jetzt rein damit.« Vorsichtig schüttete er einige Körner des Pulvers hinein. Nach einigen Sekunden fing es an zu summen, es ging in ein scharfes Zischen über, und gelber Rauch stieg auf. »Das Pulver muss auf zwei Lot Mercurius, hat Lascaris gesagt.« Vorsichtig schüttete Böttger nach. »Schwefel! Herr Apotheker! Verdammt, ich rieche Schwefel!«
    »Hier wird nicht verdammt!«, sagte Pfarrer Porstmann.
    »Sehr wohl, Herr Pfarrer.« Böttger stellte den Tiegel zurück in die Glut und ließ die Augen nicht davon. Böttger legte die Kohle so darum herum, dass sie immer bis zum Rand stand. Dann stellte er das Stundenglas herum. »So, jetzt müssen wir das auf sechs Stunden kochen.«
    »Sechs Stunden!«, rief Pfarrer Porstmann empört. »So lange hab ich nicht Zeit!«
    »Hat Lascaris aber gesagt. Mit Verlaub, Herr Pfarrer Porstmann, aber sechs Stunden sind gar nichts in der Alchemie. Lascaris hat mir anvertraut, er hat an dem Pulver ganze drei Jahre sublimiert.« Böttger wickelte sich als Schutz vor der Hitze einen nassen Lappen um die Haare, beugte sich vor und kniff die Augen wegen des Quecksilberdampfes zusammen. »Das Mercurius dampft weiter ab. Herr Pfarrer, drei Jahre, das ist gar nichts in der Alchemie. Manche Scheideprozesse dauern noch viel, viel länger. Hab ich ja immer gesagt, dass man da Geduld haben muss.«
    »Einer muss aufpassen«, sagte der Apotheker zu Pfarrer Porstmann.
    Dieser nickte zustimmend. »Dann wechseln wir uns ab.«
    Beide blieben und sahen in den Tiegel. Die meiste Zeit war es still. Lange war nur das Knarren des Blasebalges zu hören, den Lips ganz gleichmäßig pumpte. Böttger wollte einmal mit einem Eisenstab die Masse in dem Tiegel durchmischen, aber der Apotheker forderte ihn vorher ab und

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