Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
Vom Netzwerk:
Satzfetzen, wie ›Panacee des Lebens‹, ›Transmutatio universalis‹, und immer wieder ›Adeptus!‹. Lascaris hob bei ›Staat‹, ›Gott‹ und ›Opus magnum‹ mahnend seine Schwurfinger und bekreuzigte sich mehrfach. Es musste ihm von drängender Wichtigkeit sein.
    »Meint Er vielleicht«, fragte Pfarrer Porstmann, »der Adept soll den Stein der Weisen ausschließlich zum Wohl des gemeinen Wesens verwenden?«
    »Si, si!«, sagte Lascaris und nickte eifrig zustimmend. »Gemeinwesen! Gott-Statt!« Dann machte er eine Geste, als würde er in die Tasche greifen. »Pecunia! No! No!« Er schnalzte mit der Zunge und schlug seinen Zeigefinger vor seiner Brust hin und her.
    »Ja, ja«, sagte Pfarrer Porstmann. »Der Adept darf nichts von dem Gold in die eigene Tasche stecken?! Hier! Hier!« Porstmann machte die Bewegung nach, als würde er sich etwas einstecken. »Pecunia! No, no!«
    »Si, si!« Lascaris lachte glückselig auf, war dann sofort wieder ganz ernst und reckte drei Finger zur Schwurhand. »Äh, Leben … Adeptus, äh, transmutatio universalis … tri, tri, tri, äh, ähwig Leben!« Er zog beim Reden den Strick um seinen Bauch enger und kauderwelschte unverständlich, dann stellte er sich wieder gerade. »Kunratt, si si, Alchemie, äh, Festung, Heinrich Kunratt, Gottstatt, si, si.«
    Böttger zuckte in dem Augenblick, als hätte er eine bedeutende Einflüsterung. Lips beobachtete, wie dieser sich ganz in Gedanken zu den Regalen herumdrehte und ein Buch zu suchen schien. Es musste um das Buch von diesem Khunrath gehen. Ein zuversichtliches Lächeln glitt über Böttgers Gesicht, als er es offensichtlich im Regal gefunden hatte, und er nickte für sich, als hätte er gerade beim Glücksbudner den ganzen Wochenlohn auf ein Los gesetzt. Dann sah er wieder nach vorne.
    Pfarrer Porstmann sprach noch ein Gebet, dann war der Hausgottesdienst beendet. Der Hausknecht stand hinter Lips und drängte ihn hinaus. Beim Hinausgehen sah er noch, wie Böttger sich zu Kunkel stellte, welcher Lascaris gerade ein Stück Gold-Rubinglas hinhielt. Böttger trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Lascaris schlug seine Hände fragend auf die Brust und blickte ganz erstaunt, als wäre er der Scherbe nicht würdig.
    ***
    Einige Tage verstrichen, ohne dass etwas Nennenswertes passierte. Lips versuchte alle Gedanken an den Vater zu verdrängen. Wo sollte er denn auch das Opium herbekommen! Und als sie ihm die Daumenschraube anlegen wollten, hatten sie ihm doch auch kein Opium gegeben!
    Dann kam Böttger in den Arbeitsraum gehetzt und erzählte aufgeregt, dass der Adept Lascaris die Stadt wieder verlassen habe. Böttger habe ihn noch bis zum Stadttor begleitet, dann wollte Lascaris alleine weitergehen. Er zog Lips in den Nachbarraum, wo sie alleine waren. »Du hältst dein Maul, verstanden! Hier, das hat Lascaris mir geschenkt, um mir Mut zu machen.« Er zog einen Leinenbeutel hervor und hielt ihn Lips vor die Nase. »Eine Probe vom Stein der Weisen!«
    Lips wollte nach dem Beutel greifen, aber Böttger steckte ihn wieder ein. »Ich geh jetzt zu Porstmann. Das wird den endgültig überzeugen.«
    »Wieso denn zum Herrn Pfarrer?«
    »Wegen dieser Festu…« Böttger schien einen Augenblick verlegen, als hätte er sich verplappert. »Machst mich schon ganz irre! Der Zorn hat doch das Sagen. Und du musst mir bei der Probe helfen!«
    »Ich!?«
    »Wer denn sonst! Alleine geht das nicht. Einer muss die Glut halten. Ich sag denen, ich hätte dir beim Feuermachen in der Gesindestube zugesehen.« Schon eilte er hinüber in die Offizin.
    Am Abendtisch fehlte Böttger. Lips sah durch das Fenster, wie der Hausknecht aufgeregt über den Hof eilte. Lips dachte im ersten Augenblick wieder, dass nun alle seine Lügen herausgekommen wären.
    »Mach schnell!«, herrschte ihn der Hausknecht an und ruderte mit den Armen. »Du sollst rüberkommen ins Haupthaus. Weiß nicht, was da los ist. Geh runter ins Laboratorium.«
    Lips ließ seine Suppe stehen, lief sofort hinüber und klopfte.
    »Ah, unser Lips.« Pfarrer Porstmann öffnete. »Böttger sagt, du hättest ein gutes Geschick, eine Glut zu machen.« Vor seiner Brust hielt er ein dickleibiges Buch mit einem Lesezeichen darin.
    Eine große Anspannung lag in der Luft. Böttger saß mit dem Apotheker am Tisch vor einem großen Bogen Papier, der voller alchemistischer Zeichen war. Rundum standen Tiegel und Gefäße.
    »Hier, diesen Ofen?«, fragte Lips, als wäre er das erste Mal im

Weitere Kostenlose Bücher