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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Arbeit der Gold- und Silberschmiede zugetan. Ich bin in meinem Herzen froh, dass Ihr sein Schüler wart. Dies müsst Ihr mir glauben. Tröstet es ein wenig über seinen Verlust hinweg, fürwahr. Nicht alle Dinge werden so in Vergessenheit geraten, die er ersonnen und entdeckt. Unsere Arbeit ist Kunst, das wisst Ihr selbst sehr wohl.«
    Er wandte den Kopf zum Fenster und sah, wie in Gedanken, hinaus. Dann wandte er sich um und musterte Gwyn freundlich.
    »Peter und ich waren auf Wanderschaft vor vielen Jahren. Gesellen waren wir beide noch. Wir reisten, um zu lernen und zu wissen. Bis Venedig und Florenz, ja selbst nach Rom führte uns der Weg. Wir lernten schmieden, wie’s nur die Byzantiner können. Oh, all die Wunderdinge! Nur der römische aurifex kann solche Sachen.«
    Der Mann seufzte.
    »Aber ich schwatze nur von vergangnen Zeiten. Was ist jedoch Euer Begehr?«, fragte Lambert plötzlich.
    »Es war der Letzte Wille meines Meisters, Euch aufzusuchen und von Euch zu lernen. Ich bitt Euch, nehmt mich als Gesellen.«
    Der Wunsch war Gwyn schwergefallen. War er doch längst ein Meister. Wenn er es nicht einfach durch Heirat geworden wäre, dann wohl durch sein Können. Wenn er diesen Teil seines Lebens verschwieg, musste er als Fabergeselle weiter tätig sein. Wohl wissend, dass ein Geselle auf Reisen kaum Lohn erhält und nur Anspruch auf Unterkunft und Essen im Hause seines Brotherrn hatte.
    Lambert gehörte zu einer alten Gold-und Silberschmiedefamilie, die schon seit vielen Generationen als Kunsthandwerker tätig war. In Augsburg geboren und gemäß der Familientradition Goldschmied geworden, begannen nach seiner Lehrzeit viele Jahre der Wanderschaft. Er hatte in Venedig gearbeitet und dort Latein und Italienisch gelernt. Nach seiner Rückkehr heiratete er ein Mädchen aus der Stadt Ulm. Sie hatte ihm sechs Kinder geboren, davon waren noch vier am Leben. Alle waren längst verheiratet. Sein ältester Sohn, ebenfalls Gold- und Silberschmied, hatte bereits selbst eine kleine Werkstatt unweit des Marktplatzes in Ulm gegründet. Eine seiner Töchter heiratete einen Goldkaufmann aus Augsburg. Die anderen zwei Kinder lebten als freie Kaufleute in den Kaiserpfalzen Aachen und Speyer am Rhein.
    Meister Lambert führte ein Leben, das seit Generationen schon so ablief wie dies, wie er es jetzt selbst lebte. Er war, einzige Ausnahme, weit gereist für seine Zeit. Er lernte Venedig, den Piemont und deren Goldschmiede kennen und lernte viel von diesen Fabern. Davon erzählte er. Gwyn liebte die Arbeiten aus diesem Teil des Abendlandes ganz besonders. Sie galten leicht und beschwingt in der Ausführung, fast schon frivol und ein wenig gewagt. Die große Tradition in den Hochburgen des Goldschmiedehandwerks Pisa, Piemont, Florenz und Venedig hatte starke Wurzeln. Byzantiner und Sarazenen hatten ihre Einflüsse mit eingebracht. Diese hatten einst von den Thrakern und Etruskern, den Römern und den Griechen gelernt. Durch ihre Arbeit erlebten fast alle Goldschmiede das Wesen und die Veränderungen ihrer Zeit unmittelbarer als jeder andere Beruf. Und ihr Tun war ‒ strenger noch als jedes andere Handwerk ‒ mit dem christlichen Glauben verknüpft. Immer wieder gelang es den Fabern, Neues zu entdecken und Bekanntes zu neuer Vollkommenheit zu verfeinern.
    Die deutschen Grafen und Herzoge sicherten Wohlstand genug, um für ihre Burgkapellen wie auch für die Hälse ihrer Ehefrauen und Töchter edelste und feinste Schmiedearbeiten in Auftrag zu geben. Das Reich der Deutschen verhieß einem so begabten Goldschmied wie Gwyn Carlisle eine sichere Zukunft.
    So war Gwyn froh, als Lambert beschloss, ihn in seinem Hause zu beschäftigen.
    Gwyns Ruf als englischer Faber aurifex, der schöne und feine Arbeiten schafft, machte ihn in Augsburg und in der umliegenden Gegend schnell bekannt. Seinen Arbeiten fehlte die bis dahin bekannte britische Strenge. Wohl galt sein künstlerischer Stil als nicht so üppig, wie ihn die italienischen Goldschmiede in jenen Tagen eifrig pflegten, und er war auch nicht so ausgeprägt modisch, wie er in den deutschen Werkstätten gefertigt wurde. Doch Gwyns Arbeiten zeigten eine nie gekannte Leichtigkeit. Fibeln und Broschen, die fast schwerelos und filigran wirkten und doch robust genug waren, um Schmuck und praktischer Gegenstand zugleich zu sein. Dies galt für all seine Arbeiten. Seine Schalen, die er aus Silber trieb, die gleichmäßige Wandung und die glatte, wie polierte Oberfläche waren Beispiele

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