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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Menschen klangen dumpf, so, als läge alles unter einer dichten wollenen Decke.
    Gwyn wusch sich Gesicht und Hände. Er trank ein paar Schlucke des eisigen Gebirgswassers, das sich unter einer dünnen Eisschicht gesammelt hatte.
    Hektor verhandelte noch mit dem Seneschall der Burg. Nach langem Feilschen erstand der Bergführer sechs dicke Wolfsfelle und zwei große Speckschwarten. Alles wurde auf einem der Maultiere verschnürt. Die Venezianer schnitten auf Hektors Weisung jeder einen Streifen Leinen ab. Es sollte eines der wichtigsten Kleidungsstücke in den nächsten Tagen werden. Jetzt würde man es um den Hals schlingen. Oben, auf dem Pass, sollte dieses Leinen die Augen vor den starken Sonnenstrahlen schützen. Alle sechs Reisenden stopften sich Heu und Stroh unter ihre Hemden und in die Beinkleider. Die ersten Schritte stachen unangenehm, aber es wärmte bald. Erst, wenn sie über dem Pass waren, sollten sie den Werg wieder hervorholen. In den nächsten Tagen würde keiner seine Kleider freiwillig ausziehen. Oben auf der Passhöhe würde es lange nichts geben, was sie wärmen könnte. So erhandelte Zacharias auf Hektors Rat hin ein kleines Bündel Feuerholz. Der Preis dafür, für die Felle und den Speck war hoch. Trotzdem schien es sicher, dass in diesem Spätherbst niemand mehr zu einer Reise in die Lombardei oder hinüber nach Helvetien aufbrechen würde.
    Sie marschierten los, als das erste dunstige Licht das schmale Tal erhellte, und passierten das südliche Tor. Sie folgten der alten römischen Handelsstraße. Niemand wünschte ihnen Glück oder gar ein Gelingen ihrer Reise. Stattdessen sah Gwyn, wie sich die Menschen bekreuzigten, als ihre kleine Karawane vorbeizog.
    Dies geschah zu Beginn der 6. Stunde des 23. Tages im Monat Novembri im Jahre 1123 des Herrn.
    Der Pfad war schmal und an vielen Stellen bereits vereist.
    Zudem wurde er von Stunde zu Stunde steiler. Die Maultiere gingen sicher, aber nur sehr langsam. Immer wieder hielten die Reisenden kurz an, um zu verschnaufen. Es schien, als wäre nicht genug Luft zum Atmen vorhanden. Auch Gwyn atmete schwer, aber es ging ihm gut. Die älteren drei Venezianer dagegen keuchten heftig und rangen nach Luft. Dabei hielten sie sich immer wieder am Tragegeschirr der Maultiere fest. Hektor wies sie wieder und wieder geduldig an, allein zu gehen. Er wollte die Tiere so schonend wie möglich behandeln. Obwohl nur mit dem Allernötigsten bepackt, würden die Maultiere mit wenig Futter und gefrorenem Schnee auskommen müssen.
    Der erste Tag war lang.
    Am Abend suchten sie Schutz im Windschatten einer hohen Felswand. Hektor entzündete ein kleines Feuer, um das sich alle drängten und die klammen Hände wärmten. Mit Feuerholz mussten sie sparen. Nach kaum zwei Stunden war das Feuer zu einer kleinen Glut niedergebrannt. Hektor scharrte die Reste zusammen und füllte sie in einen ledernen Beutel. Den reichten die Männer sich immer reihum im Kreis. So wärmten sie sich ihre Hände noch eine Weile.
    Müde und zitternd vor Kälte, wickelte sich jeder in seine Decke und zog eines der Wolfsfelle über sich. So krochen sie dicht aneinander, in der Hoffnung, jeder würde mit seinem Leib auch den anderen noch etwas wärmen. Eine Wache bestimmten sie in dieser ersten Nacht keine mehr. Längst waren sie so hoch gekommen, dass sie niemanden mehr fürchten mussten. Gwyn lauschte noch einem fernen, aufkommenden Wind. Dann fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    In der Nacht hatte es heftig geschneit, und noch am Morgen fielen vereinzelte Flocken vom dicht verhangenen Himmel herab. Der Schnee lag wie eine große Decke über den Schlafenden und hatte sie und die karge Landschaft ringsum zugedeckt. Die Maultiere scharrten mit den Hufen, in der Hoffnung, noch etwas grünes Moos unter dem Schnee zu finden. Dieses Geräusch hatte die Männer geweckt. Es war sehr kalt, als sie aus ihren Decken und Fellen krochen. Während sie atmeten, sahen sie die Dampfschleier aufsteigen und wie sich diese in der kalten Luft auflösten.
    Auf ein Feuer verzichteten sie an diesem Morgen. Der weitere Marsch würde sie wärmen. Beim Packen nagte jeder an einem fetten Stück Speck. Dazu kauten sie einen Brotbrocken. Dies musste reichen, bis sie am Abend einen Schlafplatz fanden. Zacharias reichte einen Schlauch mit rotem Wein herum. Davon nahm jeder einen kräftigen Schluck. Als Gwyn davon trank, glaubte er einen kleinen Moment, jene Bilder von der Sonne, von Blumen und Schmetterlingen zu sehen: Er

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