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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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dieser Frau, und mehr als einmal war die Furcht in ihm, irgendjemand in dem großen Haus könnte von seiner Liebe zu Lady Borden etwas erfahren.
    Aber wenn er sie sah und wenn er sie spürte, war alle Vorsicht vergessen, und er konnte nicht genug kriegen von den leidenschaftlichen und süßen Nächten in der Kammer der schönen Frau.

Der Krieg um Bath
    »Ich, Bois de Guilbert, werde strafen. Gott der Allmächtige sei mein Zeuge, es ist nur gerecht, denn ich strafe als Herr den Knecht. Es ist Sünde, gegen mich, die Obrigkeit, zu rebellieren. Verlange ich doch nichts, was unrecht wäre. Der Teil, der mir zusteht, ist ein solcher, den jene aus der Stadt aufbringen, dafür, dass ich sie schütze gegen Gewalt und Willkür vor Feindeshand. Sie wollten handeln wie die Krämer auf dem Markt! Als mir dies nicht genehm, weigerten sie sich, mir zu geben, was nur gerecht und mein, nach altem Willen und Gesetz. Dafür strafe ich und zeige für alle Zeit, wer der Herr. Bath ist ein Teil meines Lehens. Heut werd ich die Stadt berennen, und von Erfolg wird sein mein Tun. Alle werden bezahlen, welche geglaubt, sie halten Börse und Hand verschlossen. Keiner wird verschont bleiben. Jeder, der Waffen trägt, ob er sie hebt gegen mich oder nicht, sei einerlei, denn der wird sterben. Und kein Klagen ihrer Weiber und ihrer Kinder wird mich erweichen. Denn ich strafe nur als Herr. Und dies ist gerecht. Gott sei mein Zeuge.«

Bois de Guilbert war ein erfahrener Feldherr und ein ebenso versierter Kämpfer. Die Führung einer Armee, bestehend aus Verpflichteten und aus Gekauften, war ihm nicht fremd. Er war sich seiner Sache sicher, zumal Bath keine eigenen Truppen unterhielt. Die Stadt war keinesfalls reich genug, um sich erfahrene, fremde Söldner zu kaufen. Und andere fremde Hilfe war nicht in Sicht. Bath würde sich nicht lange halten können.
    Bois de Guilbert musste sich für diesen Feldzug verschulden. Über Mittelsmänner begann er, sehr viel Geld aufzunehmen, um sich Kriegsgerät und einen großen Tross zu kaufen. Vertraute wie auch Waffenbrüder aus den benachbarten Lehen waren zur Teilnahme an diesem Feldzug nicht bereit. Dieser Krieg stellte in ihren Augen weder militärisch noch wirtschaftlich einen Vorteil dar. So war de Guilbert gezwungen, die Stadt zu belagern. Aber nach all seinen Erfahrungen waren es immer der Hunger und erste Krankheiten, der Verlust an Menschenleben und das Ruhen aller Geschäfte gewesen, welche die Bewohner zur Aufgabe überredet hatten. Dann würde er, Bois de Guilbert, die Rädelsführer der Stadt öffentlich hängen lassen, allen voran den Unnachgiebigsten von allen: Randolph Borden, Fabermeister zu Bath. So dachte de Guilbert.
    Stattdessen schmähte der Rat der Stadt seine Bemühungen und unterband jeden Versuch der Übergabe mit einem Hagel von Pfeilen auf die Unterhändler und Vertreter des Earls. Bois de Guilbert war mehr Soldat als Diplomat. Das unwürdige Scheitern seiner Unterhändler ließ ihn vor Wut toben. Er befahl den Sturmangriff auf die Stadtmauern. Aber erneut holten sich seine Truppen nur schwere Verluste. Seit seinen zahllosen siegreichen Schlachten im Heiligen Land hatte der Normanne keine Niederlage mehr erlebt. Daraufhin versuchten es seine Mannen noch zweimal, jedes Mal ohne Erfolg. Dann begann die Belagerung.
    ***
    Gwyn versah seinen Wachdienst, so wie alle männlichen Einwohner der Stadt, auf der Südmauer. Die Zeit für diesen Dienst schien nicht zu vergehen. Geduckt hinter der breiten Brustwehr, beobachtete er die Dämmerung draußen zwischen den sanft geschwungenen Hügeln. Hatte er eine Nacht hinter sich, endete sein Amt in der Morgendämmerung. Diesen Dienst versah er vier Tage lang. Jetzt begann sein letzter Rundgang, immer an der Mauerkrone entlang. Behutsam stieg er über die Leiber der Schlafenden. Die Reihen der Stadtknechte waren bei den letzten beiden Angriffen stark gelichtet worden. Immer mehr Bürger mussten die Lücken auffüllen. Die Belagerung dauerte bereits mehr als vier Monate, und ein Ende war nicht in Sicht.
    Gwyn hielt an und beugte sich ein wenig vor und lauschte. Schwalben! Er hörte, wie sie mit lautem Geschrei ihre Kapriolen direkt an der hohen Mauer flogen. Schweigend beobachtete er die Vögel und schnupperte in die kühle Morgenluft. Es roch nach Blut, Asche, Staub, Aas. Schlachtengeruch, wie er seit Monaten wie ein unsichtbarer Nebel zwischen den Häusern und Türmen der Stadt hing. Kein Fleck der Mauer war unbeschädigt geblieben. Katapulte und

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