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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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dem Sieg von Bath über den Herzog ward Holzkohle gebraucht.«
    Gwyn hatte bei dieser Bemerkung noch immer den Geruch nach dem verbrannten Getreide in der Nase.
    »Was glaubt Ihr, wer hat Euch dies angetan?«, fragte Gwyn behutsam.
    »Ich weiß es nicht, Herr. Bin ohne Feindschaft, und im Krieg war ich nicht, denn ich stamme von hier. Vielleicht Räuber oder Strauchdiebe?«
    Der Köhler zuckte hilflos mit den Schultern. Das wiederum glaubte Gwyn nicht. Die Täter hier waren mit ziemlicher Sorglosigkeit ans Werk gegangen. Ein Zeichen dafür, dass sie in größerer Anzahl waren und sich sicher wähnten. Und gewöhnliche Strauchdiebe, wie sie jetzt noch immer durchs Land zogen, würden nicht alles hinter sich anzünden. Denn der Rauch ist wie eine Spur. Jeder riecht ihn. Jedermann, auch ein Stadtbüttel.
    Eher war es wahrscheinlich, dass es Versprengte waren oder Veteranen, Verwundete vielleicht, die von ihrem Tross nicht mitgenommen worden waren oder die ihren Sold verspielt und vertrunken hatten und so den Anschluss zu ihrer Truppe nicht mehr gefunden hatten. Sicherlich hatten sie die einsame Hütte schon eine Zeitlang heimlich beobachtet. Denn nur so konnten sie wissen, dass der Köhler jeden Tag in den umliegenden Wäldern seine Kohle brannte und sein Haus und seine Frau allein zurückließ. Aber das sagte Gwyn dem verzweifelten Mann dort nicht.
    »Wenn Ihr wollt, dann lasst uns gemeinsam weiterziehen. Ich will nach Cirencester zu einer weisen Frau.«
    Der Mann nickte mit dem Kopf.
    »Wenn Ihr erlaubt? Unten in Wells habe ich meine Judith getroffen. Hab um sie geworben. Ich geh mit Euch, Herr, will doch wissen, wer mir dies angetan.«
    Er deutete noch einmal mit der Hand auf das frische Grab und schritt dann hinunter zu den schwelenden Resten seiner Hütte. Mit einem Stück Holz stocherte er in der heißen Asche herum und suchte eine Weile, bis er fand, wonach er suchte. Es war ein lederner Beutel, den er nach allen Seiten umwand. Aber er konnte wohl das nicht entdecken, was einstmals darin gewesen war. Gwyn trat zu ihm und schnürte dabei sein Bündel neu.
    »Ihr sucht etwas, Master Sween?«
    »Ja, Faber. Einen kleinen Stein. Kein besonderer Schmuck, nichts von Wert, aber Judith liebte diesen Stein. Sie meinte, er sei von einer magischen Kraft und helfe ihr. Das sagte sie natürlich nicht laut. Wird gleich falsch verstanden, so ein Wort, versteht Ihr? Das Einzige von Wert war die dünne, silberne Kette dran. Ich schenkt’ sie ihr zu unserer Vermählung. So konnte sie den Stein tragen. Aber wenn sie im Haus oder auf dem Feld arbeitete, nahm sie die Kette ab.«
    Der Köhler seuzte tief angesichts dieser Erinnerung. »Sie wolltʼ nichts beschädigen, versteht Ihr, Herr Carlisle? Der Schmuck war ihr so heilig.« Und wieder stand der Mann da und kämpfte mit seiner großen Trauer. Gwyn nickte.
    »Ich verstehe Euch genau, Master Sween.«
    Der Mann schluckte und atmete tief. Dann warf er den versengten Beutel fort, wandte sich um und griff nach einem Sack und einer Axt, die dort auf dem Boden lag. Dies hatte er in der Eile fortgeworfen, als er das Feuer riechen konnte, genau wie Gwyn, der durch den Wald rannte, das herzergreifende Geheul des Hundes noch immer im Ohr. Jetzt ergriff der Köhler das, was ihm von seinem Besitz geblieben war, und hängte es sich über die Schulter.
    Gwyn war dorthin getreten, wohin Sween den Beutel geworfen hatte. Er bückte sich und hob ihn auf, untersuchte ihn nach allen Seiten und wandte sich dann an den Mann. »War jener Stein hier drin?«
    Der Köhler nickte nur.
    »Mit der Kette?«, fragte Gwyn.
    »Ja, mit der Kette«, bestätigte der Mann düster. »Beides ist nun verbrannt. Hab in der Glut gesucht, nichts mehr gefunden.«
    »Das Leder ist wie neu. Das Feuer hat den Beutel nicht verbrannt. Ich frag nicht nur mich, wo ist dann der Schmuck, welcher drinnen?«, fragte Gwyn und sah sich langsam um.
    Der Köhler überlegte eine Weile. Dann nickte er, denn die Erklärung Gwyns musste ihm natürlich einleuchten. »Was glaubt Ihr, Faber?«
    »Stein und Kette von Eurem Weib wurden geraubt, bevor das Feuer gelegt ward. Wer den Schmuck Eurer Frau trägt, ist auch der Mörder.«
    Der Köhler nickte und verstand.
    »Wie ist ein solcher Lump zu finden, Herr?«
    »Die nächste Ansiedlung ist eine Schenke an der Kreuzung nach Cirencester. Dazwischen liegen nur die Wälder. So eine Kette lässt sich leicht zu Geld machen. Und sagt selbst, was tut ein Mann gern, wenn er ein paar Pennys sein Eigen

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