Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
Vom Netzwerk:
wurden leiser. Zwei Männer traten näher heran und halfen erst dem, den sie Jack gerufen hatten, dann dem Goldschmied. Sween war ebenfalls ans Ufer gewatet. Dort lag seine Axt, die er nun ergriff und drohend in beide Hände nahm.
    »Es ist so, wie der Faber dort sagt. Der Kerl hat mein Weib getötet«, sagte er laut.
    Jetzt schwieg die neugierige Menge. Der Köhler wandte sich nach allen Seiten um, aber niemand trat ihm zu nahe. Gwyn deutete auf den vor Kälte zitternden Mann, den sie Jack genannt hatten.
    »Ihr müsst ihn binden, bis der Büttel kommt. Er soll von einem Gericht gehört werden.«
    Die Leute murrten leise.
    »Halt!«, schrie eine Stimme.
    »Dies ist mein Besitz, und hier bin ich der Herr«, tönte die Stimme.
    Für einen Moment muste Gwyn an Eldrige, den alten Haudegen und Gefährten aus London, denken. Der Mann dort war ebenso groß, aber ein wenig feister im Gesicht. Er stellte sich neben den Steg, und seine Stimme war laut.
    »Geht wieder schlafen, ihr Leute. Ich kümmere mich um die Angelegenheit.«
    Er nahm einem der Umstehenden die Fackel aus der Hand und leuchtete den drei tropfnassen Männern ins Gesicht.
    »Wer von Euch treibt hier mitten in der Nacht solch ein böses Spiel?«, fragte der Mann.
    Die Frage war nicht unfreundlich, und Gwyn wunderte sich über die Stimme des Mannes. Für die Größe und den wohlgenährten Leib war seine Stimme sehr fein und zart, ja angenehm, und wollte so gar nicht zu der großen Gestalt dort passen. Noch immer atmete der Mann heftig, dem Sween in seiner blinden Wut aufgelauert hatte. Als er sprach, merkte man, wie sehr er noch unter dem Schock stand, der ihm in die Glieder gefahren war.
    »Der Kerl dort greift mich und wirft mich ins Wasser. Weiß nicht, warum.«
    »Werd dein Maul dir stopfen mit meinem eisernen Gesellen, du Hurenbrut«, schrie der Köhler wütend und machte einen Schritt auf den Mann zu.
    Dabei schwang er bedrohlich sein Beil, und wäre der Wirt der Schenke nicht dazwischengetreten und hätte das Werkzeug festgehalten, dann wär es wohl gleich um den Mann geschehen gewesen. Gwyn zitterte viel zu sehr vor lauter Kälte, um in den Streit eingreifen zu können.
    »Ich hab nichts zu schaffen mit Euch!«, kreischte der Mann laut vor Angst und Wut.
    In Gwyns Augen klang diese Verteidigung sogar glaubhaft.
    »Du lügst!«, schrie der Köhler zurück, immer noch aufgebracht und voller Hass.
    »Was werft Ihr dem Manne denn vor?«, fragte der Wirt ruhig.
    Jetzt war es an Gwyn, für den Reisegefährten zu sprechen.
    »Meilen von hier, Gevatter, lebte dieser Mann«, und dabei deutete er auf den Köhler, »er ist ein Holzhauer und Köhler. Er war im Wald zugange. Männer überfielen sein Weib, schändeten sie und zündeten sein Haus und sein Feld an.«
    Nach diesen Worten begannen die umstehenden Leute, zu murren und in Rufe der Entrüstung auszubrechen.
    »Niemals war dies Jack!«
    »Der könnte keiner Laus was tun!«
    »Jack ist ein Ehrenmann!«
    Bei diesem Wort zog Sween die Nase hoch, und es klang geringschätzig genug. Der Beschuldigte sah erstaunt erst auf Gwyn, dann auf den Köhler. Dann schüttelte er den Kopf. »Nie und nimmer hab ich dies getan. Bin ein Viehtreiber, kein Dieb. Und ich tu keinem Menschen Gewalt, schon gleich gar nicht einem Weib.«
    »Wer von Euch kann für diesen Mann hier bürgen?«, fragte der Wirt.
    Bevor der so Beschuldigte ein weiteres Mal sprechen konnte, waren einige weitere Männer in den Lichtschein der Fackel getreten. Gwyn erkannte einige der Schreier, die bei dem Kampf unten in der Wassergumpe durch Zurufe Partei für den Mann ergriffen hatten.
    »Herr, wir haben Schweine nach Leeds getrieben. Und Jack war all die Zeit bei uns«, entgegnete ein Mann.
    »Bezeugt Ihr dies auch vor einem Blutgericht?«, fragte der Wirt.
    »Wohl will ich das bezeugen, wohl«, antwortete der Sprecher, und auch die anderen Männer nickten zustimmend mit den Köpfen.
    Gwyn konnte sich nicht helfen. Wie Strauchdiebe und Brandstifter, ja wie kaltblütige Mörder sah keiner der Männer drein. Aber wem sah man in diesen Zeiten solch eine Tat schon an? Auch als der Wirt bezeugte, dass all die Männer schon seit dem frühen Mittag in seiner Schenke gesessen waren und dabei würfelten und dazu tranken, wurde die Sache nicht klarer.
    »Woher habt Ihr dann die Kette meiner Judith?«, fragte Sween jetzt etwas ruhiger, wenn auch immer noch mit böser Stimme.
    Der Mann griff sich an den Hals. Die silberne Kette hatte den Kampf auf Leben und Tod dort

Weitere Kostenlose Bücher