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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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der Haushofmeister mit milder, aber fester Stimme.
    »Aber Herr, ich weiß nicht recht …«
    »Sag es, blöder Kerl, oder ich lass dich mit einem heißen Eisen kitzeln«, befahl der Lord polternd.
    Der Mann begann zu schwitzen. Er schenkte dem Haushofmeister noch einmal einen Seitenblick und antwortete dann laut:
    »Die Bache heißt Waltraud von Cluny.«
    Bei der Nennung des Namens begann der Saal auf einmal zu toben. Alles lachte und kreischte durcheinander. Der Lord hielt sich den Bauch. Nur seine Frau blickte säuerlich drein. Wilhelm von Cluny war der Einzige, der über diese Bemerkung nicht lachen konnte. Nur seine Mundwinkel zuckten ein wenig. Der Schweinehirte sah den Adeligen scheu an, wohl um an der Reaktion seines Gesichtes zu erkennen, wie sehr dem Mann diese Schmähung seines Namens und seines Geschlechtes missfiel. Waltraud von Cluny war die Tochter des von Cluny. Ein junges Mädchen, welches als sehr gebildet und besonders fromm galt. Sie lebte in London in Verlobung mit einem normannischen Grafen. Die Hochzeit sollte bald schon stattfinden.
    Der Lord lachte noch immer. Der Scherz zu Kosten seines Haushofmeisters schien ihm gelungen. Und solange der Lord hier in seinem Hause, an dieser Tafel lachte, so lange lachten auch die Umstehenden.
    Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, forderte man den Mann, Jack geheißen, auf, in seiner Erzählung fortzufahren.
    »Also … ich suchte nach … ich suchte also die Sau …«
    Wieder begannen einige Umstehende zu kichern, und der Lord grinste dazu. Dann befahl er jedoch dem Mann weiterzusprechen.
    »Auf einem Wildpfad sah ich’s glitzern. Ich geh hin und heb es auf. Es war die Kette, ebendiese.«
    Er deutete auf das Schmuckstück, das auf einem Tisch vor der Tafel des Burgherrn lag.
    »War es die Kette, von welcher der Köhler behauptet, es sei Eigentum seiner gemordeten Frau?«, fragte man ihn, und der Schweinehirte bejahte dies. Er nickte auch mit dem Kopf, als man ihm die Kette noch einmal zeigte.
    »Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Erzähl weiter!«
    »Wir haben alle Schweine verkauft und unseren Treibergroschen abgeholt. Wir wollten nach Swindon oder Wells zurück, um eine neue Rotte zu finden. Wir gehen in die Schenke Zum Reisenden. Da seh ich den Köhler in der Schenke. Es stimmt schon, angestarrt hat er mich den ganzen Abend lang.«
    »Und dann?«
    »Denk mir nichts dabei. Hab keine Lust, ihn zu fragen, denn ich wollt keinen Streit.«
    Er erzählte noch, wie ihm die anderen Kameraden um die Kette ein wenig neidisch gewesen waren. Aber er hatte sie gefunden und wollte sie behalten.
    Als Jack mit seiner Erzählung geendet hatte, blickten alle auf den noch immer essenden Lord und erwarteten eine Entscheidung. Der Mann rülpste einmal lang, und die Umstehenden ließen es sich nicht nehmen, Gesundheit und Wohlwollen über den gesunden Appetit ihres Herrn zu bekunden.
    »Eine verworrene Geschichte. Sehr seltsam. Aber die Kette gehört mir, denn du hast sie auf meinem Land gefunden. Alles, was auf meinem Lehen zu finden ist und keinen Besitzer kennt, ist mein Eigentum, hast du das verstanden, Schweinehirt?«
    »Ja«, antwortete Jack verwirrt.
    »Ja, Euer Lordschaft, heißt dies!«, belehrte ihn der Haushofmeister ruhig.
    »Ja, Euer Lordschaft«, antwortete Jack gehorsam.
    »Du da! Köhler! Erzähl mir, was geschehen!«, befahl der Burgherr und deutete auf William.
    Mit gleichmütiger Stimme erzählte Sween seine Geschichte noch einmal und erwähnte dabei, wie Gwyn ihm nicht nur einmal geholfen hatte.
    Hier unterbrach ihn der Lord. »Man erzählt sich die Geschichte über den Faber aurifex Gwyn Carlisle aus Bath, der Bath rettete, einen Frieden verhandelte und dann noch die schönste und reichste Frau weit und breit ehelichte. Seid Ihr etwa derjenige?«
    Die Leute im Saal waren ruhig, und alle Augen richteten sich auf Gwyn, der sich erhob und dann langsam nickte.
    »Ihr sprecht richtig, Eure Lordschaft. Das bin ich, Gwyn Carlisle, Goldschmiedemeister und Hausherr im Hause des Borden, dessen Andenken mir selig und heilig. Dass man sich aber Lieder über mich erzählt, schmeichelt mir. Fürwahr, ich vermag’s fast nicht zu glauben.«
    »Es ist so«, entgegnete der Lord und betrachtete Gwyn nun aufmerksam.
    »Der Held von Bath in meinem Haus. Welch eine Überraschung«, stellte der Lord fest.
    Er grunzte laut vor satter Zufriedenheit und streckte sich ein wenig.
    »Sagt, was habt Ihr mit solcherlei zu schaffen?«
    Bei diesen Worten beschrieb die Hand des

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