Der Goldvulkan
willst wirklich nach Klondike reisen?
– Jawohl.
– Ohne noch nähere Mitteilungen abzuwarten?
– Ich werde mich schon an Ort und Stelle weiter unterrichten.
– Und mich willst du hier allein lassen?
– O nein, denn du wirst mich ja begleiten.
– Ich?
– Ja, du.
– Nimmermehr!
– O doch; die Sache geht ja uns beide an.
– Ich erteile dir die weitgehendste Vollmacht.
– Die nehme ich nicht an; ich bedarf deiner persönlichen Anwesenheit.
– Eine Reise von zweitausend Lieues?….
– Das nicht. Es sind ihrer ja nur zweitausendfünfhundert.
– Allgütiger Gott! Wie lange soll die wohl dauern?
– O, nur so lange wie nötig. Es könnte ja der Fall eintreten, daß unser Interesse es erforderte, nicht den Claim zu verkaufen, sondern ihn selbst auszubeuten.
– Auch das noch…. selbst ausbeuten? rief Summy ganz außer Fassung. Dann verginge darüber ein ganzes Jahr….
– Oder auch zwei, wenn das angezeigt erscheint.
– Zwei Jahre! Zwei Jahre! wiederholte Summy Skim fast jammernd.
– Nun, was ist dabei? erwiderte Ben Raddle, wenn nun jeder Monat, jeder Tag, jede Stunde unser Vermögen vermehrte?
– »Nein…. nein! Daraus wird nichts!« rief Summy Skim, der, sich zusammenduckend, in seinen Lehnstuhl niedersank wie einer, der entschlossen ist, nie wieder davon aufzustehen.
Er hatte es jedoch mit einem übermächtigen Gegner zu tun. Ben Raddle ließ ihn gewiß nicht aus seinen Fängen los, als bis er dem Vetter seine Zustimmung abgerungen hatte.
»Nun, was mich betrifft, Summy, schloß der Ingenieur, steht es fest, daß ich mich nach Dawson City begebe, und ich kann nicht glauben, daß du dich weigern solltest, mich zu begleiten. Du hast überhaupt hier viel zu lange still gesessen…. du mußt dir auch ein bißchen die Welt ansehen!
– O, entgegnete Summy, wenn ich dazu Lust verspürte, gäb’ es in Amerika oder in Europa noch andre Gegenden zu besuchen. Jedenfalls würde ich den Anfang nicht damit machen, mich bis ins Herz jenes entsetzlichen Klondike zu verlaufen!
– Ach, das würdest du bezaubernd schön finden, wenn du dich erst überzeugt hättest, daß es mit Goldpulver bestreut und mit Goldklümpchen gepflastert ist.
– Ben, mein lieber Ben, flehte Summy Skim, du ängstigst mich, wahrhaftig, du erschreckst mich! Du willst dich da in eine Geschichte einlassen, die dir nur Gefahren und Enttäuschungen in Aussicht stellt.
– Das wird sich ja zeigen.
– Da ist zuerst dieser unselige Claim, der gewiß nicht so viel wert ist wie ein Gartenbeet mit Weißkohl drauf!
– So?…. Wie käme denn jene Gesellschaft dann dazu, uns mehrere tausend Dollars dafür zu bieten?
– Und wenn ich mir dann vorstelle, Ben, diesen lächerlichen Claim in einem Lande aufsuchen zu müssen, wo die Temperatur gelegentlich bis fünfzig Grad unter Null sinkt!
– O, da werden wir Feuer machen.«
Ben Raddle wußte auf alles eine Antwort. Die Angst seines Vetters rührte ihn nicht im mindesten.
»Aber Green-Valley, Ben; denkst du daran gar nicht?
– O, an Wild fehlt es nicht auf den Ebenen und an Fischen nicht in den Flüssen von Klondike. Du wirst da jagen und angeln in einem neuen Lande, das dir viele Überraschungen bereiten wird.
– Aber unser Gesinde, unsre braven Landarbeiter, die uns doch erwarten, seufzte Summy Skim.
– Hätten die denn Ursache, unser Ausbleiben zu bedauern, wenn wir reich genug zurückgekehrt sind, ihnen andre Farmen zu errichten und den ganzen Bezirk anzukaufen?«
Summy Skim mußte sich am letzten Ende für besiegt erklären. Nein, allein konnte er seinen Vetter nun einmal nicht nach Klondike reisen lassen. Er würde ihn also begleiten, wär’s auch nur, um ihn bald wieder zur Heimkehr zu veranlassen. Über die Telegraphenlinien der Dominion flog an demselben Tag eine Depesche an den Kapitän Healey, die dem Direktor der
Anglo-American Transportation and Trading Company,
Dawson City, Klondike, die demnächst erfolgende Abreise der Herren Ben Raddle und Summy Skim, der Eigentümer des Claims Nummer 129, anzeigte.
Drittes Kapitel.
Unterwegs.
Auf der kanadischen Pacificbahn können Vergnügungs-und Handelsreisende Auswandrer und nach Klondike gehende Goldsucher ohne Wagenwechsel, ohne die Dominion oder Britisch-Kolumbien zu verlassen, von Montreal nach Vancouver gelangen. Hier in der Hauptstadt Kolumbiens eingetroffen, haben sie verschiedne Wege, zu Lande, zur See oder auf Strömen, zur Auswahl und können da auch die verschiednen Beförderungsarten – Schiffe,
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