Der Goldvulkan
durch das im Sommer mit üppigem Grün bedeckte Gelände gesichert war und die hier Hundegespannen allemal vorzuziehen sind. Was die Lebensmittel anging, konnte man sich diese – ganz abgesehen von der zu erwartenden Ausbeute der Jagd – für mehrere Monate leicht genug beschaffen, da solche jetzt in Dawson City reichlich vorhanden waren, das die Gesellschaften, die auch an die Lagerstätten von Klondike liefern, sobald die Verbindung zwischen Skagway und Vancouver wieder eröffnet ist, damit fast in Überfluß versorgt hatten. An Schießbedarf fehlte es ebensowenig und wenn man genötigt wäre, zu den Flinten zu greifen, so würden diese nicht stumm bleiben.
Die Karawane unter der Führung des Scout sollte aus den beiden Vettern, Jane Edgerton, Neluto mit seinem Wagen und Pferde bestehen, zu denen noch außer Patrick Richardson neun Kanadier kamen, die auf dem Claim Nummer 129 gearbeitet hatten, und endlich sechs Leute Bill Stells; zusammen ergab das also einundzwanzig Personen. Die mäßige Zahl von Prospektoren mußte jedoch genügen für die Ausbeutung des Golden Mount, wo nach Jacques Leduns Rede die Arbeit nur darin bestand, die im Krater des erloschnen Vulkans lagernden Pepiten aufzulesen.
Der Zug, dessen Zweck und Ziel zunächst noch immer nur Ben Raddle, Summy Skim, Jane Edgerton und der Scout kannten, wurde möglichst sorgsam und doch so eifrig vorbereitet, daß der Aufbruch für den 6. Mai bestimmt werden konnte.
Es kann dabei nicht wundernehmen, daß Ben Raddle vor der Abreise aus Dawson City noch ein letztes Mal erfahren wollte, wie die Dinge mit den Claims am Forty Miles Creek lägen. Auf sein Geheiß begaben sich die Werkführer und Neluto nach der Stelle, wo sich früher die Erbschaft von Onkel Josias befand.
Hier fanden sie die Verhältnisse noch unverändert. Der Claim 129 wie der Nummer 131 und wie viele andre Claims an beiden Seiten der Grenze waren noch völlig überflutet. Durch das Erdbeben aufs Zehnfache verbreitert, folgte der Rio noch immer seinem neuen Bette. Ihn abzulenken und in das alte schmälere Bett zurückzudrängen, wäre vielleicht eine unmögliche, auf jeden Fall eine sehr schwierige und kostspielige Arbeit gewesen, an die vorläufig kein Mensch dachte. Lorique erklärte deshalb auch bei seiner Rückkehr, daß alle Hoffnung, die alten Lagerstätten wieder zu bearbeiten, für immer aufzugeben sei.
Am 5. Mai war alles fix und fertig. Am Nachmittag begaben sich Ben Raddle und Summy Skim noch einmal nach dem Krankenhause, um sich von Edith und dem Arzte der Anstalt zu verabschieden.
Sie trafen hier zunächst die beiden Cousinen, die diesen letzten Tag beieinander verbrachten. Edith erschien wie immer ruhig und gefaßt. Was sie von der ganzen Reise halten mochte, hätte freilich niemand sagen können.
»Ja, darüber habe ich kein Urteil, antwortete sie auf eine diesbezügliche Frage, die Ben Raddle an sie gerichtet hatte. Ein jeder gestaltet sich das Leben, wie es ihm gefällt. Wichtig ist doch allein, daß man, was man tut, auch nach besten Kräften ausführt.«
Das Gespräch dehnte sich über zwei Stunden hin aus. Merkwürdigerweise wurde es aber fast ausschließlich zwischen Summy und Jane geführt. Je länger es dauerte, desto hartnäckiger schwiegen Ben Raddle und Edith, als ob sich ihrer von Minute zu Minute eine fixe Idee mehr und mehr bemächtigt hätte.
Als die Zeit der Trennung herangekommen war, schloß sie Summy in lustiger Weise ab.
»Das Programm, sagte er, lautet also: Keine Sentimentalität! Laßt uns guter Dinge sein! Vor Winters Anfang sind wir zurück, höchstens seufzend unter der Last der schönsten Pepiten!
– Möge der Himmel dich hören!« murmelte Ben Raddle mit einer Art Müdigkeit, während er Edith die eine Hand entgegenstreckte, die diese schweigend drückte.
Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte und sie sich anschickten, noch den Doktor Pilcox aufzusuchen, wendete sich Summy mit einer gewissen Lebhaftigkeit an seinen Vetter.
»Was zum Kuckuck hast du denn? fragte er. Du siehst ja aus, als hätte man dir die Butter vom Brot gestohlen, und Fräulein Edith machte auch ein Gesicht wie saure Milch. Das ist ja recht ermutigend. Du hast wohl keine Lust mehr zu unsrer Fahrt?«
Ben Raddle schien mit Mühe ihn belästigende Gedanken zu unterdrücken.
»Du beliebst wohl zu scherzen,« antwortete er nur.
Der Doktor Pilcox äußerte seine Anschauung der Dinge in folgender Weise:
»Ah, da steht Ihnen ja eine herrliche Reise bevor, denn das
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