Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
dann tun?
    – Warten… einfach warten!
    – Warten, immer warten! protestierte einer der frühern Arbeiter vom Claim 129. Das werden wir bald nicht mehr können. Spätestens nach zwei Monaten müssen wir fort von hier, wenn uns der Winter nicht überraschen soll.
    – Nun gut, wir werden fortgehen, erklärte Ben Raddle, der jetzt das Wort ergriff. Wir werden nach Dawson zurückkehren und mit den ersten schönen Tagen wieder hierherziehen.
    – Was? rief Summy Skim entsetzt aufspringend, noch einen zweiten Winter in Klondike erleben!
    – Jawohl, erklärte Ben Raddle rundweg. Dir steht es ja frei, nach Montreal zurückzufahren. Ich, ich bleibe in Dawson. Die Eruption muß doch früher oder später eintreten, und da will ich bei der Hand sein.«
    Jane Edgerton griff nun in das Gespräch ein, das eine garstige Wendung zu nehmen drohte.
    »Gibt es denn kein Mittel, diese Eruption hervorzurufen?
    – Keines, erklärte Ben Raddle. Wir können unmöglich…«
    Wie von einem plötzlichen Gedanken gepackt, unterbrach der Ingenieur, der Jane Edgerton scharf ansah, den angefangenen Satz. Vergeblich forderte diese ihn auf, fortzufahren, er schüttelte nur den Kopf, verweigerte es aber, seine Gedanken zu offenbaren.
    Die folgenden Tage herrschte recht schlechtes Wetter. Von Süden her zogen schwere Wolken heraus. Die atmosphärische Depression schien die Tätigkeit des Vulkans zu steigern, wenigstens mischten sich den aus dem Krater aufsteigenden Rauchmassen dann und wann auflodernde Flammen bei.
    Einigen schnell vorübergehenden Gewittern folgten tüchtige Platzregen, die teilweise eine Überschwemmung des Mackensiedeltas herbeiführten, so daß sich die Fluten der beiden Hauptarme des Stromes vermischten.
    Es ist wohl unnötig zu sagen, daß Summy Skim in dieser Zeit seine Jagdausflüge unterbrechen und sich im Lager aufhalten mußte, wo ihm die Stunden recht lang erschienen.
    Bei dieser Lage der Dinge ereignete sich doch etwas von besondrer Wichtigkeit.
    Am Nachmittage des 23. Juni forderte Ben Raddle seinen Vetter, Jane Edgerton und den Scout auf, ihm in sein Zelt zu folgen.
    »Ich habe mit euch zu sprechen, liebe Freunde, begann er, als alle sich gesetzt hatten, und ich bitte euch, genau auf den Vorschlag zu achten, den ich zu machen habe.«
    Sein Gesicht war dabei sehr ernst. Die Furchen seiner Stirn verrieten, daß ihn irgend etwas tief bewegte, und bei der aufrichtigen Freundschaft, die Summy Skim für ihn hegte, fühlte sich dieser darüber recht beunruhigt. Hatte sich Ben Raddle vielleicht entschlossen, den bisherigen Plan aufzugeben, auf den Kampf gegen die ihm offenbar feindliche Natur zu verzichten? Wollte er endgültig nach Montreal zurückkehren, wenn sich die Lage der Dinge vor Eintritt der rauhen Jahreszeit nicht änderte? Selbstverständlich hätte Summy Skim diesen Entschluß am freudigsten begrüßt.
    »Meine lieben Freunde, sagte jetzt Ben Raddle, es besteht kein Zweifel, daß der Golden Mount existiert, ebensowenig darüber, daß er reiche Schätze birgt. Jacques Ledun hat sich nicht getäuscht, wir haben uns davon mit eignen Augen, überzeugen können. Die ersten Vorläufer eines Ausbruchs haben uns leider gehindert und hindern uns noch heute, in den Krater einzudringen. Wäre das möglich gewesen, so wäre auch unsre Aufgabe hier vollendet und wir befänden uns schon wieder auf dem Wege nach Klondike.
    – »Die erwartete Eruption wird aber nicht ausbleiben, schaltete der Scout ein.
    – Dann muß sie aber vor Ablauf von sechs Wochen eintreten,« brummte Summy zwischen den Zähnen.
    Ein kurzes Stillschweigen. Jeder beschäftigte sich mit den eignen Gedanken. Nach reiflicher Überlegung, als wolle er alle möglichen Folgen eines lange bedachten Vorhabens erwägen, fuhr Ben Raddle fort:
    »Vor einigen Tagen habe ich eine gelegentliche Äußerung Miß Edgertons unbeantwortet gelassen. Vielleicht waren jene Worte ihr durch den Unwillen darüber eingegeben, daß wir hier bezüglich der Durchführung unsres Unternehmens zu so beschämender Ohnmacht verurteilt sind, und vielleicht legte sie ihnen gar keine besondre Bedeutung bei. Mich frappierte aber der hingeworfne Gedanke, ich habe ihn reiflich erwogen, habe nach den Mitteln gesucht, ihn zu verwirklichen, und ich glaube, sie gefunden zu haben. Könnte man nicht die zögernde Eruption hervorrufen? Ich antworte hierauf: Warum denn nicht?«
    Jane Edgerton heftete ihre Augen auf die des Ingenieurs. Das waren Worte, die ihr gefielen. Handeln, Wesen und Dinge

Weitere Kostenlose Bücher