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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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rief der Ingenieur. In welcher Richtung?
    – Dort, erklärte Neluto, indem er nach einem etwa drei Meilen vom Vulkan entfernten Walde hinwies.
    – Im Walde… an dessen Saume?
    – Nein.
    – Also in dessen Innern, unter den Bäumen?
    – Ja.
    – In welcher Entfernung?
    – Hm… so zwei bis drei Meilen vom Rande… vielleicht auch weniger…
    – Oder auch mehr, setzte Ben Raddle ungeduldig hinzu. Ich kenne ja den Refrain, Neluto. Ich sehe jedenfalls aber nichts.
    – Ich jetzt auch nicht mehr, sagte Neluto. Übrigens bin ich gar nicht sicher, etwas gesehen zu haben; es war ja so wenig, so daß ich mich wohl täuschen konnte.«
    Das war, seit die Gesellschaft an der Küste des Eismeers lagerte, das erste Mal, daß sich in diesem hyperboräischen Lande Spuren von Menschen gezeigt hatten. Ein über die Bäume aufsteigender Rauch verriet doch, daß solche augenblicklich im Schutze des Waldes lagerten, und wer diese auch sein mochten, etwas Guten hatte man sich von ihnen nicht zu versehen.
    Wer waren die Leute wohl? Vielleicht Jäger oder nicht vielmehr Prospektoren, die den Goldvulkan suchten, von dessen Vorhandensein sie gehört hatten?
    Es konnte ja recht wohl der Fall sein, daß die Neulinge den ihnen von den riesigen Laubmassen verdeckten Golden Mount noch nicht erblickt hatten, sehen würden sie ihn, wenn sie aus dem Walde herauskamen, aber doch und niemand konnte voraussagen, was die letzte Folge davon sein werde.
    Jedenfalls war das ein ernster Zwischenfall, der Ben Raddle und seine Gefährten stark beunruhigte.
    Mit Ausnahme der ihren Gedanken nachhängenden Jane richteten alle den Blick nach Westen, obgleich hier nichts Ungewöhnliches zu sehen war. Über das Waldesdickicht, das bis über den Horizont hinausreichte, schwebte jetzt keine Rauchwolke hin.
    Von einem Irrtum Nelutos überzeugt, forderte Ben Raddle zum Rückweg auf.
    Da trat Jane plötzlich an Summy heran.
    »Ach, ich bin so ermüdet, Herr Skim,« sagte sie kläglichen Tones.
    Summy erstaunte darüber aufs höchste; hier lag etwas Besondres vor. Noch niemals hatte Jane zugegeben, ermüdet zu sein. Mit ihr mußte eine Veränderung vor sich gegangen sein.
    Ja, das war mit Jane Edgerton wirklich der Fall. Die Spannkraft, die sie aufrechterhielt, wenn sie unermüdlich auch über ihre Kräfte gehende Arbeiten erledigte, war zwar nicht ganz erschlafft, aber doch recht vermindert. Einen Augenblick sah sie im Leben doch noch etwas andres als eine Reihe von Kämpfen, von ununterbrochnen Anstrengungen; sie empfand etwas von der Süßigkeit, geliebt zu sein, sich geschützt zu wissen; ihr ging eine Ahnung auf von dem häuslichen Herde, wo man von zärtlicher Fürsorge umgeben ist, und jetzt litt sie wirklich körperlich unter der Vereinsamung ihres Herzens. O, wie ermüdet war Jane Edgerton, Herr Skim!
    Er sann nicht lange nach, der gute Summy, er verlor sich nicht in eine ähnliche, verwickelte Analyse. Jetzt sah er nur Jane an und verwundert über ihre Aussage und den wehleidigen Ton, in dem sie erfolgt war, erkannte er plötzlich, was er früher nie gesehen hatte, wie zart, wie hübsch – nein, wie schön – das junge Mädchen war, deren sich vom Himmel abhebende Silhouette so verschwindend erschien in der grenzenlosen Umgebung. Welch ein Unglück, daß sie sich jetzt hier in dem weltfremden Lande befand, allen Mühseligkeiten, allen Gefahren preisgegeben. Da wallte es in dem guten Summy auf wie ein warmes, brüderliches Mitgefühl.
    »Haben Sie nur keine Furcht, Fräulein Jane, sagte er, seine Erregung unter einem erzwungenen Lächeln verbergend, ich bin ja bei Ihnen. Stützen Sie sich auf mich. Mein Arm ist noch stark und mein Fuß ist sicher.«
    Beide begannen hinunterzusteigen. Summy wählte den Weg aus und unterstützte seine schlanke Begleiterin aufmerksam wie ein älterer Bruder und sorgsam wie ein Liebhaber, der ein zerbrechliches und kostbares kleines Kunstwerk unversehrt mit heimbringen möchte.
    Halb ohne rechtes Bewußtsein ließ Jane ihn gewähren. Sie schritt wie träumend weiter und ziellos irrten ihre Blicke in die blaue Ferne. Was sie sah, hätte sie nicht sagen können. Da unten, jenseits des Horizontes, das Unbekannte oder vielleicht das noch schwerer zu enträtselnde Geheimnis ihres bewegten Herzens?
Neuntes Kapitel.
Eine Jagd auf Orignale.
    Etwa fünfzig Toisen von der Stelle, wo der Anfang der Galerie lag, die mit dem Krater verbunden werden sollte, bildete das linke Ufer des Rio Rubber einen ziemlich scharfen Winkel. Von hier aus

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