Der Goldvulkan
nachdenklich anstarrte.
»Hier im Walde halten sich also Jäger auf? fragte Summy.
– Jäger?… Ja, oder andre,« antwortete Neluto.
Summy hatte sich niedergebeugt. Er betrachtete aufmerksam die verdächtige Asche.
»Von gestern rührt sie jedenfalls nicht her,« bemerkte er, sich aufrichtend.
Die weiße, von der Feuchtigkeit halb zusammengebackne Asche mußte offenbar schon seit längerer Zeit hier liegen.
»So scheint es, gab Neluto zu. Doch da ist etwas, was uns weitre Aufklärung geben wird.«
Wenige Schritte von dem verlassnen Feuerherde hatte das forschende Auge des Indianers zwischen dem Gras einen glänzenden Gegenstand hervorschimmern sehen. Er ging schnell dahin, bückte sich und hob das Fundstück mit einem Ausrufe der Verwunderung auf.
Es war ein Dolch mit flacher, messerartiger Klinge und kupfernem Griffe.
Nachdem er ihn näher besichtigt hatte, äußerte Neluto:
»Kann man auch nicht sagen, wie lange es her ist, daß hier ein Feuer brannte, so läßt sich doch behaupten, daß der Dolch nicht länger als zehn Tage an dieser Stelle gelegen hat.
– Ja, stimmte Summy Skim dem zu. Die Klinge ist noch recht glänzend und hat nur einen ganz schwachen Anhauch von Rost. Die Waffe ist also erst in jüngster Zeit hier ins Gras gefallen.«
Der Dolch, den Neluto von allen Seiten betrachtete, war, wie er sicher erkannte, von spanischer Arbeit. Auf der Klinge war der Buchstabe
M
eingraviert und auf dem Griffe der Name
Austin,
der der Hauptstadt von Texas.
»Danach müssen also, erklärte Summy Skim, Fremde vor wenigen Tagen vielleicht vor wenigen Stunden, auf dieser Lichtung gelagert haben.
– Und Indianer sind das nicht gewesen, bemerkte Neluto, denn die besitzen Waffen dieser Art nicht.«
Summy blickte voller Unruhe umher.
»Wer weiß, sagte er, ob die Leute nicht auf dem Wege nach dem Golden Mount sind?«
Diese Vermutung hatte ja etwas für sich und wenn der Mann, dem die gefundne Navaja gehörte, Mitglied einer zahlreichern Gesellschaft war, so drohte Ben Raddle und seinen Gefährten eine nicht geringe Gefahr. Vielleicht streifte dieser Trupp schon jetzt in der Gegend der Mackensiemündungen umher.
»Wir wollen aufbrechen, sagte Summy Skim.
– Ja… augenblicklich, antwortete Neluto.
– Doch unser Hund!« bemerkte noch Summy.
Der Indianer rief diesen mit lauter Stimme nach allen Seiten. Sein Ruf wurde aber wohl nicht gehört, denn Stop blieb noch immer verschwunden.
Jetzt war von einer Jagd auf Orignale nicht mehr die Rede, es galt vielmehr, so schnell wie möglich zum Lager zurückzukehren, um die Karawane aufzufordern, daß sie sich zur Verteidigung bereit hielte.
»Vorwärts also, ohne eine Minute zu verlieren!« trieb Summy Skim.
In demselben Augenblick krachte ein Gewehrschuß höchstens dreihundert Schritt von der Waldblöße.
Zehntes Kapitel.
Wo sich die Wüstenei mehr als erwünscht bevölkert.
Nachdem Summy Skim und Neluto sich zur Jagd auf die Orignale wegbegeben hatten, unterrichtete sich Ben Raddle noch einmal von dem Stande der Arbeiten. Wenn nichts dazwischen kam, konnte der Kanal noch an diesem Abend fertig sein. Dann war nur noch der Durchstich am linken Ufer des Rio Rubber herzustellen und die dünne Kraterwand mit wenigen Axthieben zu beseitigen und hierauf konnte sich das Wasser in vollem Strome in die Eingeweide des Golden Mount ergießen.
Die gewaltige und durch das Zentralfeuer schnell verdampfte Flüssigkeitsmenge mußte bald einen heftigen Ausbruch verursachen, bei dem die vulkanischen Stoffe hinausgeschleudert werden sollten. Ohne Zweifel enthielten diese eine reichliche Beimischung von Lava, Schlacken und andern wertlosen Stoffen, doch auch die Pepiten neben goldhaltigen Quarzbrocken, und die brauchte man dann nur aufzuheben, ohne sie erst mühsam herauszuholen.
Die Tätigkeit der unterirdischen Kräfte nahm noch weiter stetig zu; von Tag zu Tag war das Brodeln und Brausen im Innern lauter geworden, so daß die Frage entstand, ob die Zuleitung des Wassers zum Krater überhaupt noch nötig wäre.
»Das werden wir bald sehen, antwortete Ben Raddle dem Scout, der diese Frage an ihn gerichtet hatte. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir mit einer knappen Zeit zu rechnen haben, denn die Hälfte des Juli ist ja schon vorbei.
– Und es wäre unklug, fuhr der Scout ihm zustimmend fort, sich einen Monat länger an der Mackensiemündung aufzuhalten. Drei Wochen werden wir für die Rückfahrt bis zum Klondike ohnehin brauchen, vorzüglich wenn unsre Wagen
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