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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bündel Papiere hervor.
    »Hier sind die Besitztitel, sagte sie, und hier die Erklärung Loriques und die meinige, worin wir die wirklichen Eigentümer anerkennen und jedem Anspruch unserseits von vornherein entsagen. Dazu fehlt nur noch die gleichlautende Erklärung Janes, ich glaube aber dafür einstehen zu können, daß sie eine solche nicht verweigern wird.«
    Als Antwort umarmte Jane nur ihre Cousine.
    Ben Raddle war einfach erdrückt von der Bewunderung einer derartigen Hochsinnigkeit. »Kaum glaublich! Kaum glaublich!« murmelte er zwischen den Zähnen.
    Edith erhob sich.
    »Wollen Sie jetzt als Besitzer einen Rundgang über Ihr Eigentum antreten, fuhr sie fort, so werde ich Ihnen als Führer dienen; bei derselben Gelegenheit werden Sie auch Lorique Guten Tag sagen können.«
    Alle verließen das kleine Haus und durchstreiften das Gebiet des Claims in jeder Richtung. Hier herrschte eine allgemeine Tätigkeit, für die der Ingenieur fast noch mehr Sinn hatte als für die eben gehörten diplomatischen Heldentaten.
    Alles ging mit der Regelmäßigkeit eines Chronometers.
    An jeder Seite der einen auf kanadischem und der andern auf amerikanischem Boden gelegenen Platzhälfte bewegte sich ein Rocker (eine Art Wiege), gespeist von einer kleinen, am neuen Ufer des Creek, fast gegenüber dem Mittelpunkte des Werkplatzes, stehenden Dampfpumpe, und auf beiden Seiten arbeiteten mit Schüssel oder mit Schöpflöffel eine große Anzahl Leute.
    »Diese Pumpe hat mich nichts gekostet, erklärte Edith. Ich habe sie nach dem Zurückweichen des Wassers im alten Bett des Flusses gefunden. Wahrscheinlich gehörte sie zu einem stromaufwärts gelegenen und bei der vorjährigen Überschwemmung verlassenen Claim. Wie durch ein Wunder war daran nicht das mindeste zerbrochen; es genügte, sie zu säubern, sie aufzustellen und uns Kohle zu besorgen, was – in Parenthese gesagt – nicht gerade leicht war.«
    Ben Raddle konnte nicht mehr an sich halten.
    »Werden Sie uns endlich auch mitteilen, rief er, wer alles das geleitet, die Arbeit organisiert und die nötigen Einrichtungen getroffen hat?
    – Das bin ich gewesen, Herr Raddle, natürlich unter dem Beistande Loriques, antwortete Edith in einem Tone, der von Selbstüberschätzung ebenso fern war wie von unangebrachter Bescheidenheit.
    – Sie?« rief der Ingenieur, der von diesem Augenblick tief in Gedanken versanken zu sein schien.
    Edith fuhr in ihren Erklärungen fort. Sie führte ihre Begleiter bis zur letzten, auf alaskischem Gebiete gelegnen Konzession, die auf den Namen Loriques eingetragen war. Auf dem Claim, dessen offizieller Eigentümer er war, traf man auch den Werkführer, der von dem Wiedersehen mit Ben Raddle tief bewegt wurde. Ernsthaft nachsinnend, antwortete dieser aber auf die Ergebenheitsbezeigungen des treuen Dieners nur in etwas seltsamer, fast frostiger Weise.
    Die Gesellschaft kam, jetzt mit Lorique, nach der Mitte des Arbeitsfeldes zurück.
    »Das hier ist die allerergiebigste Fundstelle, sagte Edith.
    – Wo wir jedesmal unsre tausend Dollars in der Schüssel haben,« setzte der Werkführer stolz hinzu.
    Nachdem sie einigen Waschproben zugesehen hatten, die wirklich den angegebenen Betrag lieferten, begaben sich alle nach dem Wohnhäuschen zurück.
    Als sie schon dessen Schwelle überschreiten wollten, hielt Ben Raddle, von einem plötzlichen Gedanken erfaßt, Edith durch einen Wink zurück.
    »Sagten Sie nicht vorhin, fragte er, daß Sie Dawson am fünfundzwanzigsten Juli verlassen hätten?
    – Jawohl, antwortete Edith.
    – An welchem Tage war aber der Boden des Forty Miles Creek aufs neue und so hoch aufgestiegen?
    – Am dreiundzwanzigsten Juli.
    – Das wußt’ ich doch! rief Ben Raddle. Unser Vulkan ist es, dem wir dieses Glück verdanken.
    – Unser…? Welcher Vulkan?«
    Ben Raddle schilderte ihr nun alle Erlebnisse während der Expedition zur Aufsuchung des Golden Mount. Als er seinen Bericht beendet hatte, zweifelte niemand mehr, daß die so tollkühn erzwungne Eruption die erste Ursache der Umwälzung gewesen sei, deren Schauplatz jener Teil Klondikes geworden war.
    Für alle lag es auf der Hand, daß die plutonische Erschütterung sich von einer Stelle zur andern fortgepflanzt und allmählich mit einer Reihe symmetrischer Hebungen und Senkungen des Erdbodens erschöpft habe. Hunderte von Kilometern weit deutete der lange Erdspalt genau die Richtung der unterirdischen Kraftäußerung an, die hier erstorben war. An der schon durch das frühere

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