Der Goldvulkan
hier wieder zu arbeiten…
– Dann, unterbrach ihn Summy, dann wären wir also verurteilt, hier Wurzel zu schlagen, bis der verwünschte Meridian an der richtigen Stelle festgenagelt ist.
– Hier ist’s doch ebensogut wie anderswo. Wohin sollten wir denn gehen, Summy?
– Nun… zum Beispiel nach Dawson City.
– Wären wir da vielleicht besser aufgehoben?«
Summy Skim gab keine Antwort mehr. Er fühlte, wie der Unmut in ihm aufquoll, so ergriff er denn sein Gewehr, rief Neluto herbei und beide verließen das kleine Haus und wanderten die Schlucht nach Süden hinauf.
Summy Skim hatte wahrlich Grund genug, ärgerlich zu werden. Ben Raddle war tatsächlich entschlossen, die Ausbeutung des ihnen zugefallenen Placers in die Hand zu nehmen. Wenn ein unvorhergesehener Umstand ihn zur mehrwöchentlichen Verlängerung seines Aufenthalts am Forty Miles Creek nötigte, wie hätte er da der Versuchung widerstehen können, die schon vorhandnen Brunnenschächte auszunützen, um sich wenigstens über ihre Ergiebigkeit zu unterrichten, zu erfahren, ob der Onkel Josias wirklich alles getan hätte, gute Ergebnisse zu erzielen? Sollte sich dieser nicht vielmehr begnügt haben, die alten Methoden anzuwenden, das so unvollkommene Verfahren der Goldsandwäscher, während ein Ingenieur voraussichtlich ein schnelleres und einträglicheres Verfahren fand? Und wenn endlich aus dem ihm gehörigen Erdboden Hunderttausende, vielleicht Millionen Francs zu gewinnen waren, erschien es dann vernünftig, darauf für einen lächerlich niedrigen Preis zu verzichten?
Das war etwa der Gedankengang Ben Raddles. Die streitige Grenzfrage kam ihm deshalb eigentlich ganz gelegen, lieferte sie ihm doch einen Vorwand dem sich Summy Skim wohl oder übel beugen mußte, und – ein Optimist, wie er’s nun einmal war – sagte er sich sogar, daß sein Vetter an dem, wofür er sich im voraus begeisterte, schließlich selbst Geschmack finden werde.
Als er dann die Rechnungsführung des Onkels Josias geprüft und ihm der Werkmeister alle zu einer Übersicht der Sachlage nötigen Unterlagen ausgehändigt hatte, fragte er diesen ohne alle Vorrede:
»Wenn Sie nun jetzt eine Arbeitsmannschaft besorgen sollten, Lorique, würden Sie das können?
– Daran zweifle ich nicht, Herr Raddle, antwortete der Werkmeister. Noch suchen tausende von Einwandrern im hiesigen Bezirke lohnende Arbeit, ohne eine solche zu finden. Täglich strömen noch weitre den Lagerstätten am Forty Miles Creek zu. Bei dem großen Angebot glaube ich sogar, daß die Leute keine besonders hohen Lohnansprüche machen können.
– Wir würden ja wohl gegen fünfzig Mann brauchen?
– Höchstens so viele. Herr Josias Lacoste hat niemals mehr beschäftigt.
– Binnen welcher Zeit könnten Sie ein solches Personal angeworben haben? fragte Ben Raddle.
– O… schon in vierundzwanzig Stunden.«
Nach kurzem Nachsinnen setzte der Werkführer hinzu:
»Hätten Sie, Herr Raddle, die Absicht, die Arbeit für eigne Rechnung betreiben zu lassen?
– Ja… vielleicht, wenigstens solange wir unsern Claim nicht zu einem seinem Werte entsprechenden Preise verkauft haben.
– Ja freilich, über diesen Wert würden Sie sich dann ein zuverlässigeres Urteil bilden können.
– Was sollte man übrigens, bemerkte Ben Raddle, hier bis zu dem Tage beginnen, wo die Frage wegen der Grenzlinien in der einen oder andern Weise entschieden sein wird?
– Das ist richtig, stimmte ihm der Werkmeister zu, Nummer 129 wird aber, ob die Stelle amerikanisch oder kanadisch ist, doch darum nicht weniger wert sein. Mich verläßt niemals der Gedanke, daß die Claims an den linken Zuflüssen des Yukon nicht minderwertiger sind als die des rechten Ufers. Glauben Sie mir, Herr Raddle, man wird am Sixty wie am Forty Miles Creek noch ebenso schnell große Vermögen gewinnen wie jetzt an der Bonanza und am Eldorado.
– Ich hoffe, Ihre Prophezeiung werde sich erfüllen,« schloß Ben Raddle, sehr befriedigt von diesen Antworten, die ja seinen Wünschen entsprachen.
Nun war noch Summy Skim übrig. Vielleicht erschien diesem die Pille trotz alledem noch zu bitter. Ben Raddle beunruhigte sich darüber tatsächlich mehr, als er zugestehen wollte.
Da kam ihm aber ein glücklicher Zufall zuhilfe. Die gefürchtete Auseinandersetzung mit dem Vetter fand nicht statt. Als Summy nachmittags gegen fünf Uhr zurückkehrte, war er nicht allein. Ben sah ihn auf dem Gipfel des stromabwärts liegenden Hügels auftauchen, während ein
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