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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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riesiger, wie ein Saumtier beladner Arbeiter diesem voranschritt und er dagegen einen sehr klein aussehenden Begleiter neben sich hatte. Schon von weitem her schien Summy ihn durch Zeichen heranzurufen.
    »He, komm doch her, Ben, rief er, als er sich kaum in Hörweite befand, komm, ich muß dir doch unsre Nachbarin vorstellen.
    – Fräulein Jane! rief da Ben Raddle, als er den scheinbar männlichen Begleiter seines Vetters erkannte.
    – Sie selbst! rief Summy zurück. Die Besitzerin des Claims Nummer 127b.«
    Es ist wohl kaum nötig, zu sagen, daß die junge Amerikanerin bei dem Ingenieur den herzlichsten Empfang fand. Dieser wurde sofort über die Erlebnisse seiner »Gesellschafterin« unterrichtet; er beglückwünschte sie auch wegen ihrer Kaltblütigkeit und bedauerte aufrichtig ihren anfänglichen Mißerfolg. Summy benützte diese Stimmung des Vetters, sein Gesuch gleich anzubringen.
    »Ich habe unsrer Nachbarin versprochen, sagte er, daß du es nicht abschlagen würdest, ihr mit gutem Rate zur Hand zu gehen, und ich hoffe, daß du mich nicht Lügen strafen wirst.
    – Du beliebst wohl nur zu scherzen, erwiderte Ben Raddle.
    – Du wirst dich also nach Fräulein Janes Claim begeben?
    – Das ist selbstverständlich.
    – Und ihn sorgsam untersuchen?
    – Natürlich… mit größtem Vergnügen.
    – Und wirst ihr auch einen sachverständigen Rat erteilen?
    – Ich denke, schon morgen. Nötigenfalls nehme ich die »Lichter« (Augen) Loriques zu Hilfe, der hierin mehr Erfahrung hat als ich.
    – Sehr schön, Ben; bist doch ein guter Kerl! Was Sie betrifft, mein Fräulein, so ist Ihr Glück nun so gut wie gemacht,« versicherte Summy mit Überzeugung.
    Ben Raddle hielt jetzt den Augenblick für günstig, seinen Vetter von seinen Entschlüssen Mitteilung zu machen.
    »Und das unsrige auch, sagte er anknüpfend an die letzten Worte Summys, ohne daß er diesen anzusehen wagte.
    – Das unsrige?…
    – Jawohl. Da wir nun einmal warten müssen, bis der verwünschte Meridian in die richtige Lage gerückt ist, habe ich beschlossen, hier den Betrieb selbst wieder zu eröffnen. Lorique wird die nötige Mannschaft anwerben.«
    Ben Raddle erwartete als Antwort eine Explosion. Wie aus den Wolken gefallen kam er sich aber vor, als er seinen Vetter in gutmütigstem Tone sagen hörte:
    »Das ist ja ein vortrefflicher Gedanke, Ben! Wahrhaftig, ein vortrefflicher Vorsatz!«
    Dann verließ Summy jedoch sofort diesen Gegenstand, der für ihn jede Bedeutung verloren zu haben schien.
    »Was ich sagen wollte, Ben, fuhr er fort, ich habe mir erlaubt, Fräulein Jane für die Nacht Unterkommen in unserm Hause anzubieten, da sie bisher genötigt war, unter freiem Himmel zu schlafen. Hoffentlich hast du doch nichts dagegen?
    – Eine ganz überflüssige Frage! antwortete Ben. Unser Haus steht Fräulein Edgerton natürlich ganz zur Verfügung.
    – So ist also alles in bester Ordnung, sagte Summy, und unter diesen Verhältnissen bin ich der Meinung…
    – Daß…
    – Nun, daß wir unsre liebe Nachbarin hier überall umherführen,« schloß Summy seelenvergnügt, während er sich, ohne eine Antwort abzuwarten, schon in Gang setzte und Jane Edgerton mit sich nahm. Ben Raddle folgte beiden, erstaunt über diese plötzliche Verwandlung seines Vetters.
    Dieser aber sagte zu seiner Begleiterin mit der ernsthaftesten Miene der Welt:
    »Die Placers können doch zuweilen wirklich ihr Gutes haben. Die Placers… sehen Sie, Fräulein Jane…«
    Eine solche Metamorphose war gar nicht zu begreifen, und achselzuckend zündete sich Ben Raddle eine Zigarette an.
Vierzehntes Kapitel.
Ausbeutung.
    Summy Skims Optimismus hielt freilich nur eine Nacht über an. Beim Erwachen am nächsten Morgen verfiel er wieder in seine gewöhnlichen Anschauungen, deren er sich unter einer unerklärlichen Beeinflussung kurze Zeit entschlagen hatte, und als er sich sagen mußte, daß alle seine Befürchtungen sich bewahrheiten würden, da wurde er so schlechter Laune, wie es sein glücklicher Charakter nur zuließ.
    Bis zu dem Zeitpunkte, wo er den Claim würde verkaufen können, wollte ihn Ben Raddle also selbst in Betrieb nehmen. Wer konnte übrigens wissen, ob er sich entschließen würde, ihn überhaupt abzutreten?
    »Eine verteufelte Geschichte! murrte der weise Summy für sich. Ach, Onkel Josias, wenn wir zu Minenarbeitern, zu Goldgräbern, zu Prospektoren oder wie man derlei Volk auch nennen mag, geworden sind, Leute, die ich lieber Elendsucher nennen würde, so bist

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