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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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... ich habe dich belogen. In vielen, wenn auch nicht in allen Punkten. Ich war gar nicht gezwungen, meinen Stiefvater mit dem Tennisracket niederzuschlagen ..."
    Er wartete darauf, daß sie weitersprach, aber sie rettete sich in die ihm nun schon bekannte Geste, und barg das Gesicht in den Händen. Er seufzte und holte ein verknittertes Zigarettenpäckchen aus der Tasche. Es war leer. Da er auf der anderen Straßenseite einen Zigarettenautomaten entdeckte, öffnete er die Tür, um auszusteigen.
    „Ich hole nur ein paar Zigaretten", sagte er.
    Er überquerte die Straße. Ein Milchwagen mit schippernden Kannen fuhr vorüber. Dann war wieder Stille. In dem Moment, wo er die Münze in den Schlitz steckte, hörte er, wie Daphne den Wagenmotor anließ. Er wandte sich um. In diesem Augenblick machte sein Wagen förmlich einen Sprung nach vorn und jagte die Straße hinab.
    „Was bin ich doch für ein Idiot!" sagte er laut.
    Nun zog er das Zigarettenpäckchen aus dem Automaten und lief die einsame, im Morgengrauen still und verlassen ruhende Straße hinab.
    Als er eine halbe Stunde später vor seinem Haus aus einem Taxi kletterte, stand der Wagen vor der Tür. Von Daphne war nichts zu sehen. Am Lenkrad hing ein Zettel. Ich will dich nie Wiedersehen, stand darauf. Eine Unterschrift fehlte. Er zerknüllte das Papier und ging ins Haus.
     
    *
     
    Die frühen Morgenstunden verbrächte der Kommissar mit dem Studium des Mordfalles Sir Ginbourgh. Der Fall war seinerzeit von dem jungen und talentierten Inspektor West bearbeitet worden, einem Beamten, der später in die Kolonien ging, weil er sich wegen einer Liebesaffäre genötigt sah, seine Karriere aufzugeben. Morry fand eine sehr sorgfältige, wohlabgerundete Studie vor, eine Liste seiner Freunde und auch aller jener Menschen, die möglicherweise an seinem Tod interessiert gewesen sein konnten. Es lagen präzise Aufstellungen über die finanziellen Verhältnisse der
    nächsten Erben. Die sehr genauen Ermittlungen hatten ergeben, daß keiner der Menschen, denen aus Sir Ginbourghs Tod ein Vorteil erwachsen wäre, finanzielle Not litten. Im übrigen verfügten die in Betracht kommenden Leute über einwandfreie Alibis. Die Akte vermerkte auch den Umstand, daß das Glas möglicherweise verwechselt worden und einem anderen zugedacht gewesen war . . . zum Beispiel Doktor Brooks. Die Studie kam zu dem Schluß, daß dem ungeklärten Mord kein erkennbares Motiv zugrunde lag. Punkt acht Uhr brach der Kommissar mit einem seiner Mitarbeiter, dem schlanken, hoch- gewachsenen Hilfsinspektor May, zum Hause des Toten auf. Das Gebäude lag in einer ruhigen Vorortstraße und wurde seit dem Bekanntwerden des Mordes von einem Konstabler des nächsten Reviers bewacht. Einige Neugierige standen davor und tuschelten miteinander. Mrs. Finchley, die Haushälterin des Ermordeten, empfing die beiden Herren mit roten, verweinten Augen. Der Kommissar stellte sich und den Hilfsinspektor vor und erklärte mit wenigen Worten den Zweck ihres kommens. Die Haushälterin war eine rundliche, sehr adrett aussehende Frau Mitte der Fünfzig, die ein feuchtes, zerknülltes Taschentuch in den Händen hielt, mit dem sie zuweilen verstohlen an den Augen herumwischte. Sie führte die beiden Herren in das Wohnzimmer, einem ungemütlichen, düsteren Raum, der aussah, als wäre er nie von einem Sonnenstrahl erhellt worden. Plüschvorhänge, zwei Topfpalmen, dunkle Tapeten, verblichene Bilder und Fotografien in schwarzen Rahmen erweckten den Eindruck eines Salons, der seit der Jahrhundertwende keine wesentliche Veränderung erfahren hatte. Nur das moderne Radio, das auf einer Konsole stand, sowie das elfenbeinfarbene Telefon erinnerten daran, daß man das Jahr 1961 schrieb. Der Kommissar blickte sich sehr genau um. Dann nahm er, von Mrs. Finchley dazu aufgefordert, in einem der unbequemen Plüschsessel Platz. Der Hilfsinspektor zog es vor, stehenzubleiben. Er trat ans Fenster und blickte hinaus. Das Fenster wies auf einen kleinen, nicht sonderlich gepflegt erscheinenden Garten. Kommissar Morry schlug ein Bein über das andere und betrachtete die Haushälterin mit zurückhaltender Freundlichkeit und Anteilnahme.  
    „Sind Sie mit Mr. Prentiss verwandt?"
    „Nein, Sir.“
    „Wie lange stehen Sie in seinen Diensten?"
    „Sieben Jahre, Sir."
    „Haben sich in diesem Zeitraum seine Lebensgewohnheiten spürbar geändert?"
    „Oh, nein, Sir. Er war in all diesen Jahren stets gleichbleibend korrekt und höflich. Er ging zweimal

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