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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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längst verflogen. Ärgerlich wälzt sich Kabirizi auf seiner Matratze hin und her, denn je mehr sich seine Anspannung löst, umso mehr spürt er die Kälte der Nacht. Kurz bevor sich seine Augen zum Schlaf schließen, schleicht sich aber wieder jenes Geräusch in seine Ohren, das er gerade eben noch verschwunden glaubte. Diesmal entwickelt sich das Rascheln sehr schnell zu einem Tosen. Zweige brechen, Blätter rauschen. Er hört Füße, die auf den Boden stampfen, hört Stimmen. Sie ähneln den Stimmen jener Wesen, die sonst erst kommen, wenn die Sonne da ist. Die Wesen sind friedlich, ohne Tücke. Bisher waren sie immer nur am Tag da. Dass sie in der Nacht kommen, bedeutet nichts Gutes. Sie machen auch nicht die Töne, die sie sonst von sich geben, jenes tiefe Räuspern.
    Blitzschnell springt Kabirizi auf. Adrenalin pulst durch seinen Körper und versetzt ihn in Alarmbereitschaft. Seiner Kehle entfährt ein mürrischer Laut, der an Hundebellen erin nert. Die Geräusche der Wesen werden nicht leiser. Plötzlich sieht Kabirizi im Unterholz etwas aufflackern. Ein Lichtkegel irrt durch das Dickicht, doch dann hat er wohl gefunden, was er sucht, und verharrt. Einen Moment später zuckt ein gewaltiger Blitz auf, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Für den Augenblick beherrschen grelles Licht und unendlicher Lärm die gesamte Szenerie und verdrängen jeden anderen Reiz, der Kabirizis Sinne hätte erreichen können. Dann erneut ein Blitz und ein Knall. Der Gorilla kennt keine Schusswaffen, Visiereinrichtungen, Abzüge, Pulver, Geschosse oder Ballistik – und er ahnt nicht, wem die Schüsse, die er soeben gehört hat, galten.
    Kabirizi ist wie gelähmt. Er kennt laute Geräusche. Er hat schon riesige, metallisch glänzende Vögel am Himmel gesehen, die mit starren Flügeln brüllend über ihn hinweggeflogen sind. Er hat in der Ferne einen Berg gesehen, aus dem ein rötlicher Fluss entsprang und der donnernd Rauch ausspie. Er hat gehört, wie das Holz zerreißt, wenn ein Elefant Früchte oder Blätter in einer Baumkrone erreichen will. Er kennt das Krachen des Bambus, wenn er wütend eines der dicken Rohre zerbricht. Aber all das ist nichts gegen diesen Knall, der ihn bis ins Mark erschüttert. Seine Lähmung dauert kaum länger als eine Sekunde. Kurz nach dem Blitz und dem Knall bricht ein verstörendes Inferno aus. Überall, so kommt es Kabirizi vor, erhellen nun Lichtkegel die Dunkelheit. Die Wesen, die er so gut zu kennen meint, schreien durcheinander. Das haben sie noch nie getan. Sie laufen durch den Wald davon. Lichter und Geräusche entfernen sich von Kabirizi.
    Angesichts der vermeintlichen Flucht der Störenfriede fährt ein Ruck durch den Silberrücken. Wütend setzt er sich in Bewegung und springt den Angreifern hinterher. Die Wucht seines Körpers, das Krachen berstender Äste und das Staub- und Blättergewirr, das er aufwirbelt, wirken vor dem Leuchten, das von den flüchtenden Wesen ausgeht, mindestens ebenso beeindruckend wie der gewaltige Blitz und der Knall, die ihn eben noch paralysiert haben. Kabirizis Zorn ist grenzenlos. Er wird sich erst beruhigen, wenn er einen der Eindringlinge zu fassen bekommen hat. Sie sollen seine Kraft spüren, er wird sie mit seinen Schlägen zermalmen. Wenn es sein muss, wird er ihnen seine dolchartigen Eckzähne ins Fleisch rammen. Wie eine Naturgewalt stürmt er hinter seinen Feinden her.
    Plötzlich fällt ein greller Schein in seine Augen und blendet ihn. Einige der fliehenden Lichter richten sich nun auf ihn. Er stockt, und schon zucken erneut gewaltige Blitze auf, dröhnt Knall auf Knall an sein Ohr. Rechts und links hört er Holz zersplittern, vor ihm spritzt Erde auf. Dicht neben seinem Kopf zischt etwas bedrohlich nahe vorbei. Scharfer Rauch beißt ihm in die Nase. Etwas Ähnliches hat Kabirizi schon früher gerochen. Feuer riecht beinahe so, wenn der Wald brennt. Aber das ist kein Feuer. Es sind die Wesen, die ihn und seine Familie angegriffen haben. Sie schreien und fuchteln mit den Armen. Er erkennt sie nur undeutlich. Einige von ihnen hantieren mit so etwas wie einem Ast. Von diesen Ästen scheinen auch die Blitze und die gewaltigen Geräusche auszugehen, so viel hat Kabirizi noch erkannt, und mit den Blitzen und dem Knallen splittert das Holz, wirbelt die Erde auf.
    Vor diesem mächtigen Gegner muss man sich in Acht nehmen. Noch hat er sie nicht durchschaut, diese Wesen, die zum ersten Mal in der Nacht gekommen sind, furchtbare Geräusche gemacht haben

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